Figurentheater Das Leben von Ravel genial inszeniert

Ein Figurentheater brachte die Biografie des französischen Komponisten musikalisch und schauspielerisch auf die Bühne.

Stimmige Choreografie: Die Puppe bewegte sich wie ein echter Pianist. Ragna Schirmer spielte die Musik live auf der Bühne.

Stimmige Choreografie: Die Puppe bewegte sich wie ein echter Pianist. Ragna Schirmer spielte die Musik live auf der Bühne.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Genial wie lebensnah, wie die beiden Puppenspieler ihren kleinen Maurice Ravel am Mini-Flügel spielen lassen. Sie müssen die Bewegungen eines Pianisten, sein Mitgehen mit der Musik, die typischen Körperhaltungen lange studiert haben. Ganz in Schwarz gekleidet und auch mit schwarz verhüllten Gesichtern treten sie im dunklen Bühnenraum völlig zurück und verblüffen mit der Lebendigkeit und Natürlichkeit ihres Hauptdarstellers.

Das Konzert für eine taube Seele fesselt von den ersten Takten an. Der Reiz dieser Szene wird noch gesteigert, da man die Pianistin Ragna Schirmer auf einen schräg zum Publikum aufgestellten Spiegel beobachten kann, wie sie live Ravels Musik spielt. Wunderbar wie die beiden, nicht völlig synchron, aber absolut überzeugend vortragen, ihre Interpretationen leben, bis in die letzte Feinheit verkörpern.

Das Atrium der Studiobühne eins in der Fabrik Heeder ist ein perfekter Ort für das Bühnenbild von Oliver Proske, das die verschiedenen Ebenen des biografischen Puppenspiels um den berühmten französischen Komponisten kreativ miteinander verbindet. Das Puppentheater Halle, das am Sonntagabend seinen Auftritt beim Budenzauber hat, präsentiert sich mit einer wunderbaren Aufführung und einem ausgezeichneten Team — unter anderem Christoph Werner (Regie), Bernhild Bense (Dramaturgie), Katharina Kummer, Nils Dreschke, Sebastian Fortak, Lars Frank, die als Puppenspieler und auch als Schauspieler auf der Bühne agieren.

Einfühlsam, packend, aber auch humorvoll zeigt das Ensemble in einem vielschichtigen Spiel die traurige Lebensgeschichte des Komponisten, der verstärkt durch einen Autounfall unter der seltenen Krankheit Amusie litt, einer Störung in der Wahrnehmung und Widergabe von Musik. Die Zeitgenossen bezeichneten dies als „taube Seele“. Wie wunderbar, dass dieses tragische Schicksal bei der Aufführung nur schauspielerisch und nicht in Tönen umgesetzt wird.

Die beiden Klavierzyklen von Ravel — Miroirs (Spiegel, 1905) und Gaspard de la Nuit (Kasper der Nacht, 1908) sowie die Pavane pour une infante défunte (Pavane für eine verstorbene Prinzessin, 1899), sind nicht nur ein besonderer Genuss für die Ohren, sondern auch für die Augen, wie fantasievoll sie im Spiel von Puppen und Menschen umgesetzt werden. Für diese Aufführung lohnt sich ein Städtetrip nach Halle. Anke Zwering, Organisatorin des Budenzaubers, ist froh, dass sie die Entdeckung gemacht hat. „Ergreifend und berührend. Das Zusammenspiel ist fantastisch. Das gibt einen ganz neuen Blick auf Ravel. Ich habe das Stück auf arte gesehen und bin glücklich, die nach Krefeld geholt zu haben.“

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