Dummes Missverständnis: Zeuge wurde nicht gehört

Wegen versuchter Vergewaltigung muss sich ein Mann vor Gericht verantworten. Im Januar gibt’s einen neuen Termin.

Krefeld. Fehlende Zeugen sind vor Gericht keine Seltenheit. Gestern war das allerdings alles andere als gewöhnlich. In einem Prozess um eine versuchte Vergewaltigung ließ sich ein Zeuge mit einem ärztlichen Attest vor dem Schöffengericht entschuldigen. Dem Staatsanwalt war es aber wichtig, diesen Zeugen noch zu hören, und das Verfahren nicht, ohne ihn abzuschließen. Darum wurde ein neuer Termin im Januar angesetzt. Beschlossen und verkündet.

Daraufhin verließ der Angeklagte den Saal und das Gericht. Die anderen Verfahrensbeteiligten wollten es ihm gleich tun, da kam plötzlich ein Mann, der vor dem Raum gewartet hatte, und fragte verdutzt: „Ist es schon vorbei? Ich bin doch auch Zeuge.“ Wie sich herausstellte, war es genau der Zeuge, der sich hatte entschuldigen lassen. Er hatte aber tags zuvor mit dem Amtsgericht telefoniert. Dort habe man ihm gesagt, dass er trotzdem kommen müsse. Diese Information erhielt der Richter aber nicht.

Trotz eiliger Anrufe bei der Gerichtspforte war der Angeklagte nicht mehr aufzufinden. Er hatte das Gebäude bereits mit unbekanntem Ziel verlassen. So blieb dem Vorsitzenden Richter nichts anderes übrig, als den Zeugen zu bitten, im Januar beim neuen Termin wieder zu erscheinen.

Zuvor hatte der Angeklagte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen. Er soll an Karneval in diesem Jahr nach einem Streit versucht haben, seine damalige Lebensgefährtin in der Nähe einer Brücke zu vergewaltigen. Auch die Frau, die inzwischen wieder mit dem 34-jährigen zusammen ist, stellte die Vorwürfe im Zeugenstand anders dar, als noch bei der Polizei. Zwar habe es Streit gegeben und er habe sie „ein bisschen fester angefasst“. Sexuelle Absichten habe sie aber nicht gesehen. Sie habe auch nicht die Polizei gerufen. Das hätten Zeugen getan.

Der Zeuge, der nicht gehört wurde, soll bei dem Streit eingegriffen haben. Von ihm erhofft sich der Staatsanwalt im Januar mehr Einblicke in den Geschehensablauf.

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