Krefeld : Fastenbrechen in Krisenzeiten
Bei der traditionellen Iftar-Veranstaltung im Kaya Plaza waren alle Krefelder Bürger willkommen.
Krefeld. Die Einleitung macht Hoffnung: „Wir möchten ein deutliches Zeichen für Toleranz und ein friedliches Miteinander setzen. Entmenschlichende Anfeindungen sind kein Mittel, um in unserer demokratischen Welt Konflikte zu lösen“, sagt Mesut Akdeniz, Vorsitzender der Union der türkischen und islamischen Vereine in Krefeld und Umgebung. Wer aber glaubt, Akdeniz nutzt die Veranstaltung für eine klare Positionierung seines Verbandes gegen die Nazi-Beschimpfungen türkischer Medien oder gar gegen die Morddrohungen deutscher Bundespolitiker, sieht sich getäuscht.
Es ist eine schwierige Zeit. Der heilige Monat Ramadan ist überschattet von Terror im Namen des Islams, rechtsradikalen Äußerungen gegenüber Muslimen und einer viel diskutierten und umstrittenen Armenienresolution — nicht zu vergessen die Anzeigenkampagne des türkischen Präsidenten Erdogan gegen deutsche Satire. Das Verhältnis auf diplomatischer Ebene ist zerrüttet.
Natürlich findet an diesem Mittwoch trotzdem das gemeinsame Fastenbrechen, veranstaltet durch die Union der türkischen und islamischen Gemeinde, statt. Die Krefelder Muslime sind nicht, wie üblich, auf die Moscheen verteilt, sondern können hier gemeinsam den Iftar — das traditionelle Fastenbrechen — feiern.
Kritische, politische Themen werden in den Reden der Würdenträger zwar angerissen, der Fokus des Abends liegt jedoch deutlich auf Harmonie. Stattdessen wird die Bedeutung des Ramadan ausführlich erläutert, und die friedlichen Werte des Islams werden betont.
Die Muslime in Krefeld verstehen sich als friedliche Gesellschaft: „Im Namen aller Muslime distanzieren wir uns von Gewalttaten, Hetze und Hass“, sagt Mesut Akdeniz. Deswegen sind alle Bürger, unabhängig von der Religion oder Herkunft, genauso wie Flüchtlinge eingeladen. „Unsere geflüchteten Freunde gehören genauso zu Krefeld wie wir“, sagt Akdeniz. Die Muslime seien hier zuhause und schon lange keine Gäste mehr. „Die Gästeliste ist so vielfältig wie Krefeld selbst.“