Umwelt Kampf dem Dünger aus Holland

Krefeld · Die Gülle aus Holland sorgt auch in Krefeld für Diskussionen. Mehr Kontrollen seinen nötig. Umweltministerin Ursula Heinen-Esser sieht die Verhandlungen zwischen den Niederlanden auf einem guten Weg.

Paul-Christian Küskens ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft.

Paul-Christian Küskens ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft.

Foto: JA/Lübke, Kurt (kul)

Der Import von Gülle aus den Niederlanden sorgt weiterhin für Diskussionen, auch in Krefeld. Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der hiesigen Kreisbauernschaft, sieht nach eigener Aussage das Hauptproblem darin, dass niederländische Gülle nicht in adäquater Form in das deutsche System gemeldet werden müsse.

„Das mag für die niederländischen Kollegen praktisch sein, doch es passt nicht zu unserem strengen System hier“, sagte er der WZ. „Sie müssten ebenfalls Herkunft und Abgabe transparent offenlegen, denn nur so gibt es die nötige Rechtssicherheit.“ Hier sehe er dringenden Handlungsbedarf.

Auch im Krefelder Raum gebe es Ackerbaubetriebe, die keine Viehhaltung hätten, also nicht selbst über Gülle verfügten. In diesen Fällen hält es der Kreisbauern-Vorsitzende für grundsätzlich richtig, Gülle von Betrieben mit Tierhaltung aufzunehmen, spricht von einem „gesunden Kreislauf“. Küskens: „Die Alternative wäre der Einsatz von künstlich hergestellten mineralischen Düngern.“

Die Nitratbelastung von Gewässern sei ein Thema, „dass wir Landwirte sehr ernst nehmen“, betont Küskens. Nicht zuletzt deshalb gebe es ja auch die neue Düngeverordnung, gültig seit dem vergangenen Jahr, und Forschungsprojekte, um die Gülleausbringung weiter zu optimieren. Und: „Missbräuchliche Verwendung ist für uns Landwirte nicht zu tolerieren. In Deutschland ist der Einsatz streng geregelt und daran halten wir uns.“

Hinter dem Gülle-Einsatz steckt seiner Aussage zufolge „ein ausgeklügelter Anbauplan“, der jede Saison neu angepasst werde. „Es gibt Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen. Wenn ich Gülle an andere Landwirte abgebe, müssen dies beide Parteien in ein System melden. Diese Zahlen werden von der Landwirtschaftskammer überprüft und müssen genau übereinstimmen. Kontrollen der Landwirtschaftskammer runden das System ab.“

Deutsche und niederländische Behörden arbeiten eng zusammen

Ursula Heinen-Esser, NRW-Ministerin für Umwelt und Landwirtschaft, sieht derweil erste Erfolge im Kampf gegen die missbräuchliche Verwendung von niederländischer Import-Gülle. Eine intensivere Zusammenarbeit mit den Behörden in den Niederlanden zeige Wirkung.

Das hatte sie zumindest der CDU-Fraktion im Kreis Viersen mitgeteilt. Laut Düsseldorf gibt es aktuell mehrere laufende Verfahren, in denen Unternehmer mit illegalen Praktiken aufgefallen sind. „Dabei arbeiten die NRW-Behörden eng mit der niederländischen Umweltbehörde zusammen“, teilte die Pressestelle des Ministeriums auf WZ-Anfrage mit.

„2017 wurden in NRW mehr als 2500 Betriebe nach Aktenlage, davon anschließend rund 1280 vor Ort, kontrolliert“, sagt das Ministerium. „Daraus ergaben sich 614 Beanstandungen. Weitere 716 Ordnungswidrigkeitsverfahren ergaben sich aus Anzeigen.“

Insgesamt seien im Jahr 2016 476 Bußgelder mit einer Gesamtsumme von knapp 500 000 Euro verhängt worden. Die Kontrollquote liege im bundesweiten Vergleich am höchsten und betrage derzeit etwa zehn Prozent der betroffenen Betriebe (2500 bis 3000). Die Ergebniszusammenfassung sei aber nicht nach Betrieben, die Gülle aus den Niederlanden beziehen und anderen Betrieben, aufgeschlüsselt.

Basis für Kontrollen niederländischer Importe ist nach offiziellen Angaben die Auswertung der Datenbank „Digitales Dossier“ der Niederlande, in die alle Transporte von Gülle nach NRW vorab eingetragen werden müssen.

„Im Jahr 2018 wurden alle Betriebe, die im Digitalen Dossier als Empfänger in NRW erfasst sind (etwa 1300), angeschrieben und die Meldungen geprüft“, so die Pressestelle. „Die Meldungen der niederländischen Exporte werden mit den Daten der Empfängerinnen und Empfänger in Nordrhein-Westfalen verglichen; Unstimmigkeiten werden verfolgt (Meldung der Abgabe stimmt nicht mit der angegebenen Aufnahme überein).“

Küskens kritisiert, dass es bei diesen länderübergreifenden Meldungen „Schwarze Schafe“ leicht hätten, Gülle irgendwo auf deutscher Seite verschwinden zu lassen. „Die beiden Systeme sind einfach nicht kompatibel.“

In Deutschland basiere es auf Lieferscheinen, in den Niederlanden auf GPS-Ortung und Waagen. „Und liegt dieser GPS-Punkt nicht in den Niederlanden, ist es den Niederländer egal, wie viel Gülle dort abgeladen wird.“

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