E10: Augen auf beim Tanken

Seit gestern gibt es in Krefeld die neue Benzinsorte E10. Vorsicht: Nicht alle Motoren vertragen den Bio-Kraftstoff. Super könnte vom Markt verschwinden.

Krefeld. Augen auf an der Zapfsäule: An Krefelds Tankstellen hat das E10-Zeitalter begonnen. Die beiden Esso-Stationen an der Philadelphia- und Klever Straße bieten seit gestern den neuen Bio-Kraftstoff an. In den nächsten Wochen werden andere Anbieter wie Shell und Aral folgen.

Das Problem: Die Benzinmotoren in etwa drei Millionen bei uns zugelassenen Autos vertragen den Bio-Kraftstoff nicht. Der Zentralverband des Kfz-Gewerbes warnt: „Wegen der korrosiven Wirkung von Bioethanol muss an Ventilen und Ventilsitzringen mit erhöhtem Verschleiß gerechnet werden. Wer versehentlich E10 getankt hat, sollte auf keinen Fall losfahren, sondern umgehend den Tank auspumpen lassen.“

Autos mit Dieselmotoren sind von dem Problem nicht betroffen.

An der Preisfront zeichnet sich ab, dass E10 ebenso viel kosten wird wie das bisherige Superbenzin. Bei Esso wurde der Liter gestern Nachmittag für knapp 1,41 Euro verkauft. Superbenzin mit fünfprozentigem Bioethanol-Anteil und 95 Oktan kostete dagegen fünf Cent je Liter mehr und ist damit so teuer wie Super Plus (98 Oktan), das Spezialbenzin für Hochleistungsmotoren.

Vieles spricht dafür, dass die übrigen Ölkonzerne dieser Strategie folgen werden. Wer also E10 nicht tanken darf oder will, muss mehr als bisher zahlen. Nachdem Normalkraftstoff an den Zapfsäulen praktisch verschwunden ist, könnte dies mittelfristig auch für Super gelten. Neben E10 bliebe dann nur noch das teure Super Plus.

Bestätigungen dafür lehnen die Unternehmen ab. „Zu unserer Strategie äußere ich mich nicht“, sagt zum Beispiel Carolin Ewert von Orlen. Der polnische Konzern betreibt in Deutschland die Star-Tankstellen, fünf davon in Krefeld. Hier soll E10 Mitte März eingeführt werden. „Wir werden dann neben Diesel, E10, Super und Super Plus verkaufen“, so die Firmensprecherin. Ob E10 billiger als Super und Super Plus sein werde, könne sie allerdings nicht sagen.

Bei Mr. Wash am Dießemer Bruch nimmt das Angebot mit der Einführung des Bio-Kraftstoffes Anfang März sogar zu. „Bei uns gibt es künftig E10, Super Plus und natürlich Diesel“, erläutert Geschäftsführer Frank Albrecht. Derzeit beschränkt sich die Firma, die die Autofahrer mit günstigen Spritpreisen in ihre Waschstraße locken will, auf den Verkauf von Diesel und Super.

Für etwa 90 Prozent der Benzinautos läuft die Umstellung auf den Bio-Kraftstoff technisch reibungslos ab. Trotzdem bringt E10 auch hier Nachteile. Denn der Energiegehalt von Ethanol ist niedriger als der von Benzin aus Öl. Die mit E10 betankten Fahrzeuge verbrauchen deshalb etwa zwei Prozent mehr Treibstoff.

Hinzu kommt, dass die zunehmende Verwendung von Bioethanol zwar den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) reduziert. Aber die Umwandlung von essbaren Pflanzen in Sprit könnte die Lebensmittelpreise weiter in die Höhe treiben. Dies würde weltweit vor allem die Ärmsten treffen.

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