Fahrraddemo gegen den Krieg

Mit Fahnen und Appellen protestieren rund 35 Demonstranten am Samstag gegen Waffenlieferungen und Kriegsrhetorik.

Fahrraddemo gegen den Krieg
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Schon damals, als meine Kinder noch klein waren, habe ich mich für den Frieden eingesetzt. Jetzt ist wieder so eine Phase des Kalten Krieges, die mir Angst macht“, sagt die heute 65-jährige Ingrid Vogel. Sie hat sich warme Kleidung angezogen, schwingt sich auf ihren Drahtesel und radelt wie etwa 35 andere Kriegsgegner durch Krefeld, vom Rathausplatz zum Schwanenmarkt. Das Friedensbündnis zeigt Flagge, fährt mit den Rädern und klingelt, skandiert laut in der Innenstadt „Frieden schaffen ohne Waffen“.

Die Passanten werden neugierig. Das Krefelder Friedensbündnis, zu dem Vertreter politischer Parteien ebenso wie die karitativer Organisationen, Studenten oder Pensionäre gehören, hat die jüngsten Bürgerkriege, Menschenrechtsverletzungen und den Krieg in der Ukraine zum Anlass genommen, auf die Straße zu gehen. Viele haben eine bunte Flagge dabei, auf der das italienische Wort für den Frieden, „Pace“, steht.

„Unser harter Kern besteht aus etwa zehn Leuten, die auch Ostern die Radtour oder den Hiroshima-Gedenktag im August mit organisiert hatten“, sagt der 64-jährige Ulrich Knur. Er erinnert zu Beginn der Kundgebung an die unzähligen Bürgerkriegs-Toten und an die Millionen Flüchtlinge, die er größtenteils als Opfer wirtschaftlicher und strategischer Interessen sieht.

Aber auch junge Leute setzen sich für den Frieden ein, für das Recht und die Gerechtigkeit. Wie die Geschwister Charlotte (18) und Josefine (22) Furthmann. Die beiden sind mit ihrer Mutter Edith Furthmann da, die seit Jahren politisch aktiv ist. Für Charlotte ist es die erste Teilnahme an einer Friedensaktion.

Andere engagieren sich schon lange bei Pax Christi oder der Krefelder Emmaus-Gemeinschaft. Zum Beispiel die 48-jährige Elli Kreul. Sie kümmert sich seit nunmehr 22 Jahren in der Emmaus-Selbsthilfegruppe um die Wohnungslosen, arbeitet im Tagestreff an der Tannenstraße.

Die angemeldete Tour verläuft überaus friedlich. Einige Polizisten begleiten die Kolonne auf ihren Rädern und mit einem Krad. Einsatzleiter Torsten Götte erlebt einen ruhigen Mittag. Am Schwanenmarkt sind ebenfalls Schilder mit der Aufschrift „Friedenslogik statt Kriegsrhetorik“ aufgestellt.

Dort singt ein Friedenschor, Rita Suermondt greift zur Gitarre. Julia Suermondt, Ratsfrau der Linken, wendet sich ebenso an die Zuhörer wie Cornelius Schmidt, Pfarrer der Alt-Katholischen Gemeinde Krefeld.

Die vermutlich älteste Teilnehmerin kommt aus Vorst. Es ist die 87-jährige Christel Tomschak. Die Vorsterin kämpft schon seit Jahrzehnten für den Frieden in aller Welt. Sie erinnert sich genau daran, wie sie 1953 vor den Girmes-Werken in Grefrath-Oedt eine unangemeldete Fragebogenaktion für die Entmilitarisierung Deutschlands durchführte und sich dabei mit der Polizei anlegte. Mit der Folge, dass sie von einem Krefelder Gericht wegen ihres Widerstands gegen die Staatsgewalt zu einer Straße von 150 Deutsche Mark verurteilt wurde, ersatzweise vier Wochen Gefängnis. „Nur mit Mühe und in kleinen Raten konnte ich die 150 Mark abstottern“, sagt sie schmunzelnd.

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