Gellep-Stratum sucht die Post

Nachdem die alte Filiale im Stadtteil geschlossen wurde, läuft die Suche nach Ersatz erfolglos. Sicherheitsbedenken sprechen laut Stadt gegen Container auf Feuerwehrgelände.

Gellep-Stratum sucht die Post
Foto: A. Bischof

Gellep-Stratum. Wer in Gellep-Stratum ein Paket aufgeben, ein Einschreiben abschicken oder einfach nur eine Briefmarke kaufen möchte, muss dafür einige Kilometer in Kauf nehmen — und zwar über die Stadtteilgrenzen hinaus, nach Linn oder Lank. Seit nunmehr zwei Jahren gibt es in Gellep-Stratum keine Postfiliale mehr. Klaus Jagusch, dem ehemaligen Vorsitzenden des Bürgervereins, stinkt das gewaltig. „Auch nicht zugestellte Pakete können nur bei Postfilialen in anderen Stadtteilen und erst am nächsten Werktag abgeholt werden. Das bringt zusätzlichen Verkehr mit Umweltbelastung oder umständliche Wege mit Bus und Bahn mit sich“, ärgert er sich. „Es gibt nicht mal einen Briefmarkenautomaten.“ Gerade für ältere, nicht mehr mobile Einwohner sei das „in einem zunehmend vergreisenden Stadtteil“ ein echtes Problem.

Klaus Jagusch, Bürger

Seit zwei Jahren ist Jagusch auf der Suche nach Ersatz. Nachdem der geschulte Mitarbeiter des Angelsportgeschäfts an der Lanker Straße gekündigt habe und danach kein Mitarbeiter mehr dazu bereit gewesen sei, die zusätzlichen Postdienste zu erledigen, sei er selbst „losgezogen durch die Gemeinde, aber niemand wollte sein Ladenlokal für diesen Zweck vermieten“, erzählt Jagusch.

Auch die Deutsche Post habe sich bemüht, eine Lösung für Gellep-Stratum zu finden. „Eine Container-Lösung auf dem leer stehenden Schulhof an der Legionstraße wurde aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen vom grünen Tisch her abgelehnt“, moniert der Anwohner. Die Stadt argumentiere „immer wieder mit Sicherheitsbedenken, mit Behinderungen der Freiwilligen Feuerwehr“, deren Gerätehaus an den Schulhof grenzt.

In einem an eine Mitarbeiterin des zur Deutsche Post DHL Group gehörenden Unternehmens CSG GmbH adressierten Schreiben von Anfang Juli bedauert Baudezernent Martin Linne: „Leider kann ich der Aufstellung eines solchen Containers zur Nutzung der Postfiliale auf dem Grundstück Legionstraße 8 nicht zustimmen.“ Die Begründung: „Da sich auf dem Grundstück ebenfalls das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Gellep-Stratum befindet, ist unbedingt sicherzustellen, dass die Zu- und Abfahrt zum Gelände jederzeit frei ist. Der Brandschutz ist eine wesentliche Aufgabe der Gefahrenabwehr“, heißt es in dem Schreiben weiter. Seitens der Stadt müsse sichergestellt sein, „dass die Bekämpfung von Bränden, aber auch Hilfeleistungen bei Unglücksfällen und bei öffentlichen Notständen, die durch Naturereignisse, Explosionen oder ähnliche Ereignisse verursacht werden, schnellstmöglich gewährleistet ist“.

Hinzu komme, dass die Feuerwehr „in nächster Zeit“ eine provisorische zusätzliche Wagenhalle für ihr Löschfahrzeug bekomme, die sich ebenfalls auf dem Gelände befinden soll. „Somit werden die Platzverhältnisse vor Ort weiter eingeschränkt, und weiterer Verkehr durch Kunden eines Postcontainers könnte im Ernstfall zu einer Verzögerung der Einsatzbereitschaft der Feuerwehr führen“, fürchtet der Baudezernent. Ein weiterer Punkt: „Eine zusätzliche Verkehrsbelastung durch Anlieferverkehr und Abholer auf dem Schulhof würde die Situation für Kinder und Kindertagesstätte weiter gefährden.“

Klaus Jagusch kann die Bedenken nicht nachvollziehen. „Die Ortskenntnis bei der Stadt lässt zu wünschen übrig“, betont er und schiebt zynisch hinterher: „Die einzige Behinderung, die ich mir vorstellen kann, ist, wenn die Pferde von der Postkutsche auf der Straße zusammenbrechen und die Straße blockieren würden.“ Von eingeschränkten Platzverhältnissen könne bei einer geschätzten Containergröße von etwa 20 Quadratmetern und zwei bis drei Parkplätzen „keine Rede sein“, glaubt Jagusch. Von der Stadt heißt es zu den von Jagusch skizzierten Einwänden knapp, das Anliegen werde weiter verfolgt. „Sollte sich ein alternativer Standort in Gellep-Stratum ergeben, wird die Stadt auf die Anfrage des Unternehmens zurückkommen.“

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