Abschiebung Familie macht sich Sorgen um Adnan Harb

Seit der Abschiebung vor 113 Tagen sitzt Adnan in der Türkei — ohne Papiere. Frau und Kinder haben kaum Kontakt zu ihm.

Abschiebung: Familie macht sich Sorgen um Adnan Harb
Foto: privat

Krefeld. Unsicherheit prägt derzeit das Leben der Familie Harb in Uerdingen. Nawal Harb und ihre drei Kinder wissen nicht, wie es ihrem Mann und Vater Adnan geht, der am 8. Mai nach Istanbul abgeschoben wurde. Und sie blicken sorgenvoll auf den 21. Dezember. Dann wird Tochter Marua Harb 18 Jahre alt und damit volljährig. Dann droht die Abschiebung der restlichen Familie, die zwar seit über 30 Jahren in Krefeld beheimatet ist, aber seit Jahren lediglich im Status der Duldung lebt.

„Ich habe vor über einer Woche mit meinem Mann in der Türkei telefoniert“, sagt Nawal Harb. Er sei nicht immer erreichbar. „Er hat keinerlei gültigen Papiere“, sagt sie. Deshalb wage er sich kaum auf die Straße, weil er Angst habe, deshalb festgenommen zu werden. Eigentlich halte er sich dort illegal auf.

Jochen Pesch, Gemeindereferent der katholischen Gemeinde St. Anna, die Harb im März Kirchenasyl gewährt hatte, konnte ihn am Montag erreichen. „Gesundheitlich geht es ihm den Umständen entsprechend gut“, berichtet Pesch. Nach den Unruhen im Zusammenhang mit der Kurden-Krise in der Türkei halte er sich derzeit aus Sicherheitsgründen aber außerhalb der Bosporus-Metropole auf.

Der im Libanon geborene und von dort aus mit seinen Eltern 1985 vor dem dortigen Bürgerkrieg nach Deutschland geflüchtete Vater wurde von der Ausländerbehörde, legitimiert vom Amtsgericht, als vermeintlicher Türke mit dem Namen „Cetin“ dorthin abgeschoben. Es stellt sich nach fast vier Monaten Aufenthalt von Adnan Harb in der Türkei die Frage, mit welchen Papieren er abgeschoben wurde und warum die Türkei ihrem vermeintlichen Staatsbürger keinen Aufenthaltstitel und keinen türkischen Pass ausstellt.

Unterstützt wird Harb in der Türkei juristisch und auch finanziell von seinen vier Brüdern und der Schwester in Berlin. Sie alle leben unter dem Namen Harb mit einer mehrjährigen Aufenthaltserlaubnis in der Hauptstadt. Einer der Brüder ist inzwischen deutscher Staatsbürger. Dieser wird auch im September nach Istanbul fliegen, um seinem Bruder vor Ort zur Seite zu stehen. Unterstützt wird Harb auch von Krefeldern, die auf ein Spendenkonto des Flüchtlingsrates eingezahlt haben.

Unterdessen setzt die Ausländerbehörde der Stadt die Sanktionen gegen die Familie fort. Auf Antrag der Behörde wies das Amtsgericht das Standesamt an, den Familiennamen Harb zu eliminieren: „Der Name des Mannes lautet richtig ‘Cetin‘“ heißt es wörtlich in dem Beschluss von Amtsrichter Bungert.

Es gibt aber auch positive Neuigkeiten. Tochter Marua besucht inzwischen das Berufskolleg Vera Beckers an der Girmesgath und fühlt sich dort gut aufgehoben. Sohn Smail, der im September seinen 25. Geburtstag feiert, hat inzwischen einen Arbeitsvertrag als Lagerei-Facharbeiter in einem Fischelner Betrieb. Einzig um den zwei Jahre älteren Sohn Amin macht sich Nawal Harb Sorgen. Seine jahrelangen Bemühungen um einen Arbeitsplatz waren vergeblich. „Er hat offenbar resigniert“, stellt die zierliche Muslima bedauernd fest.

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