Forschung : Forscher will mit Pilzen Welt retten
Krefeld. Jan Lelley entwickelt in seinem Buch „No fungi, no future“ Rettungstheorien. Seit 1973 forscht er in Krefeld mit Pilzen. Als Nahrungsergänzungsmittel vertreibt die Gamu GmbH sie von hier auch über Deutschlands Grenzen.
Dem Anschein nach abgelegen, tatsächlich aber nur wenige Meter von der Hauptstraße entfernt, in einem Waldstück an der Hüttenallee, wird seit den 1970er Jahren geforscht. 1973 als Versuchsanstalt für Pilzanbau gegründet, hat hier die Gamu GmbH – die Gesellschaft für angewandte Mykologie – seit 1993 ihren Hauptsitz. Im Regal im Eingangsbereich des Flachbaus stapeln sich kleinere und größere Dosen mit pulverigem Inhalt. Bezeichnungen wie Eichhase, Chinesischer Raupenpilz, Maitake, Glänzender Lackporling stehen darauf. Gemahlen oder als Ganzes: Heilpilze sind Jan Lelleys Fachgebiet.
Der Mykologe und Gamu-Geschäftsführer sitzt am Schreibtisch seines Büros vor einer Bücherwand. Er selbst hat etliche wissenschaftliche Publikationen auf dem Gebiet der Pilzforschung geschrieben, das neueste hat den Titel „No fungi, no future – Wie Pilze die Welt retten können“ (Anmerk. d. Red.: Der Titel bedeutet übersetzt „Keine Pilze, kein Zukunft). Auf dem Tisch vor ihm steht ein rotbraunes Gebilde, das eher an ein skurriles Kunstwerk erinnert, als an ein Lebewesen. Reishi nennt sich der Pilz, laut Lelley ein seltenes Wunderwerk der Natur, das Pilzkenner auch im Hülser Bruch schon entdeckt haben.
„Die Chinesen benutzen den Reishi seit mehr als 3000 Jahren in der Volksheilkunde“, sagt der Pilzforscher, der selbst von der Heilkraft der Pilze überzeugt ist.
Heilpilze wirken sich positiv auf das Immunsystem aus
Gemeinsam mit fünf Mitarbeitern beschäftigt sich Lelley seit 25 Jahren in Krefeld mit Heilpilzen als Nahrungsergänzungsmittel. „Heilpilze wie Judasohr oder Igelstachelbart haben eine beruhigende Wirkung auf unser Verdauungssystem, Shitake und Maitake fördern nachweislich die Bildung von Knochenzellen.“ Der Reishi wiederum unterstütze das Immunsystem. Falsche Ernährung, Stress, Schlaflosigkeit – das alles schwächt körpereigene Abwehrkräfte. „In unserem Körper entstehen täglich entartete Zellen, die vom Immunsystem erkannt und zerstört werden – in der Regel“, sagt der Experte. „Deshalb ist es wichtig, das Immunsystem auf hohem Niveau zu halten. Heilpilzextrakte fördern die Bildung von so genannten T-Zellen, die zum Beispiel Krebszellen zerstören.“
Jan Lelley begleitet die Faszination für Pilze schon länger als sein halbes Leben, seit mehr als 40 Jahren. „Wer sich jemals mit Pilzen eingelassen hat, den lassen sie nicht mehr los“, sagt der Forscher. 1,5 Millionen Pilzarten gebe es weltweit, bekannt sei bisher gerade mal ein Zehntel. „Es sind so faszinierende Gewächse, die so wenig verstanden werden und über die man immer Neues herausfinden kann.“ Warum man Pfifferlinge nicht züchten kann, etwa. „Sie leben in strenger Gemeinschaft mit Bäumen. Ohne sie kann das Geflecht im Boden keinen Fruchtkörper bilden“, erklärt Lelley. Problemlos könne man ein Fünf-Gänge-Menu nur aus Pilzen kochen, sagt er. Oder von Pilzen das Kommunizieren lernen. Das größte Lebewesen der Welt? Natürlich ein Pilz: „Das ist ein riesiges Pilzgeflecht in einem Nationalpark in Oregon, das unterirdisch miteinander kommuniziert.“