Biodiversität Frühling: Rasenmäher sind Gefahr für Igel

Inrath · Der Frühling hat am Montag begonnen. Brigitte Thevessen sieht das mit Sorge. Denn wenn die Gartenbesitzer jetzt in Kürze wieder ihre Rasenmäher, Mäh-Roboter und Freischneider anschmeißen, wird die Zahl der schwerverletzten Igel wieder zunehmen, die zeitgleich aus ihrem Winterschlaf erwachen.

 Von der Firma Belzona Technik West überreichten als Spende Pia Pacovsky, Jeremie Maillard und Nejmi Özdogan (v.l.) 71 Kilo Igelfutter an Vereinsvorsitzende Brigitte Thevessen. Sie versorgt derzeit provisorisch in Not geratene und verletzte Igel auf 38 Quadratmetern.

Von der Firma Belzona Technik West überreichten als Spende Pia Pacovsky, Jeremie Maillard und Nejmi Özdogan (v.l.) 71 Kilo Igelfutter an Vereinsvorsitzende Brigitte Thevessen. Sie versorgt derzeit provisorisch in Not geratene und verletzte Igel auf 38 Quadratmetern.

Foto: Andreas Bischof

Gemeinsam mit dem Tierheim Krefeld, der Igelnothilfe und ihrem Verein, „Casa dei Riccio – Haus der Igel“ wurden im vergangenen Jahr etwa 1500 Igel meist notärztlich versorgt. Alleine 660 von Brigitte Thevessen und ihren „privaten Päpplern“ (abgeleitet von aufpäppeln), wie sie die aktiven Vereinsmitglieder und Mitstreiter nennt. „Das ist nicht nur ein immer größer werdender Kostenfaktor, sondern bei uns ein drängendes Platzproblem“, erklärt Thevessen. Denn die auf einem großen Gartengrundstück mit Haus im Sommer 2021 aufgebaute Igelauffangstation am Plankerdyk wird von der Stadt nicht abgenommen.

Auf 38 Quadratmetern werden Tiere derzeit ärztlich versorgt

Also versorgt Brigitte Thevessen notärztlich die Igel auf 38 Quadratmetern in einer kleinen Wohnung an der Hülser Straße, die eigentlich als Büro gedacht war. Die großen Pläne für die Station am Plankerdyk sind gezwungenermaßen ad acta gelegt. Obwohl der Vorbesitzer glaubhaft ihr versichert hatte, dass die Stadt den Bau der ursprünglichen Hütte zu Beginn des 20. Jahrhunderts genehmigt habe, gibt es keine Belege. Bei den großen Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg auf Krefeld ist unter anderem das gesamte Bauarchiv der Stadt zerstört worden. Und da die Hütte auf der Grenze zum Landschaftsschutzgebiet liegt, habe die Stadt den eingereichten Bauantrag für die Erneuerung eines Schuppens, der Igel-Häuser (in Form von Hochbeeten) und einer neuen Parkfläche auf dem Grundstück abgelehnt.

„Eine Alternative konnte die Stadt uns jedoch auch nicht anbieten“, sagt Thevessen mit großem Bedauern. Schließlich übernimmt ihr Verein wie auch die Igelnothilfe ehrenamtlich, eine Pflichtaufgabe der Kommune – immerhin steht der Igel in Deutschland unter Naturschutz und muss danach besonders geschützt werden.

Inzwischen steht der stachelige Kerl auf der sogenannten Vorwarnliste der Roten Liste für bedrohte Tierarten (laut Landesamt für Umwelt). Laut Bundesregierung (siehe Antwort auf eine kleine Anfrage unter 20/4252) sind die geräuscharm fahrenden Mähroboter vor allem in der Nacht ein Grund dafür. Sie verletzten oder töteten die sich duckenden Igel ebenso wie Kröten, Lurche oder Frösche.

Die engagierte Vereinsvorsitzende will in Zusammenarbeit mit Bau- und Gartenmärkten einen Flyer als Aufklärung für Gartenbesitzer herausbringen. Doch bis das soweit ist, brauche der Verein dringend ein neues Domizil.

Verein hofft, dass Stadt oder Spender neues Domizil kaufen

Der Verein hat in der Nähe ein passendes frei stehendes Haus gefunden, das zum Verkauf angeboten wird. 380 000 Euro soll es kosten. Die Renovierung/Sanierung würde der Verein übernehmen können. „Nicht aber erneut eine Kaufsumme“, sagt Thevessen, die sich Hilfe von der Stadt erhofft.

In Wegberg gibt es eine private Igelstation, die vom Land NRW mit Fördergeldern unter anderem beim Futterkauf unterstützt wird. „Der Kreis Heinsberg hat beim Land den Förderantrag gestellt und die Igelstation braucht nur ihre Rechnungen beim Kreis einreichen, und kriegt die Kosten erstattet“, berichtet Thevessen. 

Das könnte die Stadt Krefeld theoretisch auch. „Aktuell steht die Antwort auf die Frage noch aus, inwieweit eine Förderung durch Landesmittel bei diesem Projekt möglich ist“, sagte ein Stadtsprecher auf Nachfrage unserer Redaktion.

Den Link zu Förderprogrammen hatte man ihr aus dem Geschäftsbereich „Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales – Fördermittel“ freundlicherweise zugeschickt. „Da finde ich alleine ja noch nicht mal das passende Förderprogramm“, schildert Thevessen ihre Eindrücke auf der auch für versierte Leser verwirrenden Internetseite. „Ein gute Hilfe in der jetzigen Situation wäre ein gemeinsamer Termin für einen Runden Tisch“, appelliert die Vereinsvorsitzende an die Stadt.

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