Erinnern an die unmenschliche Vergangenheit

Am Gleis 1 hat die Ausstellung „Stolpersteine“ eröffnet. Die Organisatoren wollen vor allem Schüler erreichen.

Krefeld. Zeitreise in die unmenschliche Vergangenheit: Im Kulturpunkt Gleis 1 der Bahnhofsmission am Hauptbahnhof hat die Ausstellung „Stolpersteine“ eröffnet. Mit diesen gravierten Messingsteinen will der Künstler Gunter Demnig an die Opfer des Nazi-Regimes erinnern.

Demnig: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Vom Ausstellungsort bis zum nächsten Gedenkstein sind es nur 222 Meter. An der Brotfabrik an der Ritterstraße erinnert er an die Kommunistin und Stadträtin Paula Billstein (1877-1938), die Mutter des Historikers Aurel Billstein. Sie wurde in den Frauenkonzentrationslagern Moringen und Lichtenburg festgehalten und starb kurz nach ihrer Entlassung.

Lydia Paggen hat die Ausstellung für die Mission der Diakonie zusammengestellt. Im ehemaligen Bahnhofskiosk zitiert sie den evangelischen Theologen Helmut Gollwitzer mit einem Text über „Die Geretteten“. Gollwitzer hat als selbst Verfolgter vielen Juden zu Flucht und Ausreise verholfen.

Die meisten jedoch konnten nicht gerettet werden — wie Paula Billstein. Ihr Sohn wurde von den Nazis zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt und danach ins Strafbataillon 999 eingezogen. Von 1948 bis 1952 vertrat er die KPD im Stadtrat. Der spätere Krefelder Ehrenbürger sah seine Hauptaufgabe in der Aufarbeitung des schwärzesten Kapitels der Geschichte seiner Heimatstadt.

Das will auch die Ausstellung in der Bahnhofsmission. Missionsleiterin Ute Clevers hofft darauf, dass Schulklassen das Angebot nutzen. „Wir sehen das auch als Vorbereitung auf die Ankunft des Zugs der Erinnerung, der am 20. März am Hauptbahnhof ankommt.“ Für diesen Zug stehen im Kulturpunkt die authentischen Gepäckstücke von Krefelder Deportierten bereit: Koffer, Taschen, Körbe, Reisekisten.

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