Gastronomie in Krefeld „Vegane Ernährung ist schließlich auch Klimaschutz“

Krefeld · Die Gründerinnen des Restaurants „Fette Beete“ sind im Finale des Gastro-Gründerpreises. Die Preisverleihung findet am Dienstag digital statt.

 Jessica Wolf (l.) und Kristina Mohr haben das Restauarant „Fette Beete“ an der Dießemer Straße 166 gegründet.

Jessica Wolf (l.) und Kristina Mohr haben das Restauarant „Fette Beete“ an der Dießemer Straße 166 gegründet.

Foto: Lars Walther

Die Worte lassen aufhorchen: „Es gibt in diesen Zeiten tatsächlich eine schöne Neuigkeit aus der Krefelder Gastronomie.“ So beschreibt Jessica Wolf das, was sie und ihre Geschäftspartnerin Kristina Mohr an diesem Dienstag erwartet. In der Zeit von Lockdown und geschlossener Gastronomie könnte ihr Restaurant „Fette Beete“ einen großen Erfolg feiern.

Denn im Rahmen einer digitalen Preisverleihung wird der mit 5000 Euro dotierte Deutsche Gastro-Gründerpreis vergeben. Die Ehrung findet im Rahmen der Online-Version der Gastronomie-Messe „Internorga“ statt. Das Krefelder Duo gehört zu den fünf Finalisten-Küchenteams aus ganz Deutschland. Schon jetzt haben sich Mohr und Wolf in einem Feld von mehreren hundert Bewerbern durchgesetzt.

Ihre Gerichte nennt sie „feinsten Gemüse-Rock’n’Roll“

Ihre Fette Beete haben die beiden Frauen seit dem Jahr 2019. Zuhause ist das Restaurant im idyllischen Hinterhof an der Dießemer Straße 166. Wobei der Begriff Restaurant allein dem Konzept der Gastronominnen kaum gerecht wird. Auch Catering und Kochschule gehören zur Fetten Beete. Alle Felder sind an einer Leitidee orientiert. „Wir sind rein vegan“, sagt Wolf. Ihre Gerichte nennt sie „feinsten Gemüse-Rock’n’Roll. Wir möchten zeigen, was Pflanzen alles können“, so Wolf. Am Niederrhein ist die rein vegane Küche einzigartig. Einige Gerichte auf der Karte lesen sich zunächst recht traditionell. So gibt es einen Burger – nur eben mit Sojasteak statt Fleisch. Aus ethischen und ökologischen Gründen würden sie vegan essen und kochen, sagt Wolf. Vegane Ernährung sei schließlich auch Klimaschutz.

Die Fette Beete soll dabei ein positives Beispiel sein, was in der veganen Küche kulinarisch möglich ist. 80 Prozent der Gäste seien gar keine Veganer. Sie interessieren sich aber für das neue Angebot und „wollen einfach lecker essen“.

Freilich müssen auch Mohr und Wolf seit einem Jahr mit den Herausforderungen im Zuge der Pandemie umgehen. Vielleicht sei es da sogar ein Vorteil, ein junger Betrieb zu sein, sagt Wolf. Mit ihrer Kollegin versucht sie, flexibel zu reagieren und das Lokal mit kreativen Lösungen weiterzuführen. Am Fenster des Restaurants verkaufen sie aktuell Speisen zum Mitnehmen. „So schlagen wir uns durch“, sagt Wolf.

Vier von fünf Konzepten sind von Frauen geführt

Zumindest könnten sie weiterkochen, und die Gäste würden mitziehen. „Dennoch ist nicht alles rosig“, sagt Wolf. Die Kochschule gibt es erst seit Anfang 2020. So richtig konnte sie bislang nicht durchstarten. Zu kurz war die normalere Phase im Sommer. Caterings für Veranstaltungen wie Hochzeiten fallen ebenso weg. „Wir stecken den Kopf aber nicht in den Sand“, sagt Wolf. Dazu sind die Motivation und die Begeisterung für das Herzensprojekt schlicht zu groß. Wolf: „Wir hoffen, dass wir im Sommer wieder vor Ort weitermachen können.“

Gerade in dieser ungewissen Phase kommt die Abwechslung mit der Preisverleihung gerade recht. „Wir freuen uns über dieses positive Signal“, sagt Wolf. Gerne würde sie natürlich den ersten Platz erreichen. Drei der Konkurrenz-Teams kommen aus den großen Metropolen Hamburg, Berlin und München. Da würde es Wolf schon gefallen, den Preis an den Gastro-Standort Krefeld zu holen.

Einfach wird das sicher nicht. Denn auch die anderen Konzepte lesen sich spannend. Vertreten sind unter anderem eine Bar vom Borkumer Strand, die sich der Spirituose Korn verschrieben hat, und iranische Zwillingschwestern, die ihre Küche in Berlin etablieren. Zudem sind ein veganes Koch-Duo aus München und ein nachhaltiges Restaurant aus Hamburg dabei. Eine gewisse Sympathie für die Mitbewerber will Wolf gar nicht verhehlen. Erstmal sei es doch schön, dass alle trotz Lockdown noch da seien und keiner für immer geschlossen habe. Zudem würde das Feld der Nominierten für gute Entwicklungen in der Gastronomie sprechen. „Vier von fünf Konzepten sind von Frauen geführt“, sagt Wolf. Zudem sei die Fette Beete nicht das einzige vegane Angebot.

„Wir freuen uns natürlich über ganz viel Publikum beim Finale“

Wer den Gründerpreis letztlich holt, entscheidet das Publikum der Online-Übertragung am Dienstag. Alle Finalisten bekommen fünf Minuten, um ihr Konzept den Zuschauern zu präsentieren. Das heißt: Wolf und Mohr müssen schnell überzeugen und genau planen, was sie den digitalen Gästen mitgeben wollen. Gar nicht so einfach. „Das ist unser Baby“, sagt Wolf. Beim Stichwort „Fette Beete“ könnte sie wohl auch abendfüllend einen enthusiastischen Vortrag halten. So müsse es eben strukturiert auf den Punkt sein. Das kenne sie noch aus ihrem früheren Job in der Kommunikation eines Unternehmens, sagt Wolf. Dann kommt es auf die Abstimmung der Zuschauer an. „Wir freuen uns natürlich über jede Unterstützung und ganz viel Publikum beim Finale“, sagt Wolf. Am besten sollten sich viele Krefelder zuschalten und ihre Vertreterinnen nach vorne bringen, so ihr Wunsch.

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