Krefeld Einzelhändler wollen bei der Stadtplanung mitreden

Der Handelsverband setzt sich für attraktivere Innenstädte ein, um Leerstand und der Internet-Konkurrenz etwas entgegenzusetzen.

Krefeld: Einzelhändler wollen bei der Stadtplanung mitreden
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Über 300 000 Kunden kaufen täglich in der Region Krefeld, Kempen und Viersen in den Geschäfte ein. „Der Einzelhandelsumsatz in der Region beträgt fast drei Milliarden Euro pro Jahr“, betont Markus Ottersbach. Von Euphorie ist der Geschäftsführer des hiesigen Handelsverbandes NRW dennoch weit entfernt. Die Kennzahlen für den Einzelhandel in Deutschland zeigen zwar einen Umsatzzuwachs von zuletzt 2,3 Prozent auf insgesamt 482,2 Milliarden Euro. 44 Milliarden davon wurden aber im Internet erzielt: Tendenz steigend. Dementsprechend ist die Interessensvertretung der Einzelhändler gefordert.

Die thematischen Schwerpunkte für dieses Jahr sind umfangreich: „Drei Hauptthemen verschlechtern derzeit die Wettbewerbssituation des Handels. Hier müssen klare gesetzliche Regelungen geschaffen werden“, fordern der Vorsitzende Hartmut Janßen und sein Stellvertreter Rainer Höppner. In intensiven Einzelgesprächen mit den Spitzenkandidaten für die Landtagswahl haben sie in den vergangen Tagen für die Sicherung der verkaufsoffenen Sonntage und die Streichung des per Gesetz geforderten Anlasses plädiert. Gemeinsam sprechen sie sich für ein neues Marktgesetz aus, das ein Verkaufsverbot von Neuwaren auf Trödelmärkten beinhaltet.

Auch die geplante Pkw-Maut lehnen sie vehement ab. „Wir wollen weiterhin Kunden aus den Niederlanden hier begrüßen und keine verstopften Landstraßen“, sagt Janßen mit Blick auf die kleineren Städte und Orte im Verbandsgebiet. Das reicht bis zur niederländischen Grenze.

„Städte sind wichtig für das soziale Miteinander“, sagt Höppner, der ein großes Modegeschäft in Willich-Schiefbahn betreibt. Wenn Menschen sich in einer Stadt wohlfühlen, halten sie sich gern dort auf und kaufen dort auch ein. Deshalb wünscht sich der Handelsverband stärker bei politischen Entscheidungen in den Bereichen Städteplanung und Städtebau einbezogen zu werden. „Wir sind als Händler nah an den Menschen und kennen ihre Wünsche“, sagt Höppner.

In Krefeld hat sich Ottersbach zuletzt deutlich in die Diskussion über das neue Parkraumkonzept eingebracht und frühzeitig als erstes ein Mobilitätskonzept für Krefeld gefordert. „Die Probleme im Einzelhandel sind überall gleich, ob in Krefeld oder in Willich-Schiefbahn“, sagt Höppner. „Städte müssen erreichbar bleiben.“ Deshalb befürwortet der Handelsverband den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, in kleineren Orten auch in Form eines Bürgerbusses, den Ausbau der B 288 und der A 57.

Das architektonische Ambiente der Zentren ist nach einer aktuellen Umfrage des Instituts für Handelsforschung entscheidend für deren Anziehungskraft. Deshalb sollten laut Handelsverband mehr Anreize geschaffen werden, dem Leerstand entgegenzuwirken, in dem marode Immobilien saniert und die Innenstädte durch neuen Wohnraum wieder stärker belebt werden.

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