Feddo Loer - Der Herr der Nähmaschinen

Feddo Loer stellt in seinem Geschäft an der Oberstraße 120 Exemplare aus — von Schätzen aus dem 19. Jahrhundert bis zu neuen Geräten.

Uerdingen. Nähmaschinen sind die Leidenschaft von Feddo Loer und seiner Frau Claudia. Rund 200 gehören ihnen, etwa 120 haben sie in ihrem neuen Geschäft an der Uerdinger Oberstraße ausgestellt. Wahre Schätze aus dem Ende des 19. Jahrhunderts wie eine Singer Improved Family aus 1888 sind darunter, aber auch neue Geräte. Damit fertigen sie alles, vom historischen Gewand über aktuelle Dessous bis hin zur normalen Kleidung. Und wer das Handwerk erlernen will, um sich beispielsweise das Outfit einer Manga-Comic-Figur zu schneidern, ist bei ihnen auch richtig.

Feddo Loer - Der Herr der Nähmaschinen
Foto: Andreas Bischof

Bianca Schlappa trägt ein historisches Gewand zur Demonstration. Sie zählt ihre Kleiderschichten auf: „Leibchen, Liebestöter, Korsett, Hemdchen, Unterröcke, ein Pokissen, Überrock und Oberteil.“ Alles ist selbst genäht. Zwei Wochen dauert die Arbeit an einem historisch korrekten Gewand. Sie gehört ebenso wie die beiden Geschäftsleute zu den zehn Mitgliedern von „Die Gewandeten“, die sich in historisch korrekter Kleidung samt der alten Nähmaschinen auch auf Museumsfesten zeigen.

Feddo Loer, der gerne Zylinder trägt, kann die Handhabe der Maschinen nicht nur erklären und die alten und neuen Schätzchen wieder ans Laufen bringen, er kann auch nähen. „Bei meiner Größe von 1,90 Metern ist es schlecht mit dem Kauf der Kleidung, da falle ich raus aus der Konfektionsgröße. Ich habe mir beispielsweise schon einen Frack und das passende Hemd genäht.“

Eigentlich hat der Mann, dessen Vorname die friesische Version von Friedrich ist, Kläranlagen-Techniker gelernt, ist in das Nähen so „hereingerutscht“. Immer mehr Leute seien zu ihm gekommen mit dem Ausspruch: „Hilfe, sie näht nicht!“ Und Loer bringt sie alle ans Rattern. „Ich habe mich in die Technik hereingearbeitet“, sagt er. „Alle 200 Maschinen funktionieren.“

Um seinem neuen Hobby auch berufsmäßig frönen zu können, hat er Nähmaschinenmechaniker gelernt, einen Beruf, den es eigentlich nicht mehr gibt. „Ich habe vor der Handwerkskammer eine Sonderprüfung abgelegt.“ Nun kann er seiner Leidenschaft auch geschäftsmäßig nachgehen. Die Frau des Inhabers ist Kleidungstechnische Assistentin und kam durch den Steampunk auf die historischen Gewänder. Steampunk fällt in den Bereich des sogenannten Retro-Futurismus, also einer Sicht auf die Zukunft wie sie in früheren Zeiten entstanden sein könnte. Andererseits wird das viktorianische Zeitalter bezüglich der Mode und Kultur idealisiert wiedergegeben.

Es geht aber nicht nur um Fantasie im Geschäft an der Oberstraße. Das Paar bietet auch Maßschneiderei, Nähkurse für Anfänger und Fortgeschrittene, Nähmaschinenpflege und -geschichte, Dessous- und Vintage-Nähkurs und den Nähmaschinenkurs für Kinder an. Wer mag, kann auch kommen und im Geschäft nähen. Apropos Kinder: Im Museum stehen einige kleine Ausgaben der Geräte. Denn schon die Kinder lernten in früheren Zeiten, die Nähmaschine zu bedienen.

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