Klimawandel Grüne Dächer fungieren als natürliche Klimaanlage

Krefeld · Auf Einladung von Sparkasse und Grünen informieren Experten über den hohen Nutzen von Gebäude-Begrünung.

 Ein Rundgang über die begrünten Dachflächen der Sparkasse am Ostwall.

Ein Rundgang über die begrünten Dachflächen der Sparkasse am Ostwall.

Foto: Andreas Bischof

Kommunen müssen beim Thema Dach- und Fassadenbegrünung mit gutem Beispiel voran gehen, meint Peter Küsters bei der Informationsveranstaltung der Grünen in der Sparkasse Krefeld. Das Geldinstitut hat den Nutzen dieser natürlichen Klimaanlagen längst erkannt – und zahlreiche seiner Dächer bepflanzen lassen. Vor dem Vortrag der Brüder Peter und Benjamin Küsters, beide als Landschaftsgärtner und Entwickler Experten auf dem Gebiet, konnten die rund 40 Zuhörer sich bei einem Rundgang einen eigenen Eindruck von der Dachbegrünung machen.

Begrünte Fassaden und Dachflächen sind nicht nur hübsch anzuschauen und bieten Vögeln und Insekten einen Lebensraum. In Zeiten des Klimawandels übernehmen sie vor allem eine regulative Aufgabe beim Stadtklima. „Wir können mit der Begrünung Wärme aus der Stadt heraus transportieren“, erklärt Peter Küsters. In Folge des Klimawandels seien die Temperaturen im Jahresmittel um zwei Grad Celsius Tag und Nacht gestiegen, in heißen Sommernächten sogar bis zu zehn Grad Celsius. Das sei ein großes Problem für Menschen und Natur. „Es gibt inzwischen mehr Hitzetote als Verkehrstote“, sagt Küsters. Und wer in die Baumkronen schaue, sehe wie die Bäume absterben. „Wir werden im nächsten Jahr zehn Prozent der Stadtbäume verlieren“, erklärt der Grünexperte, der jahrelang in der Entwicklungsabteilung eines großen Dachbegrünungssystemherstellers gearbeitet und inzwischen Mitgründer des Schweizer Unternehmens „greenpass“ ist. Mehr als eine Million Quadratmeter Grünfläche habe er in seinem Berufsleben bereits geplant und angelegt. „Wer behauptet, Dachbegrünung zerstöre die Dächer ist immer noch falsch informiert.“ Ob begrünte Hausfassaden oder begrünte Dächer, beide Vegetationen helfen, die Temperaturen vor allem in den aufgeheizten Städten zu senken. „Wer aus der Stadt heraus fährt, spürt sofort, dass es ein paar Grad kühler ist“, so Küsters. In der Stadt hingegen haben Messungen ergeben, dass sich ein Dach bis zu 80 Grad Celsius aufheizen kann; ein begrüntes Dach habe dagegen eine Temperatur von 25 Grad Celsius – und kühle sogar noch das Haus bis ins Innere.

Extensive Dachbegrünung sei nicht genehmigungsfähig. Mit extensiv ist die Pflege gemeint, die ist bei solchen Flächen sehr gering. Vorwiegend Sedum-Pflanzen zieren solche Flächen. Intensive Dachbegrünung ist schon aufwendiger. Die grünen Gärten auf dem Sparkassen-Gebäude zählen dazu mit ihren Stauden, Buchenhecken, Rosen und kleinen Bäumen wie Felsenbirnen und Spitzahorn. Hausdächer im Winkel bis 45 Grad eignen sich für extensive Begrünung ebenso wie Garagen, Radstationen und Wartehäuschen. „Das Thema kommt endlich bei den Menschen an“, sagt Peter Küsters und hofft auf viele Nachahmer.

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