„Doc Otto“: Der Senior der German Doctors macht weiter

Mit 94 Jahren ist Otto Paulitschek weiter für die von ihm gegründete „Krefelder Hilfe für Tondo“ aktiv — seit 27 Jahren.

Krefeld. Mittagszeit im Hause Otto Paulitscheks. Das Telefon klingelt. Eine Architektenfrau aus Bockum teilt mit: „Im Oktober habe ich für Sie gesammelt. Zu meinem 70. Geburtstag. Bis jetzt habe ich noch nichts gehört.“

Sie habe das Geld unter dem Stichwort „Krefelder Hilfe für Tondo“ an die „German Doctors“ überwiesen. Der 1984 von Pater Bernhard Ehlen gegründete gemeinnützige Verein ist gerade von Frankfurt nach Bonn umgezogen, die Jesuiten sind aus dem Spiel und aus dem überkonfessionellen „Komitee Ärzte für die Dritte Welt“ die „German Doctors“ geworden.

„Jetzt gibt es neue Überweisungsträger für die Spenden“, sagt Dr. Otto Paulitschek, der sogleich in Bonn nachforscht. Die muss er noch in die 300 vorweihnachtlichen Bettelbriefe an seine Stammspender eintüten. Jeder Umschlag ist von Hand beschrieben, wird frankiert und von der Post transportiert. Mit elektronischen Medien ist Paulitschek selbstverständlich auch vertraut.

94 Jahre alt ist „Doc Otto“ jetzt und seit 27 Jahren in der medizinischen und sozialen Entwicklungshilfe auf den Philippinen ehrenamtlich tätig. Und immer noch brauchen diverse Projekte vornehmlich im Norden des Staates die Hilfe aus Krefeld.

Als Taifun Haiyan über die Inselrepublik raste, dachte der einstige Chefarzt sofort an „seine“ Schule auf Samar, dem südlichsten Projekt der Krefelder Hilfe, der Nachbarinsel von Cebu, die von Haiyan verwüstet wurde. „Fünf Tage lang habe ich nichts von Samar gehört. Dann kam die Nachricht, dass die Schule den Sturm heil überstanden hat und die Schwestern dort Überlebenspakete in die Katastrophenregion schicken.

Auch das Lepradorf Tala, eine Autostunde von Manila entfernt, wird von „Doc Otto“ weiter unterstützt. Aus einem Extra-Fond werden die Kosten für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit bestritten.

Noch immer leben in Tala Patienten, die der Chirurg von seinen ersten Reisen in die Slums von Manila und Umgebung kennengelernt hat. Ricardo, der Berufsmusiker, der an Lepra erkrankte und mit seinen verstümmelten Fingern einen Filipino-Song auf der Gitarre spielte, als die WZ im November 1988 Tala einen Besuch abstattete, ist allerdings tot. Das Schicksal vieler seiner Patienten ist dem ältesten aller „German Doctors“ bekannt. Er kümmert sich darum.

Und startet mit dem Verein neue Projekte. Wie die Aktion „Ein Becher für die Erstklässler“ in einer Slum-Pfarrei von Manila. Der deutsche Pater Harald Adler übernimmt die Verantwortung, dass 1200 Kindern fünfmal in der Woche vor dem Unterricht ein Becher mit Vitaminen angereicherte Milch gereicht. So wird ein „einigermaßen kontinuierlicher Schulbesuch gesichert“, nennt Otto Paulitschek den Hintergrund der Aktion.

Auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, wie zuletzt vor zwei Jahren noch einmal auf die Philippinen zu fliegen (natürlich selbst bezahlt), antwortet er mit einen deutlichen Ja. Obwohl er schon angesprochen worden sei im Sinne von „was will der alte Knacker denn noch“.

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