Schule Es gibt zu wenig Ganztagsangebote

Eltern melden Bedarf in Grundschulen an. Doch für 16 weitere Gruppen fehlt der Stadt das Geld.

Schule: Es gibt zu wenig Ganztagsangebote
Foto: Stefan Arend

Krefeld. Die Zeiten ändern sich: Früher war es erste Pflicht junger Eltern, rechtzeitig einen Kita-Platz für den Nachwuchs zu sichern. Heute ist es eine Notwendigkeit, sich bei Bedarf früh um einen Platz an einer Schule, die den Ganztag anbietet, zu kümmern. Denn es gibt zu wenige. Trotz aller Anstrengungen kommt der quantitative Ausbau der Ganztagsschulen nur im Schneckentempo voran.

„Für das laufende Schuljahr konnten 469 Wünsche nach Ganztagsplätzen an Grundschulen nicht berücksichtigt werden, was rechnerisch einen Zusatzbedarf von bis zu 19 weiteren Gruppen ergibt“, berichtet Jürgen Maas, Leiter des Fachbereichs Schule. „Davon konnten nur drei Gruppen — zunächst befristet für drei Jahre — eingerichtet werden.“ Für mehr fehlt in Krefeld ganz einfach das Geld.

„Es hat sich viel getan, was den Inhalt des Ganztags betrifft, hier wird die Qualität besser“, ist Schulausschuss-Vorsitzende Barbara Behr sicher und spricht den Qualitätszirkel an. Darin werden Träger und Schulleitungen beraten. Maas: „Am Qualitätszirkel nehmen neben den Trägern der Jugendhilfe auch Schulleitungen sowie Ganztagskoordinatorinnen teil. In der ebenfalls existierenden Steuergruppe sind Schulverwaltung, Jugendamt, die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände, der Stadtsportbund sowie die Schulaufsicht vertreten.“

Das Problem liegt im Ausbau, den Behr als „problematisch“ bezeichnet. „Bei uns sind nur rund 38 Prozent des Bedarfs gedeckt, 60 bis 70 Prozent sind wünschenswert. Doch der Schulträger hat auch Inklusion und die Ströme der Flüchtlingskinder zu stemmen“, sagt Behr. „Es ist schwierig.“

An den Schulen sind die Lehrer oft selbst kreativ. Beispiel: „Wir haben fünf Gruppen im Ganztag an der Sollbrüggenschule und zusätzlich eine Betreuung über Mittag mit dem SkF, in der 40 weitere Kinder Platz finden“, berichtet Rektorin Mechtild Wahl-Wittmer. Behr: „Wer keinen Platz hat, muss privat Vorsorge treffen oder versuchen, an eine Schule mit Ganztag zu wechseln, wenn ein Platz frei ist.“ Wobei die Krefelder Grundschulen allesamt nur offenen, also freiwilligen, und keinen gebundenen — das heißt: einen für alle Kinder verpflichtenden — Ganztag anbieten.

Dies ist kein Krefelder Phänomen, erklärt Maas: „Das Land stattet im Primarbereich eine offene Ganztagsschule deutlich besser aus als eine gebundene. Die wenigen gebundenen Ganztagsgrundschulen, die es zurzeit in NRW gibt, werden von den Schulträgern mit erheblichen freiwilligen Mitteln ausgestattet.“ Dabei ermöglichten insbesondere gebundene Ganztagsschulen individuelle Förderung und eröffneten mehr Lernchancen für die Schüler, heißt es in einer Bertelsmann-Untersuchung.

Was die Finanzen betrifft: Der Gesamtaufwand für den Betrieb der 113 Ganztagsgruppen an den städtischen Grundschulen liegt momentan bei jährlich etwa 6,6 Millionen Euro. Daran beteiligt sich das Land NRW mit 2,9 Millionen. 1,2 sind durch Elternbeiträge gedeckt, so dass die Stadt aktuell rund 2,5 Millionen Euro im Jahr aus dem Haushalt dazu schießt. Hinzu kommen Aufwendungen für bauliche Maßnahmen und Ausstattung der Gruppen.

Ein Ländervergleich aus der Bertelsmann-Studie zeigt: Das Land Sachsen zahlt jährlich für zusätzliches Ganztagspersonal an der gymnasialen Ganztagsschule rund 1300 Euro pro Schulklasse. In Rheinland-Pfalz sind es knapp 37 000 und in NRW 19 600 Euro.

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