Krefelder Gastronomie und Handel Der Großmarkt soll schöner werden

Krefeld · Die Stadt hat für ihre Immobilie ein Entwicklungskonzept erarbeitet und will mit hohen Investitionen die Gebäude instandsetzen, doch den alten Charme bewahren.

 Der Großmarkt ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die Stadt will die Parkmöglichkeiten – vor allem am Wochenende – künftig verbessern. 

Der Großmarkt ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die Stadt will die Parkmöglichkeiten – vor allem am Wochenende – künftig verbessern. 

Foto: Lothar Strücken

Der Charme des Krefelder Großmarktes liegt in der Improvisation. Diesen Charme will die Stadt auch in Zukunft erhalten, die Improvisation hingegen soll einer verbesserten Infrastruktur und Optik weichen. Dazu investiert die Stadt als Eigentümer in neue Trinkwasserleitungen, Elektrik, in die Gasversorgung, in neue Kanäle, Brandschutz und eine verbesserte Verkehrsführung – bereits jetzt im laufenden Geschäft. „Der Großmarkt ist ein besonderer Ort, der Krefeld von anderen Städten unterscheidbar macht und wo die Krefelder gerne hingehen“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer bei der Vorstellung des Entwicklungskonzeptes. Die Pläne sind längst vom Tisch, dass die Verwaltung den Großmarkt verkaufen und ihm Investoren „bunte Schicki-Micki Pläne vorlegen wollten“. Das wäre auch nicht der Großmarkt, wie die Krefelder ihn mögen – und lieben.

Der Sanierungsstau wird auf mehr als eine Million Euro geschätzt

Wie groß der Instandsetzungsstau in dieser städtischen Immobilie war und ist, wurde deutlich, als Rachid Jaghou die Stelle als Leiter des neuen Gebäudemanagements offiziell antrat. Das war im Januar 2018. Gemeinsam mit dem OB habe man sich damals die Frage gestellt, wie die Stadt als Eigentümer mit dem Großmarkt umgehen wolle.

Die Bausubstanz ließ zu wünschen übrig, es gab keine einheitlichen Pachtverträge, jeder Gastronom hielt seine Location nach eigenem Gusto und auf eigene Rechnung in Schuss. Der Sanierungsstau ist in der Vergangenheit auf mehr als eine Million Euro geschätzt worden. Dennoch steht die bei Krefeldern und Gästen von außerhalb beliebte Gastronomie- und Ausflugsmeile mit 1,36 Millionen Euro Vermögenswert in den Büchern der Stadt.

Der Fachbereich Gebäudemanagement ist nicht nur für die Instandsetzung städtischer Gebäude und Liegenschaften zuständig, sondern auch für ihre Vermarktung. Jaghou stellte jetzt im neuen Gazelle Store auf dem Großmarkt das Entwicklungskonzept für das Areal vor.

Mit diesem Handlungsfaden sollen Schwächen beseitigt, die Immobilie wirtschaftlich und optisch aufgewertet, die Aufenthaltsqualität erhöht und den Besuchern eine größere Attraktivität und Vielfalt im Angebot geboten werden.

Bessere Verkehrsführung und Abstellplätze für Fahrräder

Es gibt derzeit drei Hauptzeilen auf dem Großmarkt. Die hintere Straße ist der Gastronomie und teils dem Handel vorbehalten, die mittlere Straße dient derzeit noch fast ausschließlich dem Parken und in der vorderen Straße haben der Gazelle Fahrradhändler und Kaas als Einzelhändler ihre großen Ladenzeilen.

23 000 Quadratmeter Fläche hat das Areal, 4500 davon sind Mietflächen, die in 22 unterschiedlich große Pachteinheiten unterteilt sind. Der größte Teil der Mietfläche wird derzeit vom Einzelhandel genutzt, 33 Prozent von der Gastronomie, der Rest sind Lagerflächen und Büro. Auf dem Großmarkt gibt es laut Jaghou nur noch zwei leerstehende Gewerbeflächen. Doch nicht mehr lange. „Wir sind in intensiven Vermietungsgesprächen.“

Künftig wird es Stelen geben, die den Weg zu den einzelnen Geschäften und Lokalen auch für neue Besucher weisen. Die Verkehrssituation soll weiter verbessert werden. „Am Wochenende ist die Lage für mit dem Auto anreisende Besucher sehr unübersichtlich“, sagt Jaghou.

Die Parkmöglichkeiten sollen künftig klar erkennbar und geregelt sein. Für die mit dem Rad kommenden Gäste wird es mehrere neue Radabstellmöglichkeiten geben. „Schließlich wollen wir auch durch die in der Nähe verlaufende und im ersten Abschnitt bald fertige Krefelder Promenade Radfahrer zum Großmarkt locken“, fügt Meyer hinzu. Der illegalen Nutzung als Lkw-Parkplatz zum Abend und am Wochenende hat die Stadt mit dem Aufstellen von Schranken und Höhenbegrenzern schon einen Riegel vorgeschoben.

Für mehr Sauberkeit auf dem Areal sollen die bereits zusätzlich aufgestellten Abfalleimer sorgen ebenso wie ein beauftragter Hausmeister-Service und künftige zentrale Müllabladeplätze für die dort ansässigen Gewerbetreibenden. Über das Wie werde aber noch nachgedacht. Auch Neubepflanzungen für mehr Attraktivität sind geplant.

Der Großmarkt ist 1923 gebaut und 1954 um weitere Gebäudeteile erweitert worden. Jahrzehntelang wurden hier Obst, Gemüse und Frischwaren umgesetzt, Einzelhändler kauften hier ein. Der von der Oppumer Straße gut sichtbare alte Schriftzug „Städtischer Großmarkt“ soll restauriert und wieder belebt werden. Die vorhandenen Freiflächen könnten bebaut werden. „Das wollen wir aber nicht“, betont Jaghou.

Vielmehr will man den bereits vorhandenen Pächtern noch mehr Möglichkeiten geben, sich auszuweiten. Zu den Pächtern, teils von Beginn an, wie „Kantine“, die italienische „Trattoria da Bruno“, „Tins Stullenmanufaktur“ (früher „Tapas“), die Taverna „Der Grieche“, das Fischbistro „Der Seemann“, die Kulturrampe von Markus „Pille“ Perlings, die Großmarktgalerie von Armin Richly, das Interieur-Geschäft „design international“ sind hinzugekommen das „Wine House“, das Olivenöl-Magazin „Olio Mediterraneo“, das Blumengeschäft Narziss & Goldmohn, Peitz Kamine und Gazelle.

Sie alle sind zur ersten Pächterversammlung am 23. Juli eingeladen, wo das Erweiterungskonzept vorgestellt und das weitere Vorgehen abgestimmt werden soll. „Wir wollen damit ein Wir-Gefühl schaffen“, so Jaghou, und das Besondere dieses Ortes erhalten.

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