Der erste Oberrabiner

Vor 200 Jahren wurde Löb Carlburg ins Amt eingeführt.

Krefeld. 200 Jahre ist es her, dass in Krefeld erstmals ein Oberrabiner ins Amt kam wurde. Am 9. März 1809 wählte ein Konsistorium den Oberrabbiner, die Amtseinführung von Löb Carlburg fand am 26. Mai 1809 statt.

Er übernahmen Verantwortung in einer für die Juden schwierigen Zeit: Ein Jahr zuvor, am 17. März 1808, erließ Napoleon einige Dekrete, die die Angelegenheiten der französischen Juden regelten - auch die der Krefelder Juden, denn die Stadt lag damals auf französischem Staatsgebiet.

Die neuen Vorschriften waren auf der einen Seite ein Rückschritt: Die französische Revolution hatte die Gleichheit aller Staatsbürger geschaffen, die aber mit dem Einsetzen eines Sonderstatus für die Juden wieder abgeschafft wurde. Die Regelungen hatten Auswirkungen im täglichen Leben: die Juden mussten sich für den Behördenverkehr auf Vor- und Nachnamen festlegen, sie mussten sogenannte Patente erwerben, um wirtschaftlich tätig sein zu dürfen und sie verloren erneut das Recht auf die freie Wahl des Wohnortes.

Nach einer Zählung hatte Krefeld damals die größte jüdische Gemeinde im Departement und so wurde hier das Konsistorium eingerichtet, eine zentrale Stelle für die jüdischen Gemeinden des ganzen Gebietes.

Das Konsistorium sollte aus einem Oberrabbiner und drei weltlichen jüdischen Bürgern bestehen. Es hatte Verwaltungsaufgaben, sollte aber auch Gemeindemitglieder zur Ausübung eines Gewerbes und zum Militärdienst anhalten.

Krefeld, wo es bislang nicht mal einen Rabbiner gegeben hatte, war plötzlich Sitz eines Oberrabbiners. Diese Veränderung legte den Grundstein für die herausragende Bedeutung der Krefelder jüdischen Gemeinde im 19.Jahrhundert. Sie fand in der Einweihung des ersten Synagogenneubaus im Rheinland 1853 ihren Höhepunkt.

Die Amtseinführung von Oberrabbiner Löb Carlburg fand am 26. Mai 1809 in Anwesenheit der örtlichen und staatlichen Honoratioren in der renovierten Synagoge an der heutigen Mennonitenkirchstraße statt.

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