Lange anhaltender Streit führte zum Rücktritt des alten Vorstandes Es knallt zwischen Stadt und Jägern

Zwischen der Jagdgenossenschaft Krefeld, der Unteren Jagdbehörde sowie dem Fachbereich 39 (Umwelt und Verbraucherschutz) der Stadt Krefeld, zu der diese Behörde gehört, knallt es seit Monaten mächtig.

 Der Streit zwischen Stadt und Jagdgenossenschaft fordert erste Opfer: Zwei Jagdvorsteher haben bereits die Flinte ins Korn geworfen.

Der Streit zwischen Stadt und Jagdgenossenschaft fordert erste Opfer: Zwei Jagdvorsteher haben bereits die Flinte ins Korn geworfen.

Foto: dpa/Christian Charisius

Höhepunkt eines lange schwelenden Streites: Jagdvorsteher Wolfgang Kreifels hat sein Amt im Oktober niedergelegt, nachdem sein Stellvertreter Knut Busch schon vor Monaten die Flinte ins Korn geworfen hatte. Weshalb der Stadtrat in seiner November-Sitzung in aller Eile einen Notvorstand einsetzen und eine Jahreshauptversammlung einberufen musste. Stadtvermessungsdirektorin Deike Herrmann soll sich am 13. Dezember als Nachfolgerin von Wolfgang Kreifels zur Wahl stellen.

 Der Streit hat viele verschiedene Gründe. Nach Wechsel der Zuständigkeiten innerhalb der Stadtverwaltung gibt es aus Sicht der Jagdgenossenschaft keine einheitliche Meinung zu der Frage, wie die Jagdbezirke in neuen Grenzen aussehen sollen. Ohne förmliche Beteiligung der Jagdgenossenschaft Krefeld habe die Untere Jagdbehörde Feststellungsbescheide erlassen, gegen die dann die Jagdgenossenschaft Klage vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf erhoben hat. In einem der Verfahren ist inzwischen der Rechtsstreit schon beim Oberverwaltungsgericht Münster gelandet.

Strittig sind unter anderem die Grenzen von Eigenjagdbezirken der Stadt Krefeld, wie etwa im Bereich der Wilhelmshofallee von der Hüttenallee bis einschließlich des Kaiserparks oder nördlich der Straße „Am Flohbusch“. Nach Ansicht der Jagdgenossenschaft postuliere die Stadt Krefeld über ihren Fachbereich 39, sogar der dortige Spielplatz sei landwirtschaftlich nutzbar, weil da von Imkern Bienenkörbe aufgestellt werden könnten.

Streit gibt es auch um Reviergrenzen am Eigenjagdbezirk Hülser Berg. Die Untere Jagdbehörde will aus Sicht der Jäger die Grenzen der Reviere zu ihren Gunsten verschieben, weshalb Klage eingereicht wurde. „Das Verwaltungsgericht bemängelte daraufhin die Verletzung genossenschaftlicher Rechte, was zu einem neuen Feststellungsbescheid führte“, so ein Mitglied der Jagdgenossenschaft, der im Artikel namentlich nicht genannt werden möchte. Der Bescheid ist nach Überzeugung des ehemaligen Jagdvorstehers, von Hause aus Jurist, erneut rechtswidrig.

Streitpunkt ist auch das Jagen
von Gänsen am Elfrather See

Streitpunkt ist auch die Bejagung von Gänsen am Elfrather See. Lange kümmerte sich darum kostenfrei der Jagdpächter eines an den See angrenzenden Reviers. Dann aber gab dieser die Jagd auf. Die Genossenschaft schlug vor, einem anderen Pächter diese Genehmigung zu erteilen, was die Stadt (Amt 39 und Untere Jagdbehörde) jedoch abgelehnt hätte. Stattdessen sei nun ein Gänsejagdexperte aus Duisburg beauftragt worden. Der habe früher schon an den Jagden am Elfrather See teilgenommen und hole sich jetzt wiederum Krefelder Jäger zur Unterstützung an die Seite, werde dafür aber bezahlt.

Dann wäre da die Debatte um die Bildung eines eigenen Jagdreviers für die Innenstadt, die nach dem Bundesjagdgesetz zum genossenschaftlichen Bezirk gehört. Bisher wurden sogenannte Abschussjäger verpflichtet, um etwa eine Kaninchenplage auf Friedhöfen zu bekämpfen. Von Jägern ist zu hören, dass das Schießen aufgrund eines Pachtvertrages in der Innenstadt viel zu gefährlich sei. Sie würden daher die City gerne zum Bezirk erklären lassen, in dem die Jagd ruht.

Weiterhin geht es um nicht vorliegende Protokolle mehrere Genossenschaftsversammlungen der letzten Jahre durch die Untere Jagdbehörde. Und um vermeintlich zu niedrig angesetzte Pachtpreise. Um einen 1995 geschlossenen Dienstvertrag zwischen Stadtverwaltung und Jägerschaft, den die Stadt zum 31. März 2023 aus Kostengründen gekündigt hat. Und um eine mutmaßliche Äußerung eines Vertreters der Stadtverwaltung, die Zeiten des „hochherrschaftlichen Jagens“ in Krefeld seien endlich vorbei. Alles „Nickeligkeiten“, die in Summe innerhalb weniger Monate mehrere Aktenordner füllten. Und am Ende zu den eingangs genannten Rücktritten führten.

Doch es gibt noch gravierendere Folgen. Von den elf Revieren in Krefeld sind derzeit nämlich nur sechs (Gellep, Linn, Fischeln, Benrad-Süd, Traar-West und Traar-Ost) verpachtet. Nicht aber Oppum, Benrad-Bruch, Hülser Berg, Uerdingen und Verberg, obwohl dafür Beschlüsse der Genossenschaft vorliegen. Die Verpachtung soll nun bei der Versammlung am 13. Dezember im Rathaus erfolgen – zu „Pachtpreisen wie von Pächtern angeboten“, wie es in der Tagesordnung heißt.

Beschluss des Gerichts wird Thema der Versammlung

Thema der Versammlung wird ebenfalls der Beschluss des Verwaltungsgerichts Düsseldorf zum genannten Eigenjagdbezirk Stadtwald werden. Die Untere Jagdbehörde hatte gerügt, dass es für eine Fortsetzung der kostenpflichtigen juristischen Auseinandersetzung, die der alte Vorstand ins Rollen gebracht hatte, noch einen offiziellen Beschluss der Jahreshauptversammlung brauche. Der Beschlussvorschlag der Stadt geht allerdings in die entgegengesetzte Richtung: Rücknahme der Klage beim Verwaltungsgericht Düsseldorf und Münster durch die Jagdgenossenschaft Krefeld, Einstellung der Verfahren und Abrechnung der Kosten für die anwaltliche Beratung. „Und das, bevor die angerufenen Gerichte in der Sache überhaupt entschieden haben“, so ein Mitglied der Jagdgenossenschaft. Zahlen müsse man aber trotzdem.

Auch der beim Amtsgericht Kempen eingereichte Widerspruch der Jäger gegen Beanstandungen der Unteren Jagdbehörde wegen der Pachtverträge für die Reviere Verberg, Oppum, Hülser Berg und Benrad-Bruch soll auf Vorschlag der Stadt Krefeld zurückgenommen werden. Darüber hinaus soll am 13. Dezember über die Bildung des Reviers Innenstadt und dessen Verpachtung entschieden werden. Vorgesehen ist dort nun eine Jagd mit Falken.

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