Der Bewerber ohne Gesicht und Namen

Fünf Unternehmen testen bundesweit die anonyme Bewerbung. In Krefeld sind die Firmen eher skeptisch und warten ab.

Krefeld. Name, Herkunft, Alter, Geschlecht und ein freundliches Foto - das alles gehört normalerweise zu einer Bewerbung. Nun hat eine Studie gezeigt, dass Menschen mit einem ausländisch klingenden Namen trotz gleicher Qualifikation seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen werden als solche mit einem deutsch klingenden Namen. Hinzu komme, dass auch häufig Frauen, vor allem mit Kindern, schlechtere Chancen auf eine Einladung hätten als Männer.

Sie steckt mitten in der Bewerbungsphase, hat fünf Unternehmen für ein Pflichtpraktikum angeschrieben, aus dem sich ein Ausbildungsplatz ergeben könnte. "Ich habe drei Zusagen und zwei Absagen bekommen. Bei einem Krefelder Autohaus hatte ich schon den Eindruck, dass meine Herkunft bei der Absage ein Rolle gespielt hat." Erst nach drei Monaten hätte sie eine Absage ohne Begründung erhalten, ihre Unterlagen wurden nicht einmal zurück geschickt. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass dort auf die Nationalität geachtet würde", erzählt die 18-Jährige.

Nachweisen kann man das allerdings nicht.Um solche Verdachtsmomente aus der Welt zu schaffen und Chancengleichheit zu erreichen, hat die Antidiskriminierungsstelle des Bundes einen Vorstoß unternommen und plädiert für die Einführung von anonymen Bewerbungen.

Fünf deutsche Unternehmen haben das einjährige Pilotprojekt diesen Monat gestartet und schreiben für bestimmte Bereiche in ihrem Haus nur noch Bewerbungen aus, in denen jegliche Angabe zu Alter, Geschlecht, Herkunft, Adresse oder Familienstand fehlen. Auch das Familienministerium und das nordrhein-westfälische Integrationsministerium wollen anonyme Bewerbungen testen. Wie stehen Unternehmen und Einrichtungen in Krefeld zu diesem Vorstoß?

Pola Teller von der Personalabteilung bei Siempelkamp hält von der anonymen Bewerbung nichts. "Ein Foto sagt viel über einen Menschen aus und vermittelt einen ersten Eindruck. Ich versuche bei Bewerbungen aber zunächst auch immer den Inhalt zu lesen und anschließend das Foto und die Angaben zu betrachten", erklärt sie.

Bei der Stadtverwaltung nimmt man ebenso wie bei den Stadtwerken Krefeld eine wartende Haltung ein und beobachtet interessiert die Ergebnisse des Pilotprojekts.Berufsschülerin Ayse Simsek findet eine anonyme Bewerbung prinzipiell zwar gut, "aber letztlich bin ich auch der Meinung, dass mein Gesicht und mein Name Teil meiner Persönlichkeit sind, die ich auch schon in der Bewerbung vermitteln möchte."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort