Ein Zukunftsszenario von leeren Chefetagen beim Mittelstand

Der anstehende Generationswechsel sorgt bei vielen Unternehmen in der Region für Probleme.

Ein Zukunftsszenario von leeren Chefetagen beim Mittelstand
Foto: dpa

An den Spitzen der Unternehmen in der Region sieht es schlecht aus. Abgesehen vom viel zitierten Fachkräftemangel gibt es bereits — und er verschärft sich noch — einen Führungskräftemangel. Bis 2022 stehen mehr als 6100 mittelständische Unternehmen mit mehreren 10 000 Beschäftigten in der Region mit Krefeld, Mönchengladbach und Neuss vor einem Generationswechsel. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Regionalstudie des Unternehmens K.E.R.N. mit Standort am Dießemer Bruch 66.

Das bedeuet einen Anstieg in fünf Jahren von 44 Prozent. „Die Studie zeigt, dass diese Entwicklung viele mittelständische Familienunternehmen und damit das Rückgrat der erfolgreichen mittelständischen Wirtschaft der Region betrifft“, heißt es von K.E.R.N.-Partner Klaus-Christian Knuffmann. Und es geht nicht um irgendwelche kleinen Firmen. Rund 5400 der betroffenen Unternehmen erwirtschaften einen Umsatz zwischen 250 000 und 5 Millionen Euro. Rund 2600 dieser Unternehmen beschäftigen zwischen 5 und 200 Mitarbeiter.

Die Anzahl betroffener Firmen steige branchenübergreifend um etwa die Hälfte. „Rund 47 Prozent aller klassischen Mittelständler in der Region sind bereits heute älter als 50 Jahre und damit etwas älter als im Bundesdurchschnitt. Diese Entwicklung verschont keine Branche“, sagt Knuffmann zum Bereich Mittlerer Niederrhein. „Kleinere Betriebe mit bis zu fünf Mitarbeitern haben es schon heute eher schwer, eine erfolgreiche Nachfolge zu organisieren.“

Aktuell werde diese alarmierende Entwicklung noch von einer sehr guten Auftragslage im Mittelstand überdeckt.

Die besten Chancen auf eine erfolgreiche Übergabe hätten am Ende Firmeninhaber, die ein attraktives Unternehmen anböten und somit „ein möglichst risikoarmes Invest für einen Käufer darstellen“.

Was die drohenden leeren Geschäftsführerbüros angeht, gibt es einen zunehmenden Wechsel bei den sogenannten CEOs. Rund 15 Prozent der Chief Executive Officer wie geschäftsführende Vorstandsmitglieder oder Vorstandsvorsitzende heutzutage gerne genannt werden, sind 2016 weltweit zu anderen Unternehmen abgewandert, wie eine Studie von strategy&, Strategieberatungsfirma mit Sitz in Düsseldorf, zeigt.

Klaus-Christian Knuffmann, Partner des Unternehmens K.E.R.N

Mit den Managern gehen Fachwissen und Kontakte an die Konkurrenz, weswegen die Unternehmen horrende Summen ausgeben, um neue Manager zu finden, zum Beispiel für Headhunter. Andere versuchen das Karussell der Führungskräfte zu stoppen und die eigenen Manager zu halten. Nicht nur durch hohe monatliche Zahlungen und Boni. Mittlerweile gehört sogar dazu, dass Arbeitgeber, um sich die Führungskräfte loyal zu erhalten, in den privaten Lebensraum vorrücken. So wird beispielsweise die Wohnumgebung der Manager professionell gestaltet — als persönlicher Benefit für die Manager.

„Ebenso wie im Kundengeschäft hat die Weisheit, ein Neukunde koste rund fünfmal mehr als das Halten eines Bestandskunden, auch im Personalwesen Gültigkeit“, sagt Viktor Gilz, Gründer von Suite&Co in München, der sich mit seinem Unternehmen genau auf diese Lebensraumgestaltung spezialisiert hat.

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