Familienzentren: Wo Eltern noch mehr Hilfe finden

Viele Kitas werden zu Familienzentren. In Schicksbaum steht man am Anfang.

Krefeld. Die Liste, die vor Birgit Serafiniak-Schimmack auf dem Tisch liegt, wird immer länger. Auf die Leiterin der Kindertageseinrichtung Am Kempschen Weg kommen neue Aufgaben zu.

Denn die Kita beherbergt seit dem 1.August eins der beiden neuen Familienzentren in Krefeld. Damit gibt es in der Stadt nun 18 der Kontaktstellen für Eltern und Kinder.

Noch läuft am Kempschen Weg und in der Kita am Neuhofsweg die Zertifizierungsphase. Und das heißt: Listen, lange Telefonate, Elternabende.

Birgit Serafiniak-Schimmack erklärt das Prinzip: "Wir wollen den Eltern noch besser bei der Erziehung helfen, sie beraten und gemeinsame Kurse für Groß und Klein anbieten - von Lernhilfen bis Freizeitgestaltung."

Die Kita-Leiterin hat festgestellt: "Die Eltern freuen sich auf gute Tipps für den Alltag." Dafür müssen sich nicht nur die Erzieherinnen weiterqualifizieren. Es soll auch die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen ausgebaut werden.

Denn, so erklärt Birgit Serafiniak-Schimmack, für ein Familienzentrum gibt es weder mehr Personal noch mehr Zeit - die Kita-Öffnungszeiten bleiben dieselben.

Vor diesem Hintergrund äußerten sich einige Eltern auch bereits kritisch zu der Umstrukturierung. "Sie befürchten, dass der reguläre Betrieb leiden könnte, weil wir etwa Räume für neue Kurse zur Verfügung stellen." Die Sorge sei aber unbegründet: "Die Kindertagesstätte geht immer vor."

Das Land NRW unterstützt jedes Familienzentrum mit zusätzlichen 12000 Euro jährlich. "Ich hoffe, dass wir damit hinkommen", sagt Birgit Serafiniak-Schimmack.

Schon heute gilt die Kindertagesstätte am Kempschen Weg als Hauptanlaufstelle für die Familien in Schicksbaum. Sie kooperiert etwa mit der Musikschule.

Fürs nächste Jahr sind weitere Partnerschaften geplant: "Ich denke da an die Grundschule, den Bürgerverein und den ökumenischen Arbeitskreis", sagt Birgit Serafiniak-Schimmack.

"Dazu bekommen wir viel Hilfe von der Stadt, vor allem von Familienberatung, Familienbildung und dem psychologischen Dienst." Einer der ersten gemeinsamen Kurse findet in dieser Woche statt, Thema ist gesunde Ernährung.

Das könnte auch ein möglicher Schwerpunkt für ein Familienzentrum sein, sagt Gerhard Ackermann, Leiter des städtischen Fachbereichs Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung.

"Bestimmte Kriterien müssen alle potenziellen Zentren erfüllen, damit sie nach einem Jahr das Gütesiegel bekommen - etwa die Betreuung der unter Dreijährigen. Zusätzlich können sie sich spezialisieren."

Neben dem Thema Ernährung sind etwa Bewegung oder Mutter-Kind-Betreuung möglich.

Zum möglichen Schwerpunkt meint Birgit Serafiniak-Schimmack: "Bei uns könnte es auf Integration von Familien mit Migrationshintergrund hinauslaufen. Immerhin stammen gut 85 Prozent der Eltern aus anderen Ländern."

Für die zweite Kindertagesstätte, die ab August neu ins Landesprogramm aufgenommen wurde, die Kita am Neuhofsweg in Elfrath, stellt sich Leiterin Evelyn Kuhn als mögliches "Hauptthema" das Zusammenleben der verschiedenen Generationen vor.

"Wir bieten schon länger Kurse für die Jüngsten und für die Ältesten an", erklärt sie. "Das würden wir gern noch ausbauen."

Auch Evelyn Kuhn rechnet damit, dass ihr Terminkalender in den nächsten Monaten immer voller wird. Schließlich will sie, genau wie Birgit Serafiniak-Schimmack, die Zertifizierungsphase auch wirklich bestehen.

Beide sind sich jedoch einig: "Die harte Arbeit wird sich lohnen."

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