Der Mann, der es für die Diakonie richten soll

Ludger Firneburg ist neuer Geschäftsführer der Einrichtung, die seit Jahren rote Zahlen schreibt. Das will er ändern.

Der Mann, der es für die Diakonie richten soll
Foto: Dirk Jochmann

Seit Anfang Januar ist Ludger Firneburg Geschäftsführer der Diakonie Krefeld und Viersen. Er hat sich vorgenommen, die Einrichtung aus den roten Zahlen herauszubekommen. Einige Zeit hätten die Defizite durch Rücklagen kompensiert werden können. Doch jetzt sei dringend Handlungsbedarf nötig. Zwar sollten keine Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen, aber einige stehen auf der Kippe. Beispielsweise die Radstation am Bahnhof: „Wir haben den Vertrag mit der Stadt zum September dieses Jahres gekündigt“, sagt der 54-Jährige.

Dabei liegt sie ihm persönlich am Herzen. „Die Radstation bietet arbeitslosen Menschen die Chance, sich durch die Arbeit in den Bereichen Service, Verkauf und Kundenberatung zu qualifizieren, das eigene Selbstwertgefühl zu stärken und dadurch ihre Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.“ Die Station arbeite defizitär, da die Stadt nur einen Teil der Kosten auffange. „Die täglichen Öffnungszeiten sind schon um zwei Stunden — von bisher sechs bis 22 Uhr nun auf sechs bis 20 Uhr — verkürzt worden“, erklärt der Geschäftsführer. „Es finden aber noch Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadt statt.“

Firneburg findet, dass die Langzeitarbeitslosigkeit — und somit die fehlende Chance auf ein ausreichendes Einkommen, das sie absichert — die Betroffenen psychisch krank macht. „Viele haben nicht die Fähigkeit, mit Geld umzugehen, und keine Familie oder Freunde, kein soziales Netzwerk. In unseren Qualifizierungsangeboten versuchen wir, sie auch aufzufangen, damit sie lernen, den Tag zu strukturieren.“ Diese Gruppe werde immer größer, sagt Firneburg weiter.

Weiteres Beispiel der wachsenden Inanspruchnahme der Diakonie-Angebote ergänzt Hanne Lloyd-Heume von der Diakonie: „In 2016 hatten wir bei der Bahnhofsmission 18 000 Kontakte. In 2017 waren es bereits 21 000 Menschen, die zu uns kamen.“ Um keinen der 120 hauptamtlichen Mitarbeiter zu entlassen, müsse mit den Kommunen gesprochen, die Verträge, beziehungsweise Zuschüsse, angepasst werden. „Der Umsatz der Einrichtung beläuft sich auf sieben Millionen Euro, das jährliche Defizit liegt zwischen 200 000 und 250 000 Euro. Rund 680 000 Euro kommen stabil aus Kirchensteuermitteln, der Rest von Kommune und Land. Noch ein oder zwei Jahre, dann geht es so nicht mehr.“

Während Firneburg vor Ort in Krefeld und Viersen vorspricht, verhandelt der Diakonie-Spitzenverband mit den Landesministern. Zwei Drittel der Kosten entstünden in Krefeld, der Rest in Viersen. „Unsere Organisationsstruktur setzt nun verstärkt auf Eigeninitiative und Verantwortung.“ Fazit: „Wir brauchen für unsere Aufgaben einfach mehr Geld. Beispielsweise müssen wir für unsere Pflichtaufgabe, die Wohnungslosen an der Lutherstraße unterzubringen, Geld mitbringen. Auch die Flüchtlingsarbeit kostet immer mehr Geld. Das wird uns nicht erstattet. Ebenso ist es bei der Schuldnerberatung.“ Dem Rotstift fällt die Kurberatung für meist alleinerziehende Eltern mit ihren Kindern zum Opfer. Hier konnten sich diejenigen Rat und Hilfe suchen, denen eine Kur von der Kasse verweigert wird.

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