Bedenken gegen Bewerber Krefelds Politik zögert bei Verkauf des Schullandheims Herongen

Krefeld · Seit 2016 versucht die Stadt Krefeld, das ehemalige Schullandheim in Straelen-Herongen zu verkaufen. Vor allem gegen einen der drei Bewerber gibt es Bedenken.

 Das Schullandheim in Herongen war über Jahrzehnte Ausflugsziel zahlreicher Schulkinder.

Das Schullandheim in Herongen war über Jahrzehnte Ausflugsziel zahlreicher Schulkinder.

Foto: stadt

Seit 2016 versucht die Stadt Krefeld, das ehemalige Schullandheim in Straelen-Herongen zu verkaufen. Als Käufer schien schon das Deutsche Rote Kreuz Westfalen Lippe gefunden zu sein, doch die gGmbH zog ihr Angebot wieder zurück. Deshalb hat die Stadt seit dem vergangenen Jahr ihre Vermarktungsbemühungen verstärkt und tatsächlich drei ernstzunehmende Interessenten gefunden. Im Hauptausschuss sollte in der vergangenen Woche über das weitere Vorgehen abgestimmt werden, doch der Beschlussentwurf wurde der Verwaltung ohne lange Diskussionen zurückgegeben: Es gibt noch Beratungsbedarf. Vor allem gegen einen der drei Bewerber regen sich Bedenken in Teilen der Politik, da er der Scientology-Sekte nahe stehen soll.

Der Sanierungsaufwand
geht in die Millionen

Das Dr.-Isidor-Hirschfelder-Schullandheim Herongen wurde ab 1930 als Flughafen gebaut. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Gebäude als Offiziersunterkunft. Teile des Flughafens stehen unter Denkmalschutz. Das Areal ist 32 600 Quadratmeter groß, liegt in einem Landschaftsschutzgebiet und hat einen Verkehrswert von 804 000 Euro.

Bis 2014 wurden die sechs Gebäude als Schullandheim der Stadt Krefeld mit 130 Plätzen genutzt. Ab diesem Zeitpunkt bis Februar 2019 brachte das DRK dort unbegleitete jugendliche Flüchtlinge unter. Es mietete die Räume dafür an. Nachdem für die Wohngruppe in Kempen eine neue, bessere Unterkunft gefunden werden konnte, wurde das Heim aufgegeben. Es steht seitdem leer und wird von einem Sicherheitsdienst vor Vandalismus geschützt.

Die Gebäude sind schon jetzt in einem schlechten Zustand. Von einem Sanierungsaufwand in Millionenhöhe war bereits im Vorjahr im nichtöffentlichen Teil des Rechnungsprüfungsausschusses die Rede. Da sich die Liegenschaft außerhalb eines gültigen Bebauungsplans befindet, ist die zulässige Nutzung zudem auf ein Schullandheim oder ähnliches beschränkt. Doch das könnte sich ändern: Es besteht die Möglichkeit, dass auch das Gebäudeensemble unter Denkmalschutz gestellt wird, was neue Möglichkeiten eröffnen würde.

Drei Interessenten mit
zwei Nutzungskonzepten

Die drei Interessenten, die sich bei der Stadt Krefeld gemeldet haben, legten zwei unterschiedliche Nutzungskonzepte vor. Ein Investor aus Straelen will dort Wohnraum für bis zu 200 temporäre Arbeitskräfte schaffen, ein Interessent aus den Niederlanden legte eine ähnliche Idee vor. Dagegen möchte ein Investor aus Krefeld das Schullandheim zu Mehr-Generationen-Häusern umbauen.

Genau dieser Bewerber, erfahren in der Entwicklung ältere Gebäude, hat bisher das höchste Gebot eingereicht. Es liegt klar über der Mindestkaufpreiserwartung. Doch schon im Finanzausschuss Mitte Juni und jetzt im Hauptausschuss ergab sich in der Politik die gleiche Frage: Kann das Heim an einen Interessenten verkauft werden, der in Verbindung zu einer Organisation stehen könnte, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird? Bereits 2015 hatte es eine ähnliche Diskussion gegeben, als es um den Verkauf der ehemaligen städtischen Kinderklinik ging. Damals wurde am Ende per Dringlichkeitsbeschluss entschieden, dass die Stadt auf ein Vorkaufsrecht für das Gebäude verzichtet: Der ebenfalls den Scientologen zugeordnete Bewerber erhielt den Zuschlag.

Mit Straelen ist vereinbart,
eine Vorauswahl zu treffen

In ihrer Stellungnahme zur Sitzung des Hauptausschusses hat die Verwaltung erklärt, über eine angebliche Verbindung des Herongen-Bewerbers zur Scietology-Sekte lägen ihr keine Informationen vor. Es sei in solchen Angelegenheiten auch nicht üblich, dazu Auskünfte beim Verfassungsschutz einzuholen – jedenfalls nicht ohne Auftrag der Politik. Dennoch wurden zwei Beschlussentwürfe vorgelegt – einmal mit, einmal ohne den umstrittenen Bewerber.

Mit der Stadt Straelen hat die Krefelder Stadtverwaltung vereinbart, eine Vorauswahl der Interessenten zu treffen. Diese soll die Nutzungskonzepte auf ihre Machbarkeit prüfen und muss diesen auch zustimmen. Es ist ihr nicht an einem Leerstand gelegen. Doch die Idee, das Schullandheim selbst zu kaufen und für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen, scheiterte Anfang des Jahres in Straelen.

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