Ingeborg Müllers (CDU) Ehrenamt Politiker: "Junge Leute haben dafür gar keine Zeit"

Ingeborg Müllers, CDU-Ratsfrau, hat mit der WZ in ihrem politischen Kalender geblättert. Da kommt einiges zusammen.

Ingeborg Müllers (CDU): Ehrenamt Politiker: "Junge Leute haben dafür gar keine Zeit"
Foto: abi

Krefeld. Ingeborg Müllers (64) macht die Aufgabe als ehrenamtliche Politikerin Spaß. Sonst wäre sie nicht schon so lange dabei. Aber sie sagt auch ganz klar: „Das geht nicht ohne die Unterstützung der Familie.“ Sie selbst hat erst wieder mit der Politik angefangen, als ihre beiden Kinder groß waren. Und dass es schwierig ist, Nachwuchs für Rats- und Ausschussarbeit zu finden, liegt ihrer Meinung nach nicht am Geld. „Es gibt viele junge Leute, die dafür in Frage kämen, aber die sind beruflich und familiär so eingespannt, dass das gar nicht funktionieren würde.“

Müllers ist für die CDU im Rat, sie ist Vorsitzende des Kulturausschusses, Mitglied im Schulausschuss und im Aufsichtsrat des Gemeinschaftstheaters, hat den Vorsitz in der Kulturstiftung der Sparkasse und ist Stellvertreterin im Zweckverband der Sparkasse. Hinzu kommen die Besprechungen und Sitzungen der Fraktion und der Arbeitsgruppen und — als Vorsitzende des Kulturausschusses — der Austausch mit Vertretern der Kulturszene.

Gewählt war sie zudem als Bezirksvertreterin in der BZV West hat das Mandat aber zugunsten eines jüngeren Kollegen abgegeben. „Ich darf mich als Ratsfrau aber in den Sitzungen einbringen und nehme das, wenn es geht, auch wahr.“

Und dann sind da noch die vielen Dinge, die im Grenzbereich zwischen Ehrenamt und Freizeit liegen, wenn Müllers zum Beispiel eine Ausstellungseröffnung oder ein Theaterstück besucht, wenn es Termine mit der Presse gibt oder wenn man die Berichterstattung in den lokalen Medien verfolgt.

Derzeit ist der Kalender besonders voll, weil auch noch die Haushaltsberatungen auf dem Programm stehen. Stundenmäßig sei dies sehr schwer zu fassen, aber wenn sie einen Durchschnitt schätzen soll, käme sie bestimmt auf eine halbe Stelle, denkt Müller.

Und so sieht eine zufällig herausgegriffene Woche der ehrenamtlichen Politikerin Ingeborg Müllers aus:

Freitag: Abends Ausstellungseröffnung zum Jubiläum der Gemeinschaft Krefelder Künstler GKK

Sonntag: Neujahrskonzert der Musikschule

Montag: Fraktionssitzung, vorher Erläuterung/Gespräch in der Fraktion mit Kämmerer Ulrich Cyprian zum Haushaltsentwurf

Dienstag: Gespräche zur Vorbereitung des Kulturausschusses; abends Lektüre Haushaltsentwurf

Mittwoch: Zusammenstellung, was vor der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Museums noch mit der Verwaltung und der Fraktion zu klären ist; Infos über die geplante Gestaltung des Platzes und die Verkehrsführung eingeholt

Donnerstag: Neujahrsempfang der Stadt; Einladung zum Kulturausschuss fertig gemacht; diverse Telefonate

Freitag: Zwei Gespräche in Sachen Kultur, eins in Sachen Denkmalpflege; Interview mit der WZ; Informationsbesuch in der Grabeskirche

Nun ist Ingeborg Müllers aber nicht nur Hobby-Politikerin, sondern hat auch einen Vollzeitjob als Personalrat für sämtliche Lehrer an Berufskollegs im Regierungsbezirk Düsseldorf. Wenn sie politische Termine hat, dann ist sie auch schon mal um 6 Uhr in ihrem Düsseldorfer Büro. Wenn der Ausschusskalender leer ist, erreicht man sie dort auch abends um 19 oder 20 Uhr noch. Verdienstausfall?

Hat sie noch nie in Anspruch genommen. Sie holt die Zeit vor oder nach. „Eine Freistellung auf Kosten der Kollegen — da würde ich mich nicht wohlfühlen. Das ist schließlich mein Beruf, davon lebe ich.“

Das Geld, das sie als Aufwandsentschädigung erhält, interessiert sie nicht. „Ich verwende das für Dienstleistungen, wie eine Haushaltshilfe, damit ich mehr Zeit für das Ehrenamt habe. Wenn ich mich einbringe, dann möchte ich das mit ganzem Herzen tun.“ dag

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