IMKEREI Gute Chancen auf Krefelds ersten Amtshonig

Krefeld · Auf einem Balkon der städtischen Vermessungstechniker lebt seit vergangenem Sommer ein Bienenvolk. Den Winter hat es gut überstanden und auch schon fleißig gesammelt.

 Reiner Geicke ist der Herr der Bienen auf einem Balkon des Vermessungsamts an der Friedrichstraße. Gerade hat er zum ersten Mal nach dem Winter in den Stock gesehen. Dem Volk geht es blendend.

Reiner Geicke ist der Herr der Bienen auf einem Balkon des Vermessungsamts an der Friedrichstraße. Gerade hat er zum ersten Mal nach dem Winter in den Stock gesehen. Dem Volk geht es blendend.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die ersten Waben für den Honig sind gebaut. Vorsichtig schiebt Reiner Geicke mit einem Finger ein paar Bienen zur Seite und schaut, was sich in den kleinen Wachshöhlen verbirgt. Ganz leicht lässt sich ein Glitzern entdecken. Der erste Nektar ist schon von den fleißigen Tieren in die Waben gefüllt worden.

Das sieht so aus, als ob der Hobby-Imker in ein oder zwei Monaten, je nach Wetterlage und Blütenangebot, zum ersten Mal im Vermessungsamt Honig ernten kann. Am vergangenen Freitag hat der 57-Jährige zum ersten Mal nach der kalten Jahreszeit nach seinen Tierchen geguckt. „Und dass schon der erste Eintrag zu sehen ist, obwohl es am Wochenende noch gar nicht so warm war, ist ein gutes Zeichen“, sagt der städtische Vermessungs-Ingenieur.

Seit vergangenem Juni lebt auf dem Balkon in der zweiten Etage des Gebäudes an der Friedrichstraße – nur ein paar Meter von Geickes Büro entfernt – ein Bienenvolk. Es ist ein Ableger von seinen bisher sieben Völkern zuhause. Während eines daheim den Winter nicht überlebt hat, geht es dem im Stadtbetrieb sehr gut. Betrieb ist hier sogar ungemein.

Mit bunten Beinchen landen die einen Bewohner des Stocks während die anderen schon wieder zum Abflug starten. Die Höschen, die man an den Beinen sieht, sind Pollen. Also das Futter für die Brut, durch die sich im Bienenstock jetzt ein Wechsel vollziehen wird. Die Winterbienen, die drei bis vier Monate leben, werden von den Sommerbienen abgelöst – die vor lauter schwerer Arbeit nur etwa sechs Wochen leben werden. Die Jungbienen schlüpfen gerade und trainieren das Fliegen.

Auf bis zu 25 000 Tiere könnte
das Volk im Sommer anwachsen

Während in den vergangenen Monaten etwa 8000 Tiere mit ihrer Königin in dem Holzkasten saßen, dürften es jetzt „etwa 15 000 sein“, schätzt Geicke. Bis Mai/Juni würden es 20 000 bis 25 000. „Weil es noch ein junges Volk ist.“ Und vor allem ein entspanntes. „Das liegt an der Königin, die überhaupt nicht aggressiv ist.“ Ohne Imkerhut, ohne sogenannten Smoker fürs Erzeugen von Rauch, mit dem man Bienen ruhigstellen kann, bewegt er sich zwischen den Hautflüglern. Seine Imkerjacke trägt er nur, um sich sein Hemd nicht mit dem klebrigen Propolis dreckig zu machen. Die Bienen stellen diese Art Kitt mit speziellen Drüsen her, um unter anderem Schlitze abzudichten.

Mit weiteren Drüsen werden sie in den kommenden Wochen noch alle Rahmen, die im Stock hängen, mit Waben ausbauen und dann mit Nektar füllen. In diesem durchsichtigen Blütensaft, den die einen Bienen sammeln und dann an andere im Stock übergeben, nimmt durch ihren Speichel und Fermente die Feuchtigkeit nach und nach ab. Aus der Flüssigkeit entsteht Honig – mit optimal weniger als 18 Prozent Restfeuchtigkeit.

Dann bekommt Geicke, der „immer schon gerne Honig gegessen hat und sich für Imkerei begeistert“ seinen Lieblingsbrotaufstrich. Und die Kollegen auch, wenn sie wollen. Das Interesse nicht nur fürs Produkt, sondern auch für die Entstehung ist in groß. Alle ein bis zwei Wochen muss Geicke nach dem Rechten sehen und den Stock öffnen. Dann schickt er vorher eine Rundmail an die Kollegen und schaut vor Dienstbeginn so gegen 6.30 Uhr nach den Bienen. „Es sind immer fünf oder sechs Leute mit dabei.“

Kollegen sind es auch, die für einen Teil des Futters verantwortlich sind. Das war sogar eigentlich zuerst da. Im Hof des Gebäudes stehen Hochbeete, in denen Mitarbeiter in der Pause oder nach Feierabend gärtnern und Gemüse oder zum Beispiel Erdbeeren ziehen können. Eine Idee des Gesundheitsmanagements der Verwaltung.

Weil klar war, dass der Anbau nur funktioniert, wenn die Pflanzen auch bestäubt werden, kam man schnell auf den seit sieben Jahren privat imkernden Kollegen Geicke. Ansonsten suchen sich seine Bienchen aber auch in bis zu zweieinhalb Kilometern Entfernung den nötigen Nektar.

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