Fio tanzt Samba mit Kindern

Laute Rhythmen beruhigen Nachwuchs mit Bewegungsdrang. Südamerikanischer Tanz ist per Zufall zur Therapie-Ergänzung avanciert.

Krefeld. Laut und schnell prasseln die Rythmen auf die Ohren - es ist laut im Raum. Kaum zu glauben, dass dieses Ensemble aus Reco-Reco, Agogo, Surdo und vielen anderen Instrumenten aggressive und verhaltensauffällige Kinder beruhigt.

Samba Batucada, ein Musikangebot der Förderschule Sprungtuch mit Sitz in der Schwertstraße, das den Kindern einfach Spaß bringen soll, hat sich als wirkungsvolle Therapiebegleitung für Kinder mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) herausgestellt. Bei der Förderschule Sprungtuch ist die Musiktherapie fester Bestandteil bei der Förderung von Kindern mit Lese-und Rechtschreib-Schwäche.

Marga-Elena Strauch, Musiktherapeutin und -Lehrerin, gestaltet gemeinsam mit ihrem Mann Fio do Pandeiro das Rhythmik-Erlebnis. Seit eineinhalb Jahren bieten sie in den Dülkener Sprungtuch-Räumen Samba Batucada an, Krefeld soll jetzt nachziehen. Diese Art von Samba ist gesanglos und lebt von vielen Instrumenten. Fio hat sich vor 30 Jahren dem Samba verschrieben und den Status eines Samba-Meisters.

"Beim Karneval in Rio leitet er Batucada-Gruppen mit 400 Leuten", sagt seine Frau. "Es entsteht ein tolles Zusammengehörigkeitgefühl", beschreibt Sprungtuch-Geschäftsführerin Eva-Maria Weiner begeistert. Und genau darum geht es beim Batucada: um das gemeinschaftliche Erleben. "Bei aller Konzentration, die geboten ist, können die Teilnehmer ihrem Geist freien Lauf lassen", beschreibt Strauch die Besonderheit des Rhythmik-Spiels.

Bei der herkömmlichen Musikstunde steht Üben im Vordergrund. Beim Samba Batucada geht es um Spaß - "das Lernen geht über den Bauch". Der Bewegungsdrang, den viele ADS-Kinder verspüren, wird aufgefangen. "45 Minuten voller Konzentration sind kein Problem", sagt Strauch.

Mit dem Erfolg des Samba-Kurses haben die Sprungtuch-Macher nicht gerechnet: "Die Kinder kommunizieren mit der Rythmik und regulieren sich", sagt Weiner. Diese Wirkung ist ein Nebenprodukt - "es soll Spaß machen und bewirken, dass die Kinder auf sich selbst hören lernen", erläutert Weiner, die selber mitmacht. Sie gibt zu, dass der Samba "ganz schön ins Gebälk geht". Die Teilnehmer merken, etwas geschafft zu haben.

Weiner betont, dass Samba Batucada keine Therapie im klassischen Sinne ist, sondern als Begleitung anderer Maßnahmen anzusehen ist. Das Angebot ist offen, nach dem Motto: Wer am 21. November kommt, der kommt. "Der Samba klappt mit zwei, 20 oder mehr Kindern", sagt Weiner. Ab 15 Uhr geht es in der Schwertstraße 80 los. Die letzten Trommelschläge werden um 17 Uhr verklingen.

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