Ein Jahr — drei Ausstellungen

Das Textilmuseum hat das Programm für 2018 vorgestellt. Es gibt eine Ausstellung zur Prött-Sammlung.

Linn. Mit einem kleinen Rückblick auf das gerade vergangene Jahr eröffnet Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseums (DTM), die Vorschau auf 2018. 16 000 Besucher sind 2017 in die Ausstellungen „Asia — Europe III. Fiber Art“, „Stick-Bilder“ und „Deutsche Couture - Kleiderwunder der 50er bis 70er Jahre“ gekommen. Letztere ist noch bis in den Mai zu sehen: „Das Interesse ist groß, es werden sicher noch mehr Besucher kommen“, sagt Schieck.

Ein Jahr — drei Ausstellungen
Foto: Dirk Jochmann

Im vorigen Jahr wurden auch wieder feine Stücke aus der hiesigen Sammlung ausgeliehen. Das Überseemuseum in Bremen zeigte Edo-Gewänder — sie wurden 2016 im DTM gezeigt. In Mannheim war italienische Seide in einer Ausstellung zu den Päpsten zu sehen und in der Akademie zu Florenz kamen sieben Fragmente aus dem 14. Jahrhundert zur Geltung. „Speziell karierte Samte waren dort von Interesse“, sagt Schieck.

Annette Schieck, Museumsleiterin

2017 war für das DTM das erste Jahr im fünfjährigen Projekt „Ans Licht“ der Sparkassenkulturstiftung. Die Forschung zum ersten Thema ist abgeschlossen: Ute-Christiane Bergemann hat zur Trachten-Sammlung Paul Prött geforscht. Der Sammler, der mit NS-Politiker Hermann Göring Kontakt hatte, hat im Krieg Trachten an das Textilmuseum verkauft. Derzeit entsteht der Katalog zum Thema, an dem sich auch Annette Schieck und ihre Stellvertreterin beteiligen — sie befassen sich mit dem Schmuck und den Hauben. Die Ausstellung wird am 4. November eröffnet und läuft bis zum 14. April 2019.

Noch bis zum 18. Mai ist „Deutsche Couture“ zu sehen, dazu wird ein Begleitprogramm erarbeitet. Etwa Ende Januar 2018 veröffentlicht das Museum eine Illustrierte dazu: 60 Seiten im Stil der Zeit. Für die folgende Präsentation besteht bisher der Arbeitstitel „Reflexionen — Kunsthandwerk trifft DTM“. 24 Künstler aus NRW haben das Archiv des Museums besucht, sich für einzelne Objekte entschieden und stellen sie eigenen künstlerischen Arbeiten gegenüber. „Ein Vorhang aus Glas, ein Marmor, der Textil wiedergibt oder eine schwebende Mauer sind Arbeiten, die ich schon gesehen habe“, sagt Schieck, „gleichzeitig wird auf diese Weise wieder einmal die Vielfalt unserer Sammlung deutlich.“ Vom 24. Juni bis 9. September, Kuratorin ist die Museumsleiterin.

Die dritte Ausstellung im kommenden Jahr ist die oben erwähnte zu Paul Prött. Auch in diesem zweiten Jahr der Sparkassenkulturstiftung wird die Forschung an den kommenden Projekten fortgesetzt. Walter Bruno Brix aus Köln hat zum Thema asiatische Textilien schon mehr als 1800 Objekte in der Sammlung angeschaut. Nun wird eine Auswahl getroffen: Welche Epoche oder welche bestimmte Kultur wird dann im Mittelpunkt stehen? Zu den entwickelten Themengruppen werden Experten geladen, die dann auch Vorträge halten. Wie bei den anderen Elementen des Stiftungsprojekts bilden auch hier Katalog und Ausstellung den Schlusspunkt.

Die ungarische Historikerin Catalin Nagy arbeitet sich auch schon ein: Ihr Thema sind peruanische Textilien. Sie bilden Kapitel vier in der Forschungs- und Publikationsreihe „Ans Licht“. Das Museum spannt seine Fäden auch weiterhin in weitere Felder, die für die Geschichte der Textilien interessant sind: Ein Verbundprojekt mit der Hochschule Niederrhein, dem Schlossmuseum Rheydt und der Universität Köln stehen auf dem Programm; außerdem ist das DTM Gastgeberin für eine Tagung des „Netzwerk Mode Textil“, das vor zehn Jahren genau hier gegründet wurde. Aus diesem Anlass wird auf dem Podium der Museumsscheune ein Interview geführt.

Elisabeth Hackspiel-Mikosch vom Netzwerk wird ein Gespräch mit Gordon Millings, dem Schneider der Beatles, führen. Dabei geht es um die Korrespondenz zwischen Musik und Kostüm — dieser Teil der Tagung ist öffentlich. (Festvortrag mit Gordon Millings am 10. Mai um 19 Uhr in der Museumsscheune).

In Vorbereitung für eine Ausstellung im Jahr 2019 beschäftigt sich das DTM mit der Zusammenarbeit der chemischen Industrie und der Textilwirtschaft von etwa 1880 bis 1930 — Stichwort „Weltbund“. „Das ist ein bedeutender Aspekt von Krefelds Geschichte“, sagt Annette Schieck, „es geht um die Frage, wie die Farbe in die Mode kommt.“ Ausgangspunkt dafür ist eine Sammlung von Farbstoffen an der Hochschule Niederrhein, mit der sich Professor Jürgen Schram befasst. In diesem Jahr wird Annette Schieck als einzige deutsche Vertreterin an einem Treffen des Leitungsgremiums des „Centre International d’Etudes Textiles Anciens“ (Cieta) in Lyon teilnehmen. 2019 ist die Tagung der hochkarätig besetzten Forschungsgruppe in Krefeld geplant.

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