Ein Tag gegen das Vergessen

Das Berufskolleg Uerdingen gestaltet mit Projekten die Krefelder Gedenkstunde anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

Krefeld. Hier die fröhlich feiernden und singenden Aufseher, dort die abgemagerten, frierenden Inhaftierten. Hier Wächterinnen mit ihren behüteten Kleinen auf dem Schoß, dort nackte und schutzlos ausgelieferte Kinder. Es sind die Kontraste, die nahegehen. Bilder, die erschreckend realistisch auf eine große weiße Leinwand projiziert werden. Mit ihren schwarzen Rändern erinnert sie an überdimensionale Todesanzeigen.

Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Uerdingen gestalten mit mehreren einfühlsamen Projekten die Gedenkstunde der Stadt Krefeld anlässlich der Befreiung von rund 7000 Insassen des Konzentrationslagers Auschwitz am 27.Januar 1945. Die Veranstaltung anlässlich des 65. Jahrestages stand unter der Überschrift "Gedenken: Gegen das Vergessen. Bedenken: Wehret den Anfängen."

Den Weg zum Veranstaltungsort weist eine "Todeslinie". Kleine Strichmännchen, auf Papier gebannt und in einer Reihe auf den Boden gelegt, sollen die im Konzentrationslager ermordeten sechs Millionen Menschen verdeutlichen. Es sind zu viele. "Die Schüler haben nur ein Sechstel geschafft", erklärt Religionslehrer Stefan Cloerkes. "Sie ergeben schon 100 Meter."

"Die Pädagogen des Berufskollegs haben die Ausrichtung der Gedenkstunde zum Projekt gemacht", sagt Direktor Jürgen Steffens in seiner Rede. "250Schülerinnen und Schüler arbeiteten das Thema in 59 Entwürfen, von denen 38 zu Ende geführt wurden, auf. Wir sind eine technische Schule, deshalb wurden viele Beiträge digital erarbeitet. Wir werden noch einige prämieren", ist sich Direktor Jürgen Steffen sicher.

Zu Beginn der Feier bekommt jeder der rund 500 Besucher eine weiße Rose. Sie steht für das Thema dieses Tages "Gedenken" und "Bedenken" und für "Widerstehen". In den Jahren 1942/43 verbreitete die Münchner Gruppe "Weiße Rose" sechs Flugblätter gegen das NS-Regime. Zum Abschied legen die Gäste ihre Blume an einen Davidstern vor der Halle in den Schnee. Ihn haben die Schüler aus Metallresten zusammen geschweißt und mit Stacheldraht umgeben.

"Wir sind es den Opfern des Holocaust schuldig, sie und ihr Leiden nie mehr zu vergessen", sagt Oberbürgermeister Gregor Kathstede. "Der 27. Januar ist so wertvoll, weil er das Vergessen verhindert. Das Bundeskriminalamt sagt, dass die Hemmschwelle für Gewalttaten steigt."

Es habe nichts mehr mit Anfängen zu tun, wenn Menschen an Plätzen oder U-Bahn-Stationen angepöbelt oder sogar getötet würden, so der Oberbürgermeister weiter. "Auch hier dürfen wir nicht wegschauen und die Vorgänge in unserem Land verharmlosen."

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