Podiumsdiskussion Energieforum: Krefeld setzt in Zukunft auf Effizienz

150 Gäste kommen zum Energieforum von Stadtwerken und Sparkasse. Die WZ moderiert einen spannenden Abend.

Krefeld. Ist die Energieeffizienz eher ein Modewort zur Befriedigung des grünen Gewissens oder ein echter Werttreiber für die eigene Immobilie und ein Riesengeschäft für die Industrie? Dieser bewusst provokativen Frage widmete sich am Mittwochabend das Energieforum Immobilienwirtschaft. Sachverständige und Experten aus Immobilienbranche, Finanzwelt und Energiewirtschaft informierten und diskutierten auf Einladung von Stadtwerken (SWK) und Sparkasse. Moderiert wurde die Veranstaltung von WZ-Redaktionsleiter Michael Passon.

Hausherr und SWK-Geschäftsführer Carsten Liedtke hatte auf die Kernfrage des Abends nach grünem Gewissen oder Riesengeschäft eine verblüffend einfache und ehrliche Antwort parat: „Beides.“ Ein grünes Gewissen sei für ein Unternehmen ebenso ein Muss wie das Geldverdienen. Damit begann eine lebhafte Podiumsdiskussion, an der sich auch die Fachleute unter den Besuchern beteiligten, darunter viele Architekten, Ingenieure und Energieberater. Gerade dieser Gruppe kommt eine wichtige Funktion zu. Diplom-Immobilienwirt Andreas Habath verwies auf die Bedeutung des Energieberaters, der im ersten Schritt den energetischen Status eines betrieblichen oder privaten Gebäudes analysiert, die Sparpotenziale aufzeigt und daraus einen Fahrplan für das weitere Vorgehen entwickelt.

Energieforum: Große Resonanz zum Thema Energieeffizienz
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Mit dem nächsten Schritt — dem Investitionsplan — kommt das Teamwork zwischen Sparkasse und der größten nationalen Förderbank, der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), ins Spiel. Die Sparkasse vermittelt die meisten KfW-Förderkredite an ihre Kunden, sichert die Finanzierung und ist letztlich für die Kreditvergabe verantwortlich. Über die diversen Möglichkeiten der Finanzierung und Förderung informierten Rainer Pütz, verantwortlich für die Firmenkunden der Sparkasse, und Stephan Kunz, Sparkassenbetreuer für die Förderberatung der NRW-Bank. Pütz versprach, dass im intensiven Gespräch mit den Kunden Konditionen und Kreditlaufzeiten alternativ aufgezeigt werden und der Check auf Fördermittel gleich mit erfolge. Kunz stellte die Vorteile der diversen Förderprogramme vor, die von Universalkredit bis zu KfW-Effizienzprogrammen reichen und je nach Wunsch Zinsvorteile, lange Zinsbindung oder Haftungsübernahme trotz geringer Sicherheit beinhalten.

Moniert wurde aus dem Publikum, dass das Fördergeflecht nur schwer zu durchschauen sei und mancher Mittelständler schon deshalb diesen Weg scheue. Sparkassenvorsitzende Birgit Roos warb um Vertrauen in die Berater, die bei den Anträgen hilfreich zur Seite stünden. Sie verdeutlichte aber auch, wie wichtig es für die Kreditvergabe ist, die Energieeffizienz herauszustellen, die entscheidend für die Wertsteigerung der Immobilie sei.

Habath machte deutlich, dass die energetische Qualität von Gebäuden einen immer größeren Einfluss auf den Immobilienwert und damit auf den Kaufpreis hat. Einen Mehrwert erziele der Immobilienbesitzer für das teils gesetzlich vorgeschriebene Nachrüsten von Heizungen (der Verkäufer muss vor 1985 installierte Heizanlagen erneuern) oder das Dämmen von Außenwänden bei Fassadenschäden und von Geschossdecken sowie dem Isolieren von Heizrohren.

Die Nutzung alternativer Energien habe darüber hinaus einen psychologischen Mehrwert, sagt Habath. Dieser beruhige aber nicht nur das grüne Gewissen, sondern habe auch handfeste Vorteile, rechnet er vor. Im Beispiel eines Hauses von 1970 mit 130 Quadratmeter Wohnfläche kommt er nach der Erneuerung des alten Heizkessels durch einen energetisch günstigen (25 Prozent Ersparnis) und mit Hilfe einer Solaranlage (20 Prozent) auf einen Mehrwert von 8500 Euro, verteilt über 25 Jahre. Befragt zum Mietspiegel, sah der Immobilienexperte darin eine Orientierungshilfe für Vermieter und Mieter. Allerdings achte der Mieter mehr auf die „Warmmiete“, die in Form der Nebenkosten oft einer Zweitmiete entspreche.

SWK-Energieexperte Arndt Thißen erläuterte das Modell Wärme-Contracting für Krefeld. Die Stadtwerke installieren eine Heizungsanlage, liefern den Brennstoff und übernehmen den Service — eine Art Rundum-Sorglos-Paket in Leasing-Form. Der Eigentümer erhält so ohne eigene Investition eine moderne Neuanlage, spart bis zu 30 Prozent Energiekosten und zahlt dafür eine monatliche Pauschale.

Krefeld sei als Modellstadt überregional bekannt, weil es moderne Energietechnik wie Fernwärme und Kraftwärmekopplung nutze, lobt Dirk Mobers, Experte der Energieagentur NRW. Er stellte die Top-Maßnahmen der Gebäudesanierung vor, auch aus Sicht der Einsparverordnung. Dabei gehe es nicht nur um weniger Energiekosten und Wertsteigerung, sondern auch um Wohnkomfort und Klimaschutz.

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