Der Ramadan ist der „Sultan“ der Monate

Laut unserem Autor spielt die persönliche Überzeugung eine wichtige Rolle.

Der Ramadan ist der „Sultan“ der Monate
Foto: abi

Den Ramadan im Ganzen zu verstehen, ist ein sehr komplexes Unterfangen. Diesem einen von insgesamt elf islamischen Monaten wird ein derart hoher Wert beigemessen, dass er in der Türkei als „Sultan“ der Monate bezeichnet wird. Meinen andersgläubigen Freunden die Besonderheiten dieses Monats in einem „Crash-Kurs“ näherzubringen, erscheint schier unmöglich. Wie auch, wenn ich selbst noch von Jahr zu Jahr dazulerne.

In den vergangenen Jahren haben mir die nicht muslimischen Kollegen während der Fastenzeit mitleidig angeboten, doch in einen dunklen Raum zu gehen und zu essen — in Anspielung auf den Sonnenuntergang.

Was natürlich als Spaß gemeint war, offenbart mir ein zutiefst menschliches Verhalten. Die Suche danach, etwas zu vereinfachen. Vor allem wenn der Ausweg, die Lösung so einfach erscheint. Ja, weltliche Genüsse lauern überall. Die Sonne scheint, kühle Getränke, perfektes Grillwetter mit Freunden eigentlich. Warum sollte man sich also die vermeintlichen Annehmlichkeiten des Lebens derart erschweren wollen? Die Antwort ist für mich sehr einfach: Weil man es will. Der Islam bietet uns die Rahmenbedingungen. Wir leben den Glauben durch persönliche Überzeugung. Wir glauben.

15.10 Uhr, keine Zeit mehr zu philosophieren. Vier Patienten standen noch auf meiner Liste. Letztlich sind es sechs Patienten und vier Telefonate geworden. Inhaltlich gab es heute unter anderem Streit mit dem Arbeitgeber, die Erstdiagnose eines Lungenkrebs und die Email einer besorgten Mutter. Und dann auch noch ein PC-Ausfall. Tief durchatmen und Ruhe bewahren. Aber am Ende des Arbeitstages sind alle Patienten von mir versorgt, auch wenn es nicht immer einfache Lösungen gab. Und jetzt Feierabend. Ab auf die Autobahn. Noch vier Stunden, dann ist auch dieser Fastentag geschafft.

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