Besuch im Krankenhaus Eine Blitzgeburt auf der A 57

Am Mittwochmorgen ist auf einem Seitenstreifen der Autobahn ein Baby geboren worden.

Die erschöpften, aber glücklichen Eltern: Deldaa Mohamed und ihr Mann Nafi Kocha mit ihrem kleinen Sohn.

Die erschöpften, aber glücklichen Eltern: Deldaa Mohamed und ihr Mann Nafi Kocha mit ihrem kleinen Sohn.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. „Wir standen im Stau. Das Kind war schneller als der Arzt. Ich habe das nicht geglaubt“, fasst Nafi Kocha in drei Sätzen zusammen, was ihn ab dem frühen Mittwochmorgen auf Trab hielt. Für viele Autofahrer auf der A57 Richtung Köln ist es eine ganz normale Fahrt im Berufsverkehr.

Sie ärgern sich über einen Stau, vier Kilometer zwischen dem Kreuz Moers und der Ausfahrt Krefeld-Gartenstadt. Alle wollen irgendwohin. Sie ahnen nicht, dass in einem Auto, das um sieben Uhr auf den Standstreifen ausschert, gerade etwas Außergewöhnliches passiert. Und zwar sofort, ohne Aufschub. „Wir müssen anhalten“, sagt Deldaa Mohamed, die spürt, dass ihr sechstes Kind auf dem Weg ist, in diesem Moment zu ihrem Mann.

Nach Geburt auf der A57: Eltern sind erschöpft, aber glücklich
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Nach Geburt auf der A57: Eltern sind erschöpft, aber glücklich

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Der kann es nicht glauben, hält aber mit seinem Opel auf dem Standstreifen und zückt sein Handy, um Hilfe zu rufen. Das kann jetzt nicht schnell genug gehen. Um 7.10 Uhr machen sich Feuerwehr, ein Rettungswagen und ein Notarzt aus Krefeld auf den Weg. Da hat Deldaa Mohamed schon den Sicherheitsgurt gelöst und den Beifahrersitz in fast waagerechte Position gestellt.

Sie kann die Zeichen, die ihr Körper sendet deuten. Die 39-Jährige hat zu diesem Zeitpunkt schon fünf Kinder zur Welt gebracht und weiß: Es ist soweit. „Das Baby kommt“, sagt sie knapp zu ihrem Mann Nafi Kocha, der gerade von der Polizei erfährt, dass Hilfe in wenigen Minuten vor Ort ist. Doch der Nachwuchs ist schneller. Um circa 7.15 Uhr kommt auf dem Standstreifen der A57 ein Baby zur Welt und der Vater des Neugeborenen kann es nicht fassen. „Bevor der Rettungswagen bei uns war, hielt ich mein Kind schon in den Händen. Mein Mann war sprachlos“, sagt Deldaa Mohamed am Donnerstagnachmittag — einen Tag nach der aufregenden Geburt auf der Autobahn — in einem Zimmer im Helios-Klinikum.

„Wir waren bei meiner Cousine zu Besuch und sind um sechs Uhr los, weil meine Frau das Kind in Deutschland bekommen wollte“, erzählt Nafi Kocha. Seine Frau schaut verständlicherweise aus müden, aber glücklichen Augen in die Kamera des WZ-Fotografen. Ihr Sohn ist süß, hat volles Haar und das Wichtigste: Er ist wohl auf. „Normalerweise passiert nichts, aber wenn etwas schiefgeht und kein Arzt in der Nähe ist, ist es extrem gefährlich“, sagt Ärztin Laura-Sophie Bernards, die Mutter und Kind im Helios aufgenommen hat.

Jetzt freut sich die Familie auf ein bisschen Ruhe und darauf, nach Hause nach Köln zu fahren. Dort wird der Nachwuchs auch ihren zwei Söhnen und drei Töchtern vorgestellt. Deren Geburten haben weniger Aufmerksamkeit erregt, aber „die Geburt war einfacher als bei den Geschwistern, obwohl wir auf der Autobahn waren“, sagt Deldaa Mohamed und lacht

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