Die Lebensretter am Beckenrand

Die Schwimmmeister sorgen für Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung. Im Ernstfall müssen sie schnell sein. Und manchmal geht es um Leben und Tod.

Krefeld. Wenn sich der Sommer von seiner schönsten Seite zeigt, haben Schwimmmeister - im Volksmund auch Bademeister genannt - alle Hände voll zu tun. So auch zum Ferienbeginn: "Wir hatten 7000 Besucher im Freibad", sagt Thomas Presch, Schwimmmeister im Badezentrum Bockum. "Das ist wirklich Hochbetrieb." In den nächsten Tagern, wenn die Hitze zurückkehrt, wird es wohl wieder so voll.

Damit in so einem Trubel nichts passiert, sind bis zu sieben Aufsichtskräfte an den Becken aufgestellt, "zwei am Sportbecken und bis zu fünf an den Rutschen".

Trotzdem kommt es auch in den bewachten Schwimmbädern immer wieder zu Unfällen. 500 Menschen ertrinken pro Jahr in Deutschland, ein Drittel von ihnen in Badeanlagen. Am Montag vergangener Woche wurde ein Siebenjähriger im Wuppertaler Freibad Neuenhof tot aus dem Wasser geholt.

Den letzten Badeunfall in Bockum gab es vor zwei Jahren: Ein kleines Mädchen trieb leblos auf dem Wasser. Ein Schwimmmeister-Azubi im dritten Lehrjahr reagierte blitzschnell, belebte sie wieder und verhinderte damit das Allerschlimmste. "Seitdem stehen an allen Becken Schilder mit einer kleinen Ente drauf, die sagt: ,Ich schwimme nur mit Schwimmflügeln’", sagt Betriebsleiter Ralf Nehring. "Wir arbeiten ständig daran, die Sicherheit im Badezentrum zu verbessern."

So gibt es einmal pro Jahr eine große Rettungsübung mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Sie wird in Zusammenarbeit mit Dr. Ulrich Lenssen, dem ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes, organisiert. "Unsere Erste Hilfe soll auf die Maßnahmen der Rettungskräfte abgestimmt sein", sagt Nehring.

Außerdem werden alle zwei bis drei Jahre die Schwimmkünste des Personals überprüft und einmal pro Monat an der Wiederbelebungspuppe geübt. "Da muss das ganze Personal ran, auch die Techniker und Kassierer", sagt Schwimmmeister Presch. Drei Defibrillatoren stehen an den Becken bereit.

Dabei sind die meisten Verletzungen, die sich die Besucher zuziehen, eher harmlos. "Wir haben es mit kleinen Schnittverletzungen, Insektenstichen, blauen Flecken, Platzwunden, Prellungen oder Verstauchungen zu tun", berichtet Presch. "Das ist unser normales Geschäft."

Sein Arbeitstag beginnt um 8 Uhr morgens und endet oft erst um 21 Uhr. "Nachtmittags ist es meistens am vollsten", sagt er. "Es ist dann extrem laut hier." Damit die Konzentration nicht leidet, werden die Pausen strikt eingehalten und die Aufgabenbereiche zwischendurch gewechselt. Wer vormittags am Beckenrand stand, versorgt nachmittags Verletzte.

Das ist wichtig, denn die Aufsichtspflicht unterliegt ganz klaren Regeln: So muss bei einem Unfall nach drei Minuten mit der Wiederbelebung begonnen werden, "sonst haftet der Kollege persönlich. Wir stehen da auf weichem Boden."

Doch die Schwimmmeister kümmern sich nicht nur um die Sicherheit. "Sie müssen auch auf Sauberkeit achten und Verstöße gegen die Hausordnung ahnden", sagt Nehring. "Manche Gruppen, vor allem Jugendliche aus einem sozial schwachen Milieu, halten uns von unserer Kernaufgabe, der Sicherheit, ab und machen uns das Leben schwer. Ich verteile mehrere Hausverbote am Tag." Ein Wachdienst patrouilliert deshalb an gut besuchten Tagen auf der großen Liegewiese.

Doch trotz dieser Unterstützung ist ein Tag wie Sonntag unglaublich anstrengend. "Am Ende mache ich immer drei Kreuze, wenn nichts Schlimmes passiert ist", sagt Presch.

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