Die schwierige Reise auf der Suche nach dem vermissten Sohn

Christian Prehn (19) verschwand in Neuseeland spurlos. Seine Familie begibt sich nun auf seine Spuren. Eine weitere, zweitägige Suche lieferte keine neuen Hinweise.

Krefeld. Das Schicksal von Christian Prehn bleibt möglicherweise für immer ungeklärt. Der 19-jährige Krefelder verschwand vor fast genau einem Jahr in einem Nationalpark in Neuseeland. Dort fand sich nur noch sein Rucksack mit den Habseligkeiten. Rettungskräfte starteten seinerzeit eine fieberhafte Suche. Es wurde vermutet, dass der junge Mann einen Hang hinabgestürzt war. Doch nach einigen Tagen mit extrem schlechten Wetter mussten sie aufgeben. Dieser Bereich des Nelson Lakes Nationalparks ist jetzt noch einmal abgesucht worden. Doch von dem 19-Jährigen fehlt weiterhin jede Spur.

Christians Familie war wenige Tage zuvor vor Ort, um sich die Örtlichkeiten anzuschauen, an denen der Sohn und Bruder die letzten Tage vor seinem Verschwinden verbracht hat, und die Situation zu verarbeiten. Letzteres wird durch die weitere ergebnislose Suche nicht einfacher. „Uns bleibt erneut nur die Ungewissheit und Verzweiflung auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber auch die Hoffnung, dass Christian vielleicht doch noch irgendwo ein neues Leben gefunden hat“, formuliert es dessen Vater Jens Uwe Prehn.

Die neuerliche Suche nach Christian war durch zahlreiche Spenden möglich geworden, die im März vergangenen Jahres von Krefelder Schulen, Tennisvereinen, Krefeld Pinguinen und Fans, Musikschule und vielen Privaten eingegangen waren. Damit wurden die erforderlichen Helikopter-Flüge möglich, die bereits im Vorfeld bezahlt worden waren. Bei besten Wetterbedingungen begaben sich nun 20 hochmotivierte ehrenamtliche Angehörige der Search- and Rescue-Teams zwei Tage lang ins Gebiet rund um den Mount Travers und den Travers Saddle. Jens Uwe Prehn zeigte sich anschließend schwer enttäuscht: „Leider hat dies keinerlei neue Spuren oder auch nur kleinste Hinweise auf Christian erbracht.“ Es sei auch der Polizei geradezu ein Rätsel, wie es sein kann, dass man nicht einmal den Hauch eines persönlichen Gegenstandes oder der Ausrüstung oder Kleidung von Christian habe finden können.

Der 19-Jährige wollte sich mit seiner Reise nach Neuseeland einen Lebenstraum erfüllen. Er hatte sich vorgenommen, diesen wunderschönen Fleck Erde ein Jahr lang zu erkunden. Dazu war er im Oktober 2013 aufgebrochen. Im Sommer hatte er vorher das Abitur am Fabritianum gebaut. Als Saxofonist, der bereits sehr erfolgreich bei Jugend musiziert teilgenommen hat, war er noch einen Monat zuvor auf einer Konzertreise mit dem Quartett Multiphonic in Portugal unterwegs.

All das war in den Köpfen von seinen Eltern Martina und Jens Uwe, die gemeinsam mit Christians Bruder Tobias am 8. Februar nach Neuseeland gereist sind, um sich auf die Spuren des vermissten 19-Jährigen zu begeben. Zunächst schauten die Prehns in die Polizeiakten und konnten sich davon überzeugen, dass alles Menschenmögliche unternommen worden war und wird, um Christian oder eine Spur von ihm zu finden. Gleich im Anschluss fuhr die Familie, die während ihres Aufenthalts von einem Polizisten betreut wurde, zum Nelson Lakes Nationalpark. Dort übergab sie der Naturschutzbehörde eine in Krefeld angefertigte Plakette, die noch während ihres Aufenthalts in Neuseeland an einem Erinnerungsstein angebracht wurde. Dort pflanzte die Familie Prehn einen Baum, von dem ein Mitarbeiter der Naturschutzbehörde der Familie jedes Jahr ein Foto schicken will.

Am zweiten Tag des Aufenthalts waren die Krefelder bereits per Sondergenehmigung mit einem Rettungshhubschrauber durch das Gebiet geflogen, in dem sich Christians Spur verliert. Vor der Heimreise traf sich die Familie zudem mit den Familien, bei denen der 19-Jährige zu Beginn seiner Neuseelandtour gewohnt und gearbeitet hatte. Das einzige, was ihnen von ihm bleibt, haben sie jetzt wieder mit zurück nach Hause genommen: den Rucksack, der am Wegesrand im voralpinen Gebiet des Nelson Lakes Nationalparks gefunden worden war.

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