Demographie: Die Stellschraube für Krefeld ist die Bildung

Um den Status zu halten muss die Stadt mehr in Kitas, Schulen, Ausbildung und Integration von Migranten investieren.

Krefeld. "Die Stellschraube für Krefeld ist die Bildung", sagt Carsten Große-Starmann von der Bertelsmann-Stiftung. Und rät den Verantwortlichen, diesen Bereich noch stärker auszubauen, Migrantenkinder stärker einzubeziehen und intensiver die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit benachbarten Kommunen zu suchen. Damit kann sich die Stadt den Herausforderungen des demographischen Wandels stellen, lautet seine These.

Die Zahlen, die die Bertelsmann-Stiftung erhoben hat, sprechen in der Tat eine deutliche Sprache: Für eine Großstadt hat Krefeld wenig Einpendler, die Zahl der Hochschulabsolventen, die in der Stadt arbeiten, ist vergleichsweise niedrig, die soziale Schere klafft auseinander. Dies lässt sich an Zahlen wie Kinder- und Altersarmut genauso ablesen, wie an der niedrigen Abiturientenquote unter den Migrantenkindern und deren hoher Zahl von Schulabbrechern.

Mit solchen Tendenzen könne eine große Stadt im Ballungsraum sich nicht behaupten, meint der Bertelsmann-Experte und rät dringend zum Handeln. Dieser Rat gelte für alle Bereiche - von der frühkindlichen Förderung bis zur beruflichen Bildung.

Die Zahl der Kinderbetreuungsplätze, so Große-Starmann, sei im Vergleich zu anderen Städten ausbaufähig. Dies wiederum erhöht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, macht die Stadt also attraktiver für Familien. Gut ausgebildete Fachkräfte werden in einer alternden Bevölkerung Mangelware sein. Umso gefragter bei Unternehmen sind Städte, die solche Kräfte ausbilden. Das gleiche gilt für die Fortbildung älterer Mitarbeiter. Die wird man nicht mehr so schnell in den Vorruhestand entlassen, wenn Fachkräfte fehlen. Dafür muss mehr in deren Fortbildung investiert werden. Die Zahl hochwertiger Jobs erhöht umgekehrt aber auch die Attraktivität des Wohnortes.

Eine gute Bildung/Ausbildung entlastet die Stadt im besten Fall auch von Sozial- oder Jugendhilfekosten. Die eingesparte Summe kann in anderen Bereichen investiert werden. Die jungen Leute haben bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Ein gutes Schulsystem macht die Stadt zudem wieder attraktiver für Familien.

Da gerade in Krefeld die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Schulalter laut Bertelsmann-Prognose stark zurückgeht, wird der Druck auf das Schulsystem wachsen. Erste Auswirkungen sind bereits heute zu spüren. Um die Qualität dennoch zu halten, schlägt Große-Starmann Kooperationen vor - gegebenenfalls auch über die Stadtgrenze hinaus. Zum Beispiel mit anderen Schulen, aber auch mit Universitäten und interessierten Unternehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort