Musik Franz Schubert besucht Konzertkobold Kiko

Krefeld · Schauspieler Paul Steinbach überrascht das Publikum am Sonntag und erzählt aus der Kindheit des gebürtigen Wiener Komponisten.

 Konzertkobold Kiko (Paula Emmrich) auf den Spuren von Franz Schubert (l., Paul Steinbach).

Konzertkobold Kiko (Paula Emmrich) auf den Spuren von Franz Schubert (l., Paul Steinbach).

Foto: Ja/Dirk Jochmann

Das Publikum ist versammelt und das Orchester sitzt schon auf der Bühne, als Kobold Kiko (Paula Emmrich) noch schnell in den Zuschauerraum huscht. Begleitet wird er von einem Mann mit Lockenkopf und Brille, der einen altmodischen Anzug trägt. Mit einem schüchternen „Grüß Gott“ wendet er sich an das Publikum und nimmt neben Kiko Platz. Jetzt fehlt noch der Dirigent. „Da ist er ja!“ ruft ein kleiner Junge, als Kapellmeister Andreas Fellner die Bühne betritt und endlich das erste Stück erklingt.

Es ist eine Ouvertüre von Franz Schubert, der dank einer Zeitmaschine beim vierten Kinderkonzert der Niederrheinischen Sinfoniker höchstpersönlich zu Gast ist. „Wir haben dich schon sehnsüchtig erwartet“, sagt Kiko und begleitet den hohen Gast auf die Bühne. „Sind Sie der Domestik?“, fragt Schubert (Paul Steinbach) etwas irritiert. Der Kobold hat keine Ahnung, was das ist, doch schnell einigen sich die beiden auf spezielle Namen.

Schubert nennt
den Kleinen „Kohlkopf“

Kiko nennt den Komponisten „Schwammerl“, wie das seine Freunde getan haben, Schubert nennt den Kobold „Kohlkopf“. Er begrüßt auch den Dirigenten und erfährt von diesem, dass das erste Stück aus seiner Feder stammt. „Ach, das habe ich ganz vergessen“, sagt Schubert. Kein Wunder, rund tausend Musikstücke hat der Musiker in seinem kurzen Leben geschrieben, darunter sehr viele Lieder. Doch bevor eins der berühmten Schubert-Lieder erklingt, erfüllt Kiko seine Gastgeberpflichten. Schubert darf auf einem gemütlichen Sofa Platz nehmen und wird mit Essen und etwas zu trinken versorgt. Der gebürtige Wiener erzählt von seiner Kindheit. Bereits als Elfjähriger musste er sein Elternhaus verlassen und besuchte als Hofsängerknabe ein strenges Internat. Allerdings hat er dort mit dem Komponieren angefangen und auch Freunde gefunden. Freundschaft ist das Stichwort für das nächste Musikstück. Wie gute Freunde setzen sich fünf Musiker zusammen und spielen einen Ausschnitt aus dem berühmten Forellenquintett. Michael Preiser (Klavier), Philipp Wenger (Violine), Martin Börner (Viola), Raffaele Franchini (Violoncello), Klaus Schneider (Kontrabass) hätte man gerne länger zugehört.

Auch Schubert ist von der Interpretation sehr angetan. Dass er nicht nur unglaublich viel, sondern auch sehr schnell komponiert hat, stellt er dann zu Kikos Verblüffung unter Beweis. Kaum hat er einen Text mit mehreren Strophen bekommen, ist das Lied schon fertig geschrieben. „Habt ihr auch einen passenden Sänger da?“, fragt er. Erfreulicherweise, ja. Bariton Rafael Bruck erklärt sich bereit, das frisch komponierte Lied „Fischerweise“ vom Blatt zu singen. „Jetzt haben wir eine richtige Schubertiade“, jubelt Kiko in Anspielung auf die zu Schuberts Zeit beliebten Hausmusik-Abende.

Nach dem schönen Gesang wird der Komponist unruhig und möchte noch ein bisschen arbeiten. Eine Aufgabe wäre seine siebte Sinfonie, die er zu seinen Lebzeiten nicht vollendet hat. Als er jetzt wieder den zweiten Satz hört, steht für ihn aber fest: „Ich habe es damals so geschrieben, so soll es bleiben!“. Dafür lauscht er lieber dem Klavierspiel von Michael Preiser, der eines seiner „Impromptus“ sehr feinfühlig interpretiert. „Ein herrliches Stück, wer hat das geschrieben?“, fragt Schubert zerstreut. „Mensch, Schwammerl, natürlich du“, ruft Kiko.

Bevor mit einem Ausschnitt aus der Großen C-Dur-Sinfonie diese sehr abwechslungsreiche „Kinderkonzert-Schubertiade“ zu Ende geht, steht für Kiko eines fest: „Wenn ich dich auch nicht wirklich verstehe, so bist Du doch ein guter Freund.“ „Ich bin wohl nur zum Komponieren auf die Welt gekommen“, antwortet Schubert lächelnd.

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