Der tragische Tod von Nesgen to Range

Vor über 500 Jahren wurde die Frau vom Rangshof nach Folterqualen vermutlich am Hülser Berg als Hexe hingerichtet.

Der tragische Tod von Nesgen to Range
Foto: abi

Krefeld. Der Rangshof auf der Inrather Straße 645 ist verkauft und wird derzeit kernsaniert (WZ berichtete). Beim Blick in die Historie des Hofes fällt besonders die Hexenverbrennung vor über 500 Jahren ins Auge.

Die vier Maueranker am Rangshof weisen die Jahreszahl 1737 aus. Darauf beruft sich auch der Historiker Christoph Dautermann in dem Buch „Inrath, Werden und Leben eines alten Krefelder Stadtteils“. Möglicherweise aber ist das denkmalgeschützte Gebäude an der heutigen Inrather Straße 645 weitaus älter als 277 Jahre. Das schließt auch Dautermann nicht aus: „Auch hier wurden die ursprünglich in Fachwerk bestehenden Außenwände später in Backstein ersetzt.“ Dautermann, Vize-Museumschef in Linn, weist auch darauf hin, dass dieser Hof mehrfach in Brand gestanden habe.

Historische Überlieferungen weisen hingegen auf einen Tag im Februar 1492 hin. Damals sollen Wachleute in Hüls an die Haustür von Nesgen to Range am Rangshof geklopft haben: Demnach müsste der Hof also bereits 245 Jahre früher existiert haben. Möglicherweise aber an anderer Stelle, wie Heimatforscher Horst Steimel vermutet.

Man habe Nesgen als „Hexe“ bezichtigt und brachte sie in das Gefängnis der Hülser Burg. Die Quellen geben keine Auskunft, wer die Frau als Hexe denunziert hatte und warum sie in Hüls vor Gericht stand. Horst Steimel kommt in einer historischen Betrachtung für den Bürgerverein Inrath zu dem Schluss, „dass es sich bei Nesgen to Range um eine Bewohnerin des Rangs-Hofes handelte. Auch durch den Namenszusatz ‘ to´ (zu/auf) wird deutlich, dass Nesgen (Agnes) vom Rangs-Hoff, also vom Inrath, kam und zwei ihrer unmittelbaren Nachbarn verhext habe.“ Ihr Geständnis erzwangen die Gerichtsherren durch Folter. Sie wurde zum Tode verurteilt. Steimel datiert es auf den 5. März 1492 (Rosenmontag). Das Urteil wurde wahrscheinlich auf dem Kempener Richtplatz auf der Nordseite des Hülser Berges, wo heute der Schluff seine Trasse hat, vollstreckt.

Nesgen to Range sollte nicht die letzte Frau sein, die auf heutigem Krefelder Gebiet der Hexerei bezichtigt und vor Gericht gestellt worden ist. Im kurkölnischen Städtchen Uerdingen kam es 1589 zu einem Prozess, weitere gab es in Linn zwischen 1601 und 1608.

Dabei wurden die Frauen gefoltert, in Uerdingen sogar der Wasserprobe unterzogen. Sie wurde in Teichen oder Flüssen praktiziert. Falls die/der gefesselte Angeklagte oben schwamm, galt dies als Beweis für Hexerei; doch wenn er unterging, war das längst noch nicht der Gegenbeweis. Dies konnte immer noch als Ausnahme gewertet werden. Man glaubte, dass das reine Element Wasser Hexer abstoßen würde.

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