Wiedereröffnung Bauhaus-Villen sind fast fertig

Krefeld · Die Häuser Esters und Lange öffnen am 17. März wieder ihre Pforten. Über ein Jahr lang waren sie wegen ihrer Sanierung geschlossen. Die letzten Arbeiten im Inneren laufen auf Hochtouren.

 Sind aufwendig mit der Hand bearbeitet worden: Die Holzböden der Villen aus Nussbaum haben über die Jahre ihre Farbe verloren.

Sind aufwendig mit der Hand bearbeitet worden: Die Holzböden der Villen aus Nussbaum haben über die Jahre ihre Farbe verloren.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Ein Geruch von Wachs liegt in der Luft. Von Hand werden derzeit die Parkettböden in den Häusern Lange und Esters poliert – an vielen Stellen wird mit Hochdruck gearbeitet. Wenn in wenigen Tagen Krefelds berühmteste Häuser nach einer einjährigen, umfangreichen Sanierung wiedereröffnet werden, wird sich den Besuchern an verschiedenen Stellen ein überraschender Eindruck vermitteln. Die großzügigen Parkettflächen sind ein wesentlicher Teil davon. Die Sanierung der 90 Jahre alten Böden war laut Architekt Markus Wrede „die größte Herausforderung“. Vor allem das in den beiden Haupträumen der Villen verlegte Nussbaumtafelparkett hatte im Lauf der Jahre durch Licht und Abnutzung viel von seiner Farbintensität verloren.

Ziel der Aufarbeitung war es,
die alte Bausubstanz zu erhalten

„Es ging darum, die Substanz zu erhalten“, sagt Eva-Maria Eifert von der Unteren Denkmalbehörde. Eine Untersuchung ergab, dass ein Abschleifen nicht mehr möglich war. Lösung bot ein sehr aufwendiges Verfahren, bei dem nicht mechanisch, sondern von Hand gearbeitet wird. Dabei wurde die obere Schmuckholzschicht vorsichtig von alten Lack- und Wachsschichten befreit, anschließend neu geölt und gewachst. Auch Ablösungen von der Tragschicht und andere Beschädigungen konnten beseitigt werden.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Boden schimmert in vielen dunklen Schattierungen. Zusammen mit den anderen Holzelementen im Raum ergibt sich ein harmonisches Bild. Einige ursprüngliche Wandregale, die jetzt wieder eingebaut wurden,  machen das besonders deutlich. Auch das Eichenparkett in den übrigen Räumen zeigt sich wieder in einem warmen Farbton. „Es war sehr aufwendig und mit einem enormen Anteil an Handarbeit verbunden“, sagt Wrede.

Eine vergleichbare Kostbarkeit sind die großen Metallfenster der Villen. Der in Schichten aufgetragene Anstrich ist Teil des Denkmals und musste mit besonderer Sorgfalt ausgewählt werden. Innen in Weiß, sind die Fenster außen in einem dunklen Grünton gestrichen. Die jetzt glänzende Oberfläche bietet einen besseren Schutz vor der Sonneneinstrahlung. „Von Mies van der Rohe gibt es kaum vergleichbare Fenster in diesem Erhaltungszustand“, erklärt Wrede. Die Fenster und das Parkett seien ein weltweites Alleinstellungsmerkmal dieser Bauten. Der dunkel glänzende Anstrich der schmalen Rahmen betont auch die lineare Struktur der Bauten. Diese korrespondieren wiederum mit den Backsteinfassaden.

Auch hier wurde nach einer sorgfältigen Analyse des Zustandes behutsam saniert. Durch eine Reinigung des Steins und Ausbesserung der Fugen kommen Farben und Konturen besser zu Geltung. Besonders gut kann man das auch an den Vordächern vor den beiden Eingängen sehen. Sie waren mit Moos bedeckt, teilweise undicht und die Dacheinfassungen verschmutzt. Die Konstruktion und das Erscheinungsbild sollten nicht verändert werden“, betont Christian Kappes vom Fachbereich Gebäudemanagement. Denn die extrem schmalen Dachkanten sind ein charakteristisches Merkmal der streng linearen Architektur. Nach der Sanierung entfalten die eigenwillig gestalteten Vordächer eine stärkere Wirkung als eigenständige Architekturelemente. Stellen bereits die großen Fenster eine Verbindung zwischen Innen und Außen her, so setzt sich der konsequente Gestaltungswille des berühmten Architekten in den Gärten fort. „Es geht um den Erhalt einer Gesamtanlage“, betont Beigeordneter Thomas Visser.

Insgesamt 110 000 Euro sind in die Gartenmaßnahmen geflossen. Durch die verschiedenen Skulpturen sind die Gärten auch eine Fortsetzung der Ausstellungsräume. Darüber hinaus erfordern Grünflächen eine ständige Betreuung. „Man muss dauerhaft daran arbeiten und sie pflegen“, sagt Visser. Ein besonderer Blickfang im Garten von Haus Esters ist das ebenfalls historische Gartenhaus. Dieses komplett aus Holz bestehende Gebäude wurde gründlich saniert und erhielt ein neues Schieferdach.

Nicht bei allen Maßnahmen war die Historie im Spiel. Bei der Sanierung der Besuchertoiletten standen vor allem der Komfort und ein zeitgemäßes Ambiente im Vordergrund. Trotzdem hat man hier mit teilweise historischem Fliesenbestand gute Schnittstellen zwischen alt und neu gebildet.

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