Erdmunde und Erwin Seidlitz haben ihr Glück gefunden

Die Eheleute aus Forstwald helfen seit Jahrzehnten bedürftigen Menschen. Nächstenliebe ist für sie ein hohes Gut.

Erdmunde und Erwin Seidlitz haben ihr Glück gefunden
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Im Hobbyraum ihres Hauses an der Floethheide türmen sich etliche Kartons und gefüllte Schulranzen. In wenigen Wochen kommt der nächste Transporter zu Erdmunde und Erwin Seidlitz, um Hilfsgüter für bedürftige Menschen in der Ukranine, Lettland, Russland und Rumänien abzuholen. Seit fast 23 Jahren sammeln die Eheleute Spenden von Nachbarn, Freunden und Bekannten und geben somit etwas von dem Überfluss in unserem Land ab — wie sie sagen. Für ihr Engagement sind sie vor zwei Wochen beide mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden.

Sie machen aus ihrem Engagement kein Aufhebens. „Es gibt Leute, die unter Einsatz ihres Lebens wirken, solche Menschen bewundere ich“, sagt die 74-Jährige. Und ihr sechs Jahre älterer Mann nickt zustimmend. Ihr Nachbar, Heinz Wiedelbach, hatte die Ordensverleihung bei der Staatskanzlei angeregt.

Anfang Dezember erhielten sie das offizielle Schreiben, dass Bundespräsident Gauck den Eheleuten das Bundesverdienstkreuz verliehen hat. „Ich war völlig platt, als ich von der Ehrung erfahren habe“, verrät Erdmunde Seidlitz. Selten bringe sie etwas aus der Fassung, doch an dem Tag sei es so gewesen. „Ich wusste nicht einmal mehr, was ich noch eben kochen wollte.“

Bei Kaffee und selbst gebackenem Apfelkuchen in ihrem Wohnzimmer erzählen sie von diesem ganz besonderen Tag — und ihre Augen leuchten. Sie sind im Laufe ihrer 57 Jahre währenden Ehe zusammen gewachsen, ergänzen sich in ihrem Reden und Tun. Der eine fängt einen Satz an, der andere ergänzt die Geschichte, ohne dass der eine dem anderen bevormundend oder besserwisserisch ins Wort fällt. „Das war nicht immer so“, erzählen beide und lachen. Nicht das einzige Mal an diesem Nachmittag.

Einer ihrer Söhne hatte ihnen Anfang der 90er-Jahre ein christliches Seminar für Ehepaare in der zweiten Lebenshälfte bei „Team.F Neues Leben für Familien“ geschenkt. Das hat ihr gemeinsames Leben verändert und bereichert, betonen beide. Längst geben sie selbst Eheseminare bei dem gemeinnützigen Verein. Der Titel des nächsten Seminars im März lautet: „Ehe stärken/50 plus — gute Aussichten zu zweit“. „Wir sind ja selbst über 50, da passt das doch gut“, sagt Seidlitz scherzend.

Nach dem ersten christlichen Ehe-Seminar beginnt Erdmunde Seidlitz im Rahmen der „Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde — Brüdergemeinde“ bei sich zu Hause ein Frühstückstreffen für Frauen anzubieten. Das wird zu einem festen Gesprächskreis in der Gemeindearbeit, mit Anteilnahme für die Sorgen und Nöte der Frauen, Ratschlägen und absoluter Diskretion. Ende des vergangenen Jahres hat sie nach vielen Jahren die Leitung an eine Jüngere abgegeben.

13 Jahre lang, von 1996 an, hat sich das Ehepaar außerdem im damals neu gegründeten „Café Talk about“ an der Dreikönigenstraße engagiert. Sie haben Kaffee ausgeschenkt, gesungen, mit Kindern gebastelt und sich immer wieder als Ansprechpartner bei Lebensfragen und -krisen zur Verfügung gestellt. Außerdem sind sie jahrelang in der „Christlichen Bücherstube“ aktiv gewesen. „Die ist leider 2013 eingestellt worden“, bedauern beide.

Ans Aufhören denken sie dennoch nicht: „Wir machen weiter, so lange Gott uns die Kraft dafür gibt.“ Sobald der Keller ihres Hauses wieder leer ist, beginnen sie erneut, Hilfsgüter für bedürftige Menschen zu sammeln.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort