WZ Wissen So respektlos ist man im Alltag

Krefeld · Mit anschaulichen Beispielen vermittelte René Borbonus bei WZ-Wissen Strategien zur richtigen Kommunikation.

 René Borbonus sprach in Krefeld  darüber, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht und umgehen sollte.

René Borbonus sprach in Krefeld  darüber, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht und umgehen sollte.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Wie kann das nur sein? Respekt ist ein Wert, dem viele Menschen eine hohe Bedeutung beimessen. Und obwohl sich über die Bedeutung von Respekt für ein gutes Miteinander alle einig sind, vermissen ihn doch so viele Menschen. René Borbonus ist ein gefragter Rhetorikexperte – warum, davon erhielten die Besucher von WZ Wissen am Montag im Canon Convention Center einen guten Eindruck. Mit Witz, Wissen und Beispielen mitten aus dem Leben brachte er die Zuhörer ordentlich ins Grübeln. Denn Respekt erhält der, der selbst respektvoll mit anderen Menschen umgeht. Und so bleibt einem nichts anderes übrig, als auf sich selbst und seine Kommunikaiton zu schauen.

Dass das sinnvoll ist, macht Borbonus eingangs noch einmal deutlich. Ein amerikanischer Verhörspezialist hat ein Buch darüber geschrieben, dass im Umgang mit Terroristen Respekt effektiver gewesen sei als Folter. Und von der Deutschen Post weiß Borbonus zu berichten, dass dort eine Sensibilisierung von Führungskräften für einen respektvollen Umgang zu gesünderen Mitarbeitern geführt habe.

Bleibt die Frage, warum wir nicht einfach alle respektvoller miteinander umgehen. „Wir alle sind mal respektlos – auch ohne es zu wollen“, so Borbonus, der auch einige Beispiele parat hatte, in denen man sich direkt wiederfinden konnte. Ohne böse Absicht nutzt man im Gespräch gerne Bagatellisierungen, wenn andere ein Problem haben: „Das ist doch nicht so schlimm!“ Oder: „Stell dich nicht so an!“ Dabei sei das sehr respektlos, weil man doch gerade dann gesehen und angenommen werden möchte, wenn man ein Problem habe. Ebenso respektlos sei aber das Verschlimmern: „So könnte ich ja nicht leben!“

Das Spannungsfeld von Verbundenheit und Unabhängigkeit sorgt zwischen Partnern oder Eltern und Kindern immer wieder für Respektlosigkeiten. Und dann sind da noch diese berühmten Warum- oder auch Suggestivfragen, auf die man eigentlich gar keine Antwort möchte, sondern dem anderen damit nur sein Fehlverhalten vorhalten will. Dabei sei die gerade heraus geäußerte Kritik doch viel wirkungsvoller.

Die schlimmste Respektlosigkeit sei aber, die Glaubwürdigkeit des Gegenüber in Frage zu stellen, wie zum Beispiel mit dem Satz „Du hast doch gesagt, dass du das erledigst.“ „Rhetorisch machen wir das ständig. Aber es tut furchtbar weh. Erwarten Sie danach kein gutes Gespräch“, sagte Borbonus. Auch mit Vergleichen, gerne als Lob für andere getarnt, erreicht man wenig beim Gegenüber, „Schau mal, wie schön die Antje Klavier spielt.“ Damit erreiche man nur, dass Antje ziemlich unbeliebt wird.

Warum man dies alles mache? „Weil wir nicht nachdenken. Weil wir nicht die Zeit haben, über Kommunikation nachzudenken“, sagt René Borbonus. Dabei sei es doch viel besser statt „Da haben Sie mich falsch verstanden“ zu sagen „Da habe ich mich falsch ausgedrückt“. Das ermöglicht ein viel offeneres Gespräch.

In drei Schritten
richtig Nein sagen

Auch das Neinsagen falle vielen Menschen schwer. Dabei müsse man ein Nein nicht begründen, rät der Rhetorikexperte. „Wenn Sie ein Nein begründen, geht es im Gespräch nicht mehr um das Nein, sondern nur noch um den Grund.“ Und nicht nur Eltern von kleinen Kindern wissen da gleich, was gemeint ist. In drei Schritten verhilft Borbonus zum richtigen Nein. „Sagen Sie etwas Freundliches. Sagen Sie Nein ohne Begründung und geben Sie einen alternativen Impuls.“

Respektlosigkeiten wecken Gefühle. Borbonus hatte für die Zuhörer zwei Hebel parat, um Gefühlen wie Wut, Angst, Kränkung oder Trauer zu begegnen. Man kann seinen Gefühlen körperlich begegnen, tiefes Einatmen und Entspannung vertreibt zum Beispiel die Wut. Oder kognitiv, indem man über seine Gefühle sachlich nachdenkt. Es gebe immer etwas, das einen auf andere Gedanken bringe. So empfehle Eckart von Hirschhausen eine rote Clownsnase im Handschuhfach gegen Ärger im Stau.

Sich mit seiner Kommunikation zu befassen ist sehr sinnvoll, findet Borbonus. Denn dies habe viel mit der eigenen Lebensqualität zu tun. Also: einfach mal abends hinsetzen und das eine oder andere Gespräch des Tages hinterfragen, empfiehlt Borbonus.

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