Eine junge Mutter aus Afrika narrt Frauenhaus und Ämter

Ursula K. (25) ist vor über drei Monaten zum Schutz in ein Heim gezogen. Trotz richterlichen Ausreiseverbots hat sie sich mit ihren Kindern ins Ausland abgesetzt.

Krefeld. Alle Kinder in Afrika, sofern sie schon mal ferngesehen haben, träumen von einem besseren Leben in Amerika oder Europa. Ursula K. aus einem Armenviertel am Rande der ivorischen Metropole Abidjan war da nicht anders. Als sie vor mehr als fünf Jahren die Möglichkeit bekam, nach Deutschland zu reisen, fackelte sie nicht lange.

Es verschlug sie nach Krefeld, wo sie Freundinnen und alsbald auch einen Freund hatte. Ein älterer Bruder und eine Schwester lebten bereits in Mönchengladbach. Nach ein paar Jahren kehrte sie, schon einigermaßen des Deutschen mächtig, nach Yopougon Attie in der Republik Elfenbeinküste zurück. Jetzt ist sie wieder in Deutschland und sorgt für viel Scherereien.

Schon während ihres ersten Aufenthaltes in Krefeld hatte sie Rüdiger D. (geschieden, eine fast erwachsene Tochter, 39 Jahre) kennengelernt. Der Kontakt brach nicht ab, Ursula war wieder solo, und der Krefelder Handwerker düste über Dubai nach Abidjan. Afrika ruft.

15 Monate später saß D. wieder im Flieger. Ursula K. hatte am 1. Mai 2007 Zwillinge zur Welt gebracht, einen dunkelhäutigen Jungen und ein dunkelhäutiges Mädchen. Beide mit internationalen Pässen, ausgestellt von der Deutschen Botschaft in Abidjan. Und gleich zwei Vaterschaftstest bewiesen, dass der Krefelder unzweifelhaft der Erzeuger der Zwillinge ist. Vielleicht hatte die Mutter schon damals einen schemenhaften Plan im Kopf.

Am 15. Dezember 2007 kam das inzwischen verheiratete Paar mit den Babys in einer Maschine der Air Maroc via Casablanca und Frankfurt zurück an den Niederrhein. Rüdiger D. gestaltete mit handwerklichen Geschick eine Wohnung in der Gatherhofer LEG-Siedlung hübsch aus: Elefanten vor der untergehenden Sonne in der Savanne an der Wand, Ledermöbel, Bar im Wohnzimmer, Internet, Platz für die ganze Familie.

In den folgenden Monaten fühlte sich, so glaubt jedenfalls ihr Mann, die gutaussehende Ivorerin zusehends eingeengt. Sie wollte ausgehen, in die Disco, Landsleute treffen und so weiter. Vor wenigen Wochen stellte Rüdiger D. fest, dass sie den vorgeschriebenen Deutschunterricht nur sporadisch besucht hat. "Wo war sie in diesen Stunden?", fragt sich der Ehemann, der wie seine Frau von Hartz IV lebt.

Am 12. September ist Ursula K. mit den Kindern abgehauen - ins Frauenhaus. Ihr Mann habe sie bedroht, geschlagen. In den Tagen zuvor hatte sie mehrfach die Polizei nach Gatherhof gerufen. Doch bei keinem dieser Einsätze konnten die jeweils verschiedenen Beamten Verletzungen oder zerrissene Kleidung feststellen. Immerhin räumte Rüdiger D. ein, seine Frau weggeschubst zu haben, als diese ihn nämlich provozieren wollte. "Sie ging mir an die Wäsche."

Das Frauenhaus vermittelte Ursula D. nach Dorsten. Dort lebt sie anonym in einer Wohnung, die ihr das Jugendamt der 80000-Einwohner-Stadt beschafft und eingerichtet hat. Sie beschäftigt eine Anwältin für Briefe an ihren Mann, in denen zum Beispiel die Bar gefordert wird.

