Meinung Das Leid mit den Grenzen

Krefeld. Angenommen, man wohnt auf der südlichen Seite der Ritterstraße, will seine Hausfassade sanieren und beantragt erfolglos einen Förderzuschuss, während der Nachbar auf der Straßenseite gegenüber munter mit dem Fördergeld sein Haus verschönert und man dabei noch zuschauen muss.

Kaum verwunderlich, wenn da Neid, Ärger und ein Gefühl von Ungerechtigkeit aufkeimen. Muss die Stadt so strikt vorgehen? Muss sie Haus- und Straßenabstände mit dem Maßband vermessen? Warum sind keine Ausnahmen möglich?

Ja, die Stadt muss. So schmerzlich es für den Anwohner ist — irgendwo muss eine Grenze gezogen werden. Das gilt für den Steuerfreibetrag und die Einkommensgrenze ebenso wie für den Eintritt in den Ruhestand und die Altersgrenze, wo unter Umständen ein Geburtstag zu spät ein Jahr mehr Arbeit bedeutet. Stichtage aller Art entscheiden oft über Freud’ und Leid. Das gilt ebenso für geografische Grenzen. Man denke nur an diesseits und jenseits der ehemaligen deutschen Grenze zur DDR. Mit der bewusst gewählten Innenringgrenze für den Stadtumbau West hat die Stadt seinerzeit das Ziel verfolgt, die Innenstadt im Hinblick auf die demografische Entwicklung mit immer weniger Einwohnern in der City ein Zeichen zu setzen.

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