Fehlende Betreuungsplätze: Droht der Stadt eine Klagewelle?

Beim Angebot für Kinder unter drei Jahren liegt Krefeld weit hinter den eigenen Zielen zurück.

Krefeld. Der Stichtag 1. August 2013 sitzt Gerhard Ackermann im Nacken. Ab dann haben Eltern einen Rechtsanspruch, ihr unter dreijähriges Kind betreuen zu lassen. Doch der Kita-Ausbau stockt, nicht nur Krefeld fürchtet eine Klagewelle.

Mit einem Zehn-Punkte-Programm will Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) den Ausbau der U3-Betreuung ankurbeln. Dabei sind vielerorts nicht die Neu- oder Umbauten das Problem. Vielmehr fehlen wegen des höheren Personalaufwands die Erzieherinnen.

„Derzeit ist es für uns noch kein Problem, Stellen in Kindertagesstätten zu besetzen“, sagt Gerhard Ackermann, Fachbereichsleiter Jugendhilfe. Die Stadt versucht, dem drohenden Mangel an Erzieherinnen entgegenzuwirken, indem sie sich in der dualen Ausbildung engagiert.

Am Berufskolleg Girmesgath können sich beispielsweise seit dem 1. Februar 2008 Kinderpflegerinnen zu Erzieherinnen fortbilden.

Außerdem wird an der Girmesgath eine staatlich anerkannte Berufsausbildung als Erzieher in einem integrierten Bildungsgang angeboten. Bestandteil ist ein Praktikumsjahr. „In den städtischen Kitas bieten wir allein 43 solcher Praktikumsplätze an“, erläutert Ackermann. Dadurch habe die Stadt als Arbeitgeber früh die Möglichkeit, Bewerber auf sich aufmerksam zu machen und an sich zu binden.

Mehr Sorge bereitet dem Fachbereichsleiter der Ausbau der Kita-Plätze. Seit 2008 gilt das Kinderbildungsgesetz (KiBiz), das allen ein- und zweijährigen Kindern ab August 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in Kitas oder bei Tagesmüttern zuspricht. Entsprechend beschloss Krefeld 2009 einen Ausbaustufenplan.

Danach sollten ursprünglich bis zum nächsten Jahr 31 Prozent aller Kinder unter drei Jahren einen Platz bekommen. Unter anderem wegen Verzögerungen bei Baumaßnahmen ist dieses Ziel bereits auf 2014 verschoben worden. 2015 soll die Versorgungsquote dann mit 1470 Plätzen in Kitas und 400 Plätzen in der Kindertagespflege — also bei Tagesmüttern — bei 35 Prozent liegen.

Das Paket kostet die Stadt rund 60 Millionen Euro, der Eigenanteil liegt bei mehr als 40 Millionen. Bis Ende 2013 sollen zunächst neue Plätze geschaffen werden in den Kitas Florastraße, Neuhofsweg, Herbertzstraße, Westwall, Körner-, Feld-, Prinzenberg-, Remscheider Straße, Fungendonk, Grevenbroicher Straße, Am Kempschen Weg, An de Dreew, Felbelstraße, Kreuzweg, Kuhleshütte sowie Niederbruchstraße. Folgende Neubauten waren geplant: Gatzenstraße und Anrather Straße. Für den Standort Randstraße muss jetzt wegen Schwermetallen im Boden erst einmal eine Ersatzfläche gefunden werden.

Noch kann Ackermann den Bedarf an Betreuungsplätzen für unter Dreijährige decken, indem er Plätze für über Dreijährige kurzerhand umwandelt. Doch nicht mehr lange, denn dann fehlen ihm in dieser Altersgruppe die vorgeschriebenen Plätze.

Bereits jetzt müssen Eltern in manchen Stadtteilen in Kauf nehmen, keinen Platz in der nächstgelegenen Kindertagesstätte zu bekommen. Wenn dann noch ab August 2013 der Rechtsanspruch in Krefeld nicht wie vorgeschrieben erfüllt werden kann, drohen der Stadt Klagen.

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