Konzept ist da Drogenkonsumraum in Krefeld soll jetzt kommen

Krefeld · Die Krefelder Stadtverwaltung legt im Sozialausschuss ein Konzept zur Einrichtung eines Drogenkonsumraums mit sechs Plätzen vor.

 Sechs sichere Plätze für den Drogenkonsum könnten in Krefeld eingerichtet werden, wenn die Politik grünes Licht dazu gibt.

Sechs sichere Plätze für den Drogenkonsum könnten in Krefeld eingerichtet werden, wenn die Politik grünes Licht dazu gibt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Krefeld soll einen Drogenkonsumraum bekommen. Mt einem entsprechenden Vorschlag der Stadtverwaltung wird sich am 28. April der Sozial- und Gesundheitsausschuss beschäftigen. Nach den Worten von Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen soll dabei aus der Politik ein klares Signal kommen, ob eine solche Einrichtung gewollt ist oder nicht.

Schon seit rund 20 Jahren wird in Krefeld über den Drogenkonsumraum (DKS) geredet – passiert ist aber nichts. Zuletzt bekam im Juni 2019 die Verwaltung vom Sozial- und Gesundheitsausschuss den Auftrag, Kriterien für mögliche Standorte und ein Betreibermodell  zu entwickeln.

„Irgendwann müssen wir einen Punkt setzen“, so Lauxen. Wenn die Politik dafür jetzt grünes Licht gibt, werde die Verwaltung weiter an dem Konzept arbeiten und vor allem auf die Suche nach einer geeigneten Immobile gehen. „Das Wo ist die spannendste Frage“, so Lauxen.

Sechs Konsumplätze sollen eingerichtet werden

Aus Sicht der Dezernentin wäre eine solche Einrichtung als zusätzliches Angebot „eine gute Maßnahme für die Stadt“. Denn erreicht werden könnten damit gleich mehrere Ziele: Die Drogenabhängigen bekämen sichere und hygienisch saubere Plätze für ihren Konsum und tummelten sich nicht länger auf dem Theaterplatz oder den Abgängen der Tiefgaragen. Damit einhergehen könne ein niederschwelliges Beratungs- und Ausstiegsangebot. Ordnungspolitisch strebe man eine Zusammenarbeit mit der Polizei an.

Sechs Kabinen mit der entsprechenden Anzahl von Konsumplätzen sind geplant. Den Menschen, die dort ihre mitgebrachten Drogen konsumieren, werden kostenfrei benötigte Utensilien wie sterile Spritzen zur Verfügung gestellt. Auch medizinisch geschultes Personal soll vorhanden sein.

Der Caritasverband als Hauptakteur in der Krefelder Drogenhilfe hatte sich zuletzt 2020 kritisch zur Einrichtung eines Drogenkonsumraums geäußert. Die Erfahrung aus anderen Städte zeige, dass es dadurch maximal zu einer kleinen Entlastung im öffentlichen Raum komme, hieß es damals. Stattdessen schlug die Caritas vor, den Einsatz der Streetworker zur erhöhen und die täglichen Öffnungszeiten im Café Pause am Westwall auszuweiten.

Wie Sabine Lauxen mit Blick auf diese kritische Haltung erklärt, sei das jetzt erarbeitete Konzept mit der Caritas abgestimmt: „Sie befürwortet die Einrichtung.“ Der Drogenkonsumraum solle möglichst mit dem von der Caritas betriebenen Café Pause verbunden werden. Dieses dient den Besuchern als Schutz- und Ruheraum und bietet Überlebenshilfen, die von jedem individuell genutzt werden können – angefangen von Essen und Trinken über die Vermittlung von Hilfsangeboten bis zum Spritzentausch. 

Caritas käme als Betreiber infrage

Die Caritas selbst betont, man sei in Krefeld einer der zentralen Ansprechpartner, wenn es um Angebote für Menschen mit illegalem Suchtmittelkonsum geht. „Mit der Beratungsstelle für Alkohol- und Drogenfragen, dem Ambulant Betreuten Wohnen im Suchtbereich, der Fachstelle Suchtvorbeugung, dem Café Pause, der Notschlafstelle und unseren Streetworkern ist die Caritas täglich in diesem Bereich im Einsatz.“ Man hätte die Prioritäten anders gesetzt und eine Ausweitung der Suchtvorbeugung vorgezogen. Aber für die Caritas sei immer klar gewesen, dass sie sich im Sinne der Würde der drogenabhängigen Menschen um die Betreibung eines Drogenkonsumraums bewerben wird, wenn die Politik sich dazu entschließt. „Ein solcher Konsumraum macht nur Sinn in Kombination mit einem Tagestreff“, sagt Ute Kaber, Sachbereichsleiterin für Alkohol- und Drogenhilfe bei der Caritas.

Der Standort der Einrichtung soll auf jeden Fall in der Innenstadt sein. Lauxen spricht von einer größeren Immobilie, möglichst mit Außenbereich. Wenn der Ausschuss beschließt, dass der DKS eingerichtet werden soll, werde die Suche nach dem Betreiber und dem Standort beginne, so Lauxen. Auch die Kosten sollen dann ermittelt werden.

SPD und Grüne hatten Ende des vergangenen Jahres, als sie ihr Bündnis in der Stadtratsarbeit vorstellten, die Einrichtung eines Drogenkonsumraums als Ziel der laufenden Legislaturperiode ausgegeben. Mittlerweile haben die beiden Fraktionen ihre knappe Mehrheit im Rat zwar wieder eingebüßt. Allerdings hatten auch Die Linke und UWG /WuZ zuletzt eine solche Einrichtung gefordert. Die CDU hatte sich dagegen im Vorjahr nach intensiver interner Debatte gegen eine solche Einrichtung ausgesprochen. Man favorisiere weiter eher aufsuchende Angebote beziehungsweise mobile Hilfen, erklärte damals Ratsfrau Britta Oellers.

Andere NRW-Städte haben schon lange solche Angebote. So bietet der Verein Drogenhilfe in Düsseldorf zehn Einzelplätze in einem Drogenkonsumraum. In Wuppertal sind im sogenannten „Druckraum“ im Hauptbahnhof fünf sichere Konsumplätze eingerichtet. In Essen wird ein DKS bereits seit 2001 betrieben. „Der bis heute andauernde Erfolg basiert auf der Verbundstrategie aus Prävention, Repression und Hilfe“, erklärte eine Sprecherin der Stadt Essen vor einigen Monaten auf Nachfrage unserer Zeitung.  

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