„Neuerungseffekt verflogen“ DEB-Präsident bestätigt: Deutschland-Cup zum letzten Mal in Krefeld

Krefeld · Der Deutschland-Cup wird in diesem Jahr zum letzten Mal in Krefeld stattfinden. Das machte nun der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes klar.

  In Krefeld wird es vorerst keinen Deutschland-Cup mehr geben - das macht Peter Merten, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) deutlich.

In Krefeld wird es vorerst keinen Deutschland-Cup mehr geben - das macht Peter Merten, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) deutlich.

Foto: dpa/Matthias Balk

Der Deutsche Eishockey-Bund ist alarmiert. Sein größtes Zugpferd, das Nationalteam der Männer, scheint nicht mehr zu ziehen. Zumindest in Krefeld nicht. Dort wunderten sich am Donnerstag Spieler, Bundestrainer und Funktionäre über den miserablen Zuschauerzuspruch beim deutschen 3:2-Auftaktsieg nach Verlängerung gegen Dänemark beim Deutschland Cup. Offiziell wurden 1680 Zuschauer angegeben. Tatsächlich waren es aber wohl deutlich unter 1000. „Natürlich war das unter unseren Erwartungen“, bekräftigte DEB-Präsident Peter Merten am Freitag noch spürbar zurückhaltend. „Es ist nicht optimal.“

Als Konsequenz daraus wird es mit Krefeld keine weiteren Gespräche über eine mögliche Verlängerung geben. Nach fünf Turnieren am Niederrhein zieht der Deutschland Cup im kommenden Jahr weiter. „Wir sind jetzt zum fünften Mal hier. Der Neuerungseffekt ist verflogen. Wir wollen an einen anderen Standort“, bekräftigte Merten unverblümt. Als Übergangsstandort ist Schwenningen im Gespräch, ehe der DEB 2024 oder 2025 mit seinem traditionellen Vier-Nationen-Turnier nach München zurückkehren könnte, wo sich der SAP Garden gerade im Dauer-Bau befindet.

Die miese Zuschauerzahl am Donnerstag klang nach Mertens Worten vom Freitag noch dramatischer. Denn laut DEB-Präsident wurde ein Teil der Tickets noch an Landesverbände und Sponsoren vergeben. So erklärt sich womöglich auch die offensichtliche Diskrepanz zwischen tatsächlicher und offizieller Zuschauerzahl. Denn laut Merten soll ein Großteil der Sponsoren-Tickets erst für die Spiele am Wochenende gegen Österreich (Samstag/17.30 Uhr) und die Slowakei (Sonntag/14.30 Uhr) abgerufen worden sein.

Beim DEB und der Deutschen Eishockey Liga zerbrechen sie sich derzeit die Köpfe über die Gründe. Auch in der DEL kommen laut Geschäftsführer Gernot Tripcke derzeit rund zehn Prozent weniger Menschen in die Hallen als in den Vor-Corona-Jahren zum selben Zeitpunkt. „Das ist aber noch besser, als wir befürchtet haben“, sagte Tripcke. DEL und DEB sind sich sicher, dass gerade ältere Menschen wegen des Coronavirus noch Angst vor einer Massenveranstaltung haben.

„Wir kämpfen in unserer Liga auch darum, wieder auf 100 Prozent zu kommen“, sagte auch DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch. „Aktuell ist das nicht schön. Die aktuelle Saison sollte aber noch nicht der Maßstab sein. Dafür haben wir zurzeit zu viele Krisen und Probleme in Deutschland.“ Ligen und DEB befürchten, dass durch die aktuelle Energiekrise vor allem am Stadionticket gespart wird.

„Die Frage 'reicht das Geld' beschäftigt die Menschen“, meinte Merten, der einen weiteren - unbequemen - Verdacht hat. „Wir haben die Fans auch über die Online-Angebote verwöhnt“, sagte Merten. In der DEL und DEL2 sind alle Spiele über Streamingdienste live zu sehen. „Jetzt müssen wir die Fans wieder in die Arenen holen.“

In Krefeld mag der mangelnde Zuspruch aktuell auch an fehlenden Zugpferden liegen. Bekannte Spieler sind in diesem Jahr kaum dabei, weil Bundestrainer Toni Söderholm vor allem noch unbekanntere Talente testet. Auch die wunderten über die leeren Ränge. „Jeder Spieler will vor einer vollen Kulisse spielen“, sagte Söderholm. Sein diesjähriger Kapitän Marc Michaelis vom SCL Langnau aus der Schweiz nahm es indes mit Humor. „Meinen bislang einzigen Deutschland Cup habe ich während Corona gespielt. Da war keine Sau hier. Da ist das schon eine Steigerung“, sagte der 27-Jährige.

(dpa)
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