Vor dem Krefelder Familiengericht läuft seit längerem ein Verfahren um das Sorgerecht. Auch Rüdiger D. hat einen Anwalt, den der Staat bezahlt. Amtsrichter Laurs beschloss am 17.September wegen der Dringlichkeit ohne mündliche Verhandlung, der Kindesmutter es zu untersagen, die Zwillinge über die deutschen Grenzen zu bringen. Die Grenzpolizei wurde angewiesen, die Kinder im Schengener Informationssystem auszuschreiben. Doch zwischen den Jahren hat sich die Ivorerin nebst Kindern angeblich nach Frankreich abgesetzt. Das wäre Kindesentzug, eine Straftat.

Ursula K. hat in Dorsten einen Festnetzanschluss und ein Mobiltelefon. Ihren Mann hat sie bis Weihnachten täglich und auch nachts angerufen. "Bis zu 30 Mal", sagt D. Sie holte die Kinder ans Telefon und brachte sie zum Weinen. Einige dieser Telefonate sind vom Anrufbeantworter aufgezeichnet worden.

Rüdiger D. war vor Weihnachten im Stress. Wegen der Frau, die offenbar ihre Freiheit auf Staatskosten erkämpfen wollte und wegen der Krefelder Arge: Die wollte nämlich nicht mehr für die große Wohnung aufkommen, obwohl der Familienrichter angedeutet hatte, dass D. mit dem Umzug vielleicht noch etwas warten möge, weil die Kinder ja dem Vater zugesprochen werden könnten. Am Tag vor Heiligabend ist er dann doch in eine Wohnung nahe des Krefelder Polizeipräsidiums umgezogen. Geholfen hat der Halbbruder der flüchtigen Ehefrau. Der versteht seine Schwester nicht mehr und lässt den Kontakt ruhen.

Am 22. Dezember hatte Rüdiger D. einen Besuchstermin beim Kinderschutzbund in Dorsten. Doch Ursula K. hatte zuvor dem Sachbearbeiter im dortigen Jugendamt Dampf gemacht. Ihr Mann wolle sie bedrohen, möglicherweise schlagen.

In Dorsten hat am Dienstag vorletzter Woche ein eifersüchtiger Türke seine Frau auf offener Straße erstochen. "Wir sind jetzt sehr vorsichtig", sagt Stadtsprecherin Lisa Bauckhorn. Ein Streifenwagen der Polizeidirektion Recklinghausen überbrachte rechtzeitig vor der Abfahrt des Vaters der Mutter die Nachricht, dass das richterlich angeordnete Treffen an jenem Montag ausfallen müsse.

Am selben Nachmittag erreichte die WZ Ursula K. unter ihrem Festnestanschluss. "Ich weiß selber nicht, was passiert", hauchte die Afrikanerin in den Hörer. Ja, sie habe noch am Vormittag ihren Mann in Krefeld angerufen, bestätigt sie. Und um was ging es in diesem Telefonat mit Rüdiger D.? "Wenn das alles hier vorbei ist, dann fliegen wir in den Urlaub in die Côte d’ Ivoire", hat sie ihm gesagt.

Das Jugendamt in Dorsten und das Krefelder Familiengericht wollten sich die Verhältnisse genauer anschauen. Lisa Bauckhorn gab eine Erklärung der allgemeinen Art ab: "Wenn wir feststellen, dass ein Sozialbetrug vorliegt, wenn wir arglistig getäuscht werden, dann können Daueraufenthaltsgenehmigungen auch rückgängig gemacht werden." Das war vor dem Fest. Zwischen den Jahren hatte der Sachbearbeiter aus dem Jugendamt frei, die wenigen Außendienstmitarbeiter sind ziemlich überlastet. Vieles spricht dafür, dass Ursula K. die Brückentage in ihren Plan einkalkuliert hatte.

Stadtsprecherin Bauckhorn realisierte zwar schnell, dass das Dorstener Jugendamt hereingelegt worden ist, aber sie kam im alten Jahr noch nicht einmal an die Anschrift der Abgetauchten. Sie fragte sich: "Werden in Paris oder Brüssel zwischen den Jahren wirklich alle Flugpassagiere genau gecheckt?" Ursula K. könnte mit dem Verkauf ihres LCD-Großbildfernsehers (angeschafft auf Kosten des Steuerzahlers) durchaus das Geld fürs Ticket nach Afrika in der Tasche haben.

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