Ein Abenteuer unter der Brücke

Wenn der Ostwall im Mai auch für Bahnen dicht ist, kommen die nicht mehr ins Depot. Stattdessen entsteht in Tackheide ein Betriebshof auf Zeit.

Ein Abenteuer unter der Brücke
Foto: Andreas Bischof

Das wird ein echtes Abenteuer. Rund 28 Mitarbeiter des Depots der SWK bekommen im Mai für zehn Tage einen Freiluftarbeitsplatz. Denn wenn ab 9. Mai der Ostwall auch für die Straßenbahnen komplett dicht ist, muss der Betriebshof von der St. Töniser Straße nach Tackheide verlegt werden. Über den Aufwand und die Auswirkungen sprach die WZ mit Projektleiter Burkhard Kuphal.

Ein Abenteuer unter der Brücke
Foto: Andreas Bischof

Wer meint, für zehn Tage müssten die Stadtwerke doch mal ohne Betriebshof auskommen, der wundert sich, was alles bedacht werden muss.

Es geht damit los, dass die Bahnen nicht zurück ins Depot kommen, aber über Nacht irgendwo abgestellt werden müssen, wo die Fahrer sie am nächsten Tag wieder abholen können.

„Wir haben überlegt, die Bahnen an den Endhaltestellen zu lassen. Aber erstens konnten wir so keine Bewachung sicherstellen, zudem hätten die Fahrer alle zu unterschiedlichen Einsatzorten gemusst,“ berichtet Kuphal von den Gedankenspielen. Hinzu kommen Wartung, Reinigung und gegebenenfalls auch Reparaturen der Bahnen, die in der Zeit anfallen. Ein Ersatzverkehr mit Bussen scheidet ebenfalls aus, weil weder genügend Fahrer noch genügend Fahrzeuge vorhanden sind.

So entstand die Idee des „Betriebshofs auf Zeit“, ein Projekt, an dem eine Arbeitsgruppe schon seit November tüftelt. Fast 400 Punkte stehen auf ihrer Checkliste, die bis zur Umsetzung abgearbeitet werden müssen. Diese soll nun auf der stillgelegten Straßenbahntrasse Richtung Tackheide erfolgen.

Die Fahrzeuge werden am Abend des 8. Mai den stillgelegten Schienenstrang ansteuern und hinter der Haltestelle Oberschlesienstraße und bis zur Weiche unter der Straßenbrücke abgestellt. Auf der anderen Seite fahren sie dann nach dem Check durch bis kurz vor besagte Haltestelle und können dort am nächsten Tag wieder starten. 32 Bahnen können auf diese Weise dort übernachten. Rund 20 werden für den täglichen Betrieb gebraucht.

Damit die Fahrer sicher zu ihren Fahrzeugen gelangen, werden die Fahrspuren neben den Gleisen in beide Richtungen für den Autoverkehr gesperrt. Für die rund 60 Fahrer, die täglich dort anfangen oder aufhören, wird es eigens einen Shuttle-Service zur St. Töniser Straße geben.

Im Bereich des Schienenkreises unterhalb der Brücke entsteht der eigentliche Betriebshof. Dort müssen Wege hergerichtet werden, Container entstehen für Menschen, Material und Gerätschaften sowie Sanitäranlagen. Der Betriebshof auf Zeit wird zur Sicherheit eingezäunt. „Dort werden wir unter anderem eine Besandungsanlage für die Bremsen und einen Steiger für Arbeiten auf dem Dach haben. Wir können so quasi alles reparieren. Nur von unten kommen wir nicht an die Bahnen ran, weil eine Grube fehlt“, sagt Kuphal.

Der Technische Leiter der SWK hofft, dass die Weiche an der Straßenbrücke Gladbacher Straße durchhält, denn die Trasse wurde ja unter anderem auch deshalb stillgelegt, weil sie reparaturbedürftig ist „Der einspurige Bereich ist die Achillesferse. Wenn es da hakt, haben wir ein großes Problem.“

Drei Bahnen kann man problemlos in dem Wendekreis bearbeiten. Wenn es mehr werden oder Fahrzeuge komplett ausfallen, könnte der Ostwall zum Ausweichquartier werden. Immerhin steht in Tackheide nur etwa ein Sechstel des Platzes im Vergleich zum Betriebshof an der St. Töniser Straße zur Verfügung.

28 der knapp 100 Mitarbeiter ziehen für das zehntägige Jahrhundertwerk mit rüber, sollen dort bei den Stahlfirmen sogar feste Parkplätze erhalten. Insgesamt wird der Betriebshof auf Zeit die SWK neben einer Menge Ideen und Energie rund 50 000 Euro kosten.

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