Das Konfliktpotenzial auf dem Schulhof schon im Keim ersticken

Schüler sollen lernen, einander zu schätzen. Studenten haben ein Konzept für die Franz-Stollwerck-Schule erarbeitet.

Krefeld. Es ist große Pause. Markus saust mit dem Roller über den Schulhof. Miriam will auch damit fahren. Sie ist sauer auf Markus und schubst ihn um: "Ich will jetzt!", schreit sie und greift nach dem Spielzeug. Das will Markus sich nicht gefallen lassen. Er berappelt sich und schlägt zurück: "Ich bin aber dran, du blöde Kuh!" Solche Konflikte zwischen Schülern gibt es immer wieder.

"Alle wollen immer nur den Kopf in die Schule schicken. Aber immer kommt das ganze Kind!" Unter diesem Motto nahmen fünf Sozialpädagogik-Studenten ("Keep Cool") im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit die Franz-Stollwerk-Förderschule unter die Lupe. Nina Magath und Philipp Münks sind seit drei Jahren Teil des Kollegiums an der Grundschule. "Wir haben immer wieder Kabbeleien zwischen den Schülern beobachtet", sagt Nina Magath. "Aggression ist hier ein Thema. Die Klassen werden größer und das Konfliktpotential steigt." Zusammen mit Jenny Bernecker, Lukas Kosebeck und Anne-Katrin Graber stellten sie ein umfangreiches Konzept zur Gewaltprävention, um Konflikte künftig zu vermeiden, auf die Beine.

Gewaltprävention und Aggression sind nicht Teil des Lehrplans. Das Buch gibt den Lehrern Hilfestellungen, diese Themen in den Unterricht zu integrieren und den Kindern spielerisch ein Gefühl für Sozialkompetenz zu vermitteln. Ziel ist es, Konfliktsituationen im Zaum zu halten. "Quellen für Gewalt sind oft Schwierigkeiten der Schüler, ihre Bedürfnisse angemessen zu formulieren", sagt Nina Magath. Es gilt, Schüler mit geringem Selbstbewusstsein zu stärken und Hitzköpfen ihre Grenzen aufzuzeigen.

Das Handbuch bietet einen sachlichen Hintergrund, viele Literaturhinweise und Ideen zur Gewaltprävention. In Unterrichtsgesprächen können die Lehrer etwa verschiedenste Situationen vorstellen, die die Kinder auf einer Gewaltskala von Null bis Zehn einordnen sollen. Während Sand ins Gesicht schmeißen für Katja vielleicht eine Acht ist, findet Björn das nicht so schlimm und verteilt eine Vier. Darüber lässt sich reden. Tolerieren der anderen Meinung ist wichtig. Spielerisch kann auch die Kommunikation gefördert werden. Fünf Schüler stellen sich auf eine Bank. Jeder bekommt eine Karte aus einem Skatspiel. Ohne zu sprechen, nur mit Mimik und Gestik, sollen sie sich in der richtigen Reihenfolge aufstellen und die Bank dabei nicht verlassen.

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