KFC Uerdingen Die Stimme der Grotenburg wird 70 Jahre alt

Karl-Heinz Krahn, genannt „Kalle“, ist der Edelfan des KFC Uerdingen. Seine Lieder und Schlachtrufe sind in der Szene längst berühmt. Wir gratulieren zum Geburtstag

KFC Uerdingen: Die Stimme der Grotenburg wird 70 Jahre alt
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Jeder, der es in dieser Stadt mit dem KFC Uerdingen hält, hat seine Stimme schon einmal gehört. Ein Stadionbesuch ohne diese alles durchdringenden Rufe — das gibt es in Krefeld eigentlich nicht. Es ist ein wenig so, als würde da ein Muezzin rufen, eine übergeordnete Instanz, mehrere hundert Meter weit kann man ihn vernehmen. Wo er ist, ist der KFC. Seit Jahrzehnten gehört Karl-Heinz Krahn zum harten Kern der Uerdinger Gefolgschaft. Genauer gesagt seit 60 Jahren. Da waren die meisten Stadiongänger, die heute die Spiele des Regionalligisten regelmäßig besuchen, noch gar nicht auf der Welt. Wer ist der Mann, der da über die Stadtgrenzen so bekannt ist, dass ihm sogar das offizielle Fußball-Portal des DFB, fussball.de, eine Geschichte gewidmet hat? Am Montag wird er 70.

45 Minuten vor dem Anpfiff. Heimspiel gegen die U23 des BVB, ein herbstlicher Samstagnachmittag in der Grotenburg. „Kalle“ Krahn steht dort, wo er eigentlich seit längerer Zeit immer zu finden ist, seit die Osttribüne gesperrt ist. Dort hatte er früher sein Plätzchen am Rande, zwischen Ost- und Südtribüne, er stand da wie in einer Kanzel. Heute sitzt er in der ersten Reihe im Block L. Seine Dauerkarte haben ihm die Fans geschenkt — ihrem „Edelfan.“

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Ein kleiner Mann, unscheinbar gekleidet. Schirmmütze. In einer Menschenmenge geht er unter. Wäre da nicht seine Stimme. Drüben, wenige Meter entfernt, singen die in Fankleidung gehüllten Anhänger im Chor. „Kalle“ aber ist ein Solist. Er ist alleine jedoch so laut, dass man ihn im Gästeblock noch gut versteht.

„Aus allem, was ich höre und sehe, mache ich ein Lied“, sagt Krahn. Seine Lieder, sie sind speziell. „Der KFC gewinnt, bis sie Deutscher Meister sind.“ Oder: „Heeeee, KFC! Schalalalalala!“ Krahn war mit den Uerdingern schon in den großen Zeiten auf Tournee: Dresden, Frankfurt, Madrid, Barcelona: Das waren die 80er Jahre, die große Fußballbühne. Krahn: „Der Verein bedeutet mir sehr viel. Ich bin aber einmal mit den Preussen fremdgegangen, als die Uerdinger Amateure abgemeldet wurden.“ Er holt einen Zettel heraus: Aufschrift: 3. Bundesliga. „Da will ich hin. Ich bin als Unterstützer da. Ohne mich läuft es nicht.“ Er lacht.

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Seine Devise lautet: „Ein Sieg heißt: man war gut vorbereitet. Ein hoher Sieg: man war noch besser vorbereitet. Eine Niederlage: man muss sich besser vorbereiten.“

Sein Lebensmotto: „Ich muss fröhlich und glücklich sein. Wenn man viel hat, kriegt man noch mehr.“

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Krahn kramt in seinem Rucksack, holt ein kleines Büchlein heraus. Notizen, Liedchen, persönliche Weisheiten. Er liest vor: „Im Einkauf liegt der Gewinn. Wenn man aufs gegnerische Tor schießt, bekommt man hinten keinen rein. Der Stürmer gewinnt die Spiele, die Abwehr die Meisterschaft.“

Krahn ist in Krefeld geboren und aufgewachsen. Auch heute lebt er noch in der Stadt. Wo er wohnt, will er nicht verraten. Er hat schon andere Sportarten besucht. Pferderennen, Eishockey. Im Sommer geht er auch zum Tennis. Wenn die Bundesliga im Stadtwald spielt, stimmt er auch dort seine Schlachtrufe an. Man hört ihn dann schon entlang der Hüttenallee. Zu seinem Liedgut gehört zum Beispiel: „Wir gewinnen wie Steffi Graf. 6:0, 6:0, 6:0.“ Krahn feixt: „Ich bin der beste Mann da.“

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„Kalle“ Krahn

Den Supporters Club Krefeld, ein Fanclub des KFC, sponsert er nach eigenen Angaben. Wohlhabend sei er aber nicht, sagt Krahn. Er handelt eher aus Idealismus: „Wer anderen hilft, dem wird geholfen.“

Krahn erzählt von seinen vier Kindern. Allerdings hätten diese nicht viel mit Fußball und dem KFC Uerdingen am Hut. Man fragt sich dann leise: wie kann das sein? Der Anpfiff naht. „Kalle“ beendet das Gespräch und schreitet zur Tat.

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