Esel Lizzy fühlt sich flauschig an

Der Zoo und die Klinik Königshof kooperieren zu Therapiezwecken.

Krefeld. Kaninchen und Hunde gehören in Altersheimen beinahe schon zum Alltag. Pferde und Delfine therapieren schwerstbehinderte Kinder. Tiere helfen heilen, das ist bekannt. Die Verantwortlichen der Klinik Königshof nutzen diese Erkenntnis, gehen gemeinsam mit dem Zoo Krefeld jetzt neue Wege. Die Tiere kommen nicht zu den Patienten, sondern die Patienten gehen zu ihnen.

Gruppenweise besuchen die Kranken ab jetzt einmal wöchentlich Alpaka, Esel und Schlange an der Uerdinger Straße und dürfen sie - im gewissen Rahmen - mit allen Sinnen erfahren. Sie können sie sehen, hören, riechen, streicheln und die Küsse von Alpaka "Simon" auf der Wange fühlen.

Die Anregung zu dieser Art der Therapie für stationäre Patienten stamme von einer Fotoausstellung in der Klinik über Zootiere her, so Klinikchef Michael Novotny. "Danach haben wir die ersten Schritte besprochen." Chefarzt Gerhard Friedrich ergänzt: "Die Tiere vermitteln Aktivität und Vitalität, ganz gleich ob die Patienten 20-Jährige sind und in der Pubertätskrise stecken oder Senioren Altersprobleme haben." Es sei wichtig, dass die Patienten zeitweise den Klinikalltag vergessen könnten, so der Arzt weiter. "Wir rechnen mit einem großen therapeutischen Erfolg."

In den vergangenen Wochen haben sich Zoopädagogen und Psychotherapeuten zum Gedankenaustausch getroffen. Die Patienten, die in der "Probephase" schon einmal im Tierpark waren, zeigten sich von einer ganz neuen, aufgeschlossenen Seite. "Sie waren begeistert und haben sich nach dem Besuch angeregt unterhalten", berichtet Wolfgang Hoffs, der pflegerische Betriebsleiter des Hauses. "Die Warteliste für den Zoobesuch ist schon jetzt lang."

Die erste "offizielle" Gruppe war gestern im Tierpark unterwegs. Während sich die Älteren ein wenig zurückhalten, sind Jessica Selting und Marcel Winkens ganz vorne dabei. "Als ich von dem Angebot gehört habe in den Zoo zu gehen, fand ich das ganz cool", berichtet die 18-Jährige. Ohne zu zögern streichelt sie Esel "Lizzy" und sagt: "Die fühlt sich flauschig an."

Nach anfänglichem Zögern fasst die junge Frau auch eine Kornnatter an. "Interessant, ich kann ihre Muskeln genau spüren", sagt sie. Die Gruppe ist im Regenwaldhaus ganz still. Sie folgt den Anweisungen von Zoopädagogin Gaby Borg, die bittet: "Ruhig sein, keine hektischen Bewegungen ausführen und die Schlange von vorne nach hinten streicheln."

Die gute Zusammenarbeit zwischen Klinik Königshof und Tierpark soll im Frühjahr durch Arbeiten im naturnahen Garten des Zoos erweitert werden.

